Wer bei der Veröffentlichung des neuen Albums der Folk-Truppe Lost In The Trees aus North Carolina auf ein sonnig-leichtes Frühlingsalbum hofft, der sei gleich von Anfang an gewarnt: Die Frühlingsgefühle, die der Kopf der Band, Ari Picker, hier vertont hat, sind alles andere als positiv. Denn so ist das Hauptthema der neuen CD der Tod seiner Mutter, die 2009 Suizid begangen hat.
Doch auch wer nun ein depressives Trauer-Werk erwartet, wird zu Beginn auf eine andere Spur geführt. Mystisch und sphärisch kommt "Neither Here Nor There" daher. Der glasklare Gesang und der monoton vorantreibende Rhythmus sollen den Hörer in eine Welt führen, in der die Mutter wiedergeboren wird.
Dieser geheimnisvolle Klang wird der treibende rote Faden für den Rest des Albums werden. Denn auch im darauffolgenden "Red" schlägt sich ein eingängiger Beat durch die zerbrechlichen Klanglandschaften, die durch ein Kammerorchester musikalisch noch vielfältiger aufblühen.
Allgemein spielen die Streicher eine sehr wichtige Rolle auf dem ganzen Album. Sie tragen die melancholische Grundstimmung 'federweich' von Song zu Song. Mal klingen sie hektisch und aufgebracht, dann wieder leidend und voll von Schmerz. Und so bekommt man oft den Eindruck, es handele sich hier nicht um ein Musik-Album mit wahrem tragischem Hintergrund, sondern nur um eine pompös inszenierte Hollywood-Verfilmung der Marke "Herr Der Ringe" oder "Avatar".
Die traurige, ja schon fast depressive Atmosphäre wird dennoch immer wieder durch teilweise sperrige Bass- und Schlagzeug-Rhythmen in Fahrt gebracht, so dass man als Hörer nicht ebenfalls in Weltschmerz versinkt.
Abwechslung ist auf "A Church That Fits Our Needs" aber auf jeden Fall geboten. So beginnt der Song "This Dead Bird Is Beautiful" nur mit Gesang und Akustik-Gitarre von Ari Picker, baut sich aber zu einem bombastischen Epos auf. Und siehe da, kommt man dem Ende des Albums näher, keimt musikalisch ein Funken Hoffnung auf. "Garden" poltert bedrohlich los, klingt aber bei weitem nicht mehr so schwermütig und endet in einem großen, orchestralen Finale.
Auch im äußerst melancholischen "Villain (I'll Stick Around)" und in "An Artist's Song" lassen sich kleine Funken von Licht am Ende des Tunnels erblicken.
Vielleicht eine Andeutung, dass der Komponist Ari Picker selbst in einem traumatischen Erlebnis, wie dem Tod seiner Mutter, am Ende Hoffnung und Licht sehen kann. Mit dem zarten, ruhig gehaltenen "Vines" endet ein äußerst persönliches Album, welches aufgrund der Thematik und der teilweise äußerst traurigen Musik sicher nicht gerade einfach zu verdauen ist.
Manches ist vielleicht etwas zu 'aufgeblasen' und dramatisch, ja fast schon kitschig, aber dennoch lässt sich inmitten der gewaltigen Streicherklängen immer wieder extreme Schönheit finden.
Line-up:
Ari Picker (vocals, guitar)
Drew Anagnost (cello)
Mark Daumen (tuba, bass)
Leah Gibson (cello)
Emma Nadeau (french horn, vocals, bells, accordion)
Jenavieve Varga (violin)
Yan Westerlund (drums)
Tracklist |
01:Moment One (0:37)
02:Neither Here Nor There (5:43)
03:Red (5:01)
04:Golden Eyelids (5:01)
05:Icy River (4:24)
06:Tall Ceilings (3:40)
07:Moment Two (0:36)
08:This Dead Bird Is Beautiful (5:49)
09:Garden (4:08)
10:Villain [I'll Stick Around] (4:46)
11:An Artist's Song (5:05)
12:Vines (2:59)
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