Loving The Sun / Dreaming Of More
Dreaming Of More
Loving The Sun nennt sich das eigentlich aus drei Musikern bestehende Voice-Elektronik-Duo. Gegründet wurde die - tja, kann man bei so etwas Band sagen? - von Christina Pollmann und Joe Weninghoff. Angedockt hat für die Studioarbeit dann noch Andrea Heukamp. Sie deckt die Backingvocals ab.
LTS, also Loving The Sun, ist doch ein ziemlich ungewöhnlicher Name. Sind damit die melanomgefährdeten Sonnenanbeter gemeint, die reaktorfeindlichen Antiatomkraftgegner oder nur der Typ Mensch, der sich trotz der - 'wir sind Winterolympia-Kampagne' hierzulande - einfach nur auf den Sommer freut?
Vielleicht hilft eine Hörprobe vom Album "Dreaming Of More", um dieser Schlüsselfrage zu Leibe zu rücken. LTS spielen elektronische (Pop-) Musik mit weiblichen Vocals. Sie gehen dabei sehr entspannt und unaufgeregt vor. Die herrschenden Emotionen und Eigenschaften sind eindeutig: Ausgeglichenheit, Sanftmut und vielleicht ein bisserl Trägheit. Die Keyboardarrangements floaten mal spacig durch den interplanetaren Raum, dann laden sie zu einer Vernissage ein, bevölkert von lauter in schwarzen Rollkragenpullovern gehüllten und mit Designerbrillen bewaffneten Kunstkennern.
Das Rückgrat der Songs bildet der Drumcomputer. Er klingt erfreulich natürlich synthetisch. Es wird gottlob erst gar nicht versucht, einen menschlichen Trommler zu imitieren. So wie es sich jetzt anhört, passt es zur Musik und das ist auch prima so. Manchmal hilft eine Analogie, um ein Anliegen klarer zu artikulieren. Also, ein richtiger Trommler wäre bei LTS so passend wie eine Aloha-Gitarre bei Slayer.
Aber die E-Gitarre bereitet ein wenig Kopfzerbrechen. Die Musiker setzen sie ab und an im Hintergrund als Melodieträger ein. Klingt auch an sich gar nicht schlecht. Sie ist für meinen Geschmack allerdings zu leise reingemischt. Demgegenüber sind für mich die Vocals im Vordergrund ein Quäntchen zu vordergründig. Die Damen singen ganz ordentlich, allerdings auf die Dauer zu eintönig verhalten. Hört man jedes Stück für sich, ist wieder alles prima - nach Durchzug des gesamten Longplayers jedoch fällt eine sofortige Wiederholung nicht immer einfach. Alles im Musikfan ruft dann nach etwas 'Beherzterem'.
Christina und Andrea verstehen ihr Metier. Nach Einzug der einen oder anderen aufgebrezelten Möchtegern-Operndiva in die Welt der Rockmusik will man spontan behaupten, unseren beiden Akteurinnen fehle das letzte Tröpfchen Brillanz. Aber damit wird man Andrea und Christina nicht gerecht. Im Gegenteil - sie klingen erfrischend 'normal' gut, und sie geben sich offensichtlich auch so, wenn ich die Fotos auf dem Cover richtig deute. Schön zu sehen und zu hören, dass es auch ohne Allüren, Pomp, Glitter und sonstigem Schwachsinn geht. Die Musik steht an erster Stelle und nicht das Image. Toll!
Die Songs auf dem Album tragen Titel wie "Years Are Flying Away", "Daylight", und "Springtime". Das sollte uns positiv stimmen. Weitab der Gefahr einer depressiven Episode kann "Dreaming Of More" unbeschwert im Spieler gyrieren. Ist ja nicht bei allen Scheiben so, in denen Sängerinnen Sirenen gleich ihre Zuhörerschaft zu betören versuchen.
LTS fangen an wo Rheingold aufhört und hören auf wo Lanvall anfängt.
7 RockTimes-Uhren für diese relaxte Arbeit.


Spielzeit: 51:06 Min, Medium: CD, Nea Music/Paengg, 2005
1:Years Are Flying Away 2:South Beach Quay 3:Close My Eyes 4:Hello My Love 5:Daylight 6:In My Life 7:Happened 8:Raindrops 9:Spring Time 10:Sun And Moon 11:Like Air In The Sky
Olli "Wahn" Wirtz, 02.03.2006
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