Low / The Invisible Way
The Invisible Way Spielzeit: 41:01
Medium: CD
Label: Sub Pop Records, 2013
Stil: Rock, Folk, Independent

Review vom 24.03.2013


Günther Klößinger
Ganze zwei Jahrzehnte sind Low nun schon on the road. Sie erfreuen sich einer treuen und nicht gerade kleinen Fangemeinde. Vielen Musikliebhabern sind sie auch weit über die natürlichen Grenzen des nordamerikanischen Kontinents hinaus ein Begriff. Dennoch ist ihre Erfolgsgeschichte eher untypisch für diese lauten Zeiten, denn die Gruppe widmet sich mehr den leisen Tönen. Auf marktschreierisches Promo-Gedöns verzichten die Musiker aus Minnesota ebenso wie auf vordergründiges Posing.
Vielmehr erzählen Alan Sparhawk und Mimi Parker in ihren Songs intime, kleine Geschichten, mit denen sie die Poesie des Alltäglichen heraufbeschwören. Die philosophischen Betrachtungen, die aus den literarischen Beobachtungen des menschlichen Lebens erwachsen, sind oft von einem verschmitzten, stillen Humor getragen und wirken dadurch nie aufgesetzt.
Da wäre beispielsweise die Geschichte jener Plastiktasse. Nun, dabei handelt es sich nicht um ein Gefäß für die Kaffeepause, sondern eher für die Urinprobe. Mit viel Wehmut in der Stimme fragt Alan Sparhawk sich, was wohl die Archäologen in Hunderten von Jahren über diese Tasse denken werden - war sie ein Kelch, aus dem der König seinen Abendtrunk zu sich nahm? Die Backgroundharmonien von Mimi Parkers Gesang geben dem verinnerlichten Sound beinahe einen spirituellen Touch.
Die Arrangements sind minimalistisch gehalten: über Mimi Parkers schlichte Rhythmik am Drumkit webt Sparhawk mit einfachen Akkorden das harmonische Grundmuster für eingängige Melodien. Das Tempo ist durchwegs langsam, die Stimmung pendelt zwischen Weltschmerz und Romantik hin und her. Dennoch wirkt die Musik von Low in keiner Sekunde plump oder primitiv. Musik und Texte verschmelzen zu einer Einheit und erzeugen eine Atmosphäre von Vertrautheit und Nachdenklichkeit. Wer sich einmal in die typische Poesie der Gruppe eingehört hat, wird immer wieder gern in ihr abtauchen.
Kein Wunder, dass einmal ein Freund der Musiker den Begriff »Slowcore« für diese Klänge prägte - und damit gar ein ganzes Subgenre der Indieszene kreierte.
Produziert wurde "The Invisible Way" in den Studios der Kultband Wilco in Chicago. Neben Parker und Sparhawk ist auch Bassist Steve Garrington am Start, der das melancholische Trio seit einigen Jahren komplettiert und auch ein Piano kam bei den Aufnahmen zum Einsatz. Dennoch kein Grund zur Panik für die Freunde des typischen Low-Sounds: von Überproduktion ist man noch immer meilenweit entfernt!
"The Invisible Way" kann ein Wegweiser sein: zwar unsichtbar, aber sehr gut zu hören. Hier geht's lang: gegen alle vordergründigen, veräußerlichten Strömungen und gegen den immer hektischeren Rhythmus der Zeit. Am besten genießt man diese sehr persönlichen Songminiaturen wohl des Abends bei einem guten Glas Rotwein. Ob man sich nun von den elegischen Etüden in entspannte Sphären tragen lässt oder sich mit den ironisch-verträumten Lyrics auseinandersetzt - es ist in jedem Falle lohnend, diesem 'invisible way' zu folgen.
Line-up:
Alan Sparhawk (guitar, vocals)
Mimi Parker (drums, vocals)
Steve Garrington (bass)
Tracklist
01:Plastic Cup
02:Amethyst
03:So Blue
04:Holy Ghost
05:Waiting
06:Clarence White
07:Four Score
08:Just Make It Stop
09:Mother
10:On My Own
11:To Our Knees
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