Lunatic Soul / Same
Lunatic Soul Spielzeit: 46:53
Medium: CD
Label: Kscope Music, 2008
Stil: New Art Rock/Post Rock

Review vom 10.10.2008


Michelle Karayilan
Lunatic Soul, dahinter verbirgt sich Mariusz Duda und mit diesem Namen sollte es bei den meisten nun im Kopf klingeln, denn er ist der Sänger der polnischen Band Riverside. Mit diesem Projekt verwirklicht Mariusz Duda musikalische Ideen, die zu seiner Stammband nicht gepasst hätten. Den musikalischen Stil den man zu hören bekommt, bezeichnet er selbst als eine orientalisch-trans-pychedelische Reise und als Inspirationsquelle wird Dead Can Dance genannt. Unterstützt wird er von Maciej Szelenbaum, mit dem er schon vor seiner Zeit mit Riverside arbeitete, sowie seinem Bandkollegen Michal Lapaj. Auch Wawrzyniec Dramowicz (Indukti) und Maciej Meller (Quidam) konnte man für das Project begeistern.
Diesem Werk liegt ein konzeptionelles Thema zugrunde, und zwar das Thema Tod und was man zurück lässt, wenn man stirbt. So ist die Musik, die man geboten bekommt, eher ruhig und düster. Elektrische Gitarren gibt es nicht zu hören, dafür jede Menge Sounds, erzeugt von dem E-Bow, wobei Mariusz zugibt, dieses Instrument vorher nicht gekannt zu haben.
Da auch ich nicht wusste was es mit dem E-Bow auf sich hat, habe ich mich bei Wikipedia.org schlau gemacht und dort steht folgendes zu lesen:
»Der E-Bow ist ein Effektgerät für E-Gitarren und Westerngitarren. In der Spiel- oder Zupfhand (also bei Rechtshändern, die rechte Hand) gehalten, bringt man den E-Bow in die unmittelbare Nähe einer Saite, wobei das Gerät mittels zweier Führungsschienen auf die exakte Position gebracht wird. Mittels eines Tonabnehmers und einer Induktionsspule wird die latente Schwingung einer Saite abgenommen und über die Spule auf die Saite übertragen. Es entsteht eine Rückkopplung mit dem Effekt, dass die Saite langsam anfängt zu klingen und endlos weiter klingt, bis der E-Bow wieder entfernt wird. Durch leichten Druck kann ein Sitar-ähnlicher Effekt erzeugt werden, indem der E-Bow gegen die schwingende Saite gedrückt und der Ton leicht gedämpft wird. Die 2. Generation wartet mit einer Harmonizer Funktion auf, die mittels eines kleinen Schalters Obertöne hinzufügt und so dem Spieler einen größeren Tonumfang ermöglicht, ohne auf die oberen Bünde springen zu müssen. Erfunden in den 1970er Jahren, ist er heute immer noch ein beliebtes Gerät.«
Aha, jetzt bin ich und Alle, die es nicht kannten schlauer. Außer diesem E-Bow erklingen noch recht viele Tastensounds und Percussions.
So wird mit dem relativ kurz geratenem "Prebirth" mit sehr experimentellen Sounds die musikalische Reise eingeleitet und mündet übergangslos in "The New Beginning". Dieses Stück strahlt durch den vorgegebenen Rhythmus und den Flötensound ein orientalisches Flair aus. Dazu gesellt sich Mariusz Dudas charismatische Stimme und singt Worte in seiner eigenen Sprache, wie er auf der MySpace-Seite selbst zugibt. Hervorragend gefällt mir "Out On A Limb", bei dem der Rhythmus noch mitreißender und druckvoller aus den Boxen klingt, was jedoch auch die Ausnahme auf diesem Rundling ist, denn die anderen Songs sind eher ruhiger gestaltet.
"Where The Darkness Is Deepest" ist instrumental aufgebaut und mit den elektronischen Soundschnipseln klingt er sehr experimentell, übt jedoch auf mich eine hypnotische Wirkung aus. Ähnlich verhält es sich auch mit dem darauf folgenden "Near Life Experience", bei dem akustische Gitarren einen schönen Kontrast zum Piano bilden, das im weiteren Verlauf des Tracks die Oberhand hat.
Akustische Gitarre auch im sich ins Ohr einschmeichelnden "Adrift". Highlight für mich ist jedoch neben dem Titeltrack "Lunatic Soul" noch "The Final Truth", in dem Fragen aufgeworfen werden, was man wohl nach seinem Tod zurück lässt. Das Ganze in eine Art monotonen und doch interessanten Rhythmus verpackt und zutiefst melancholisch. Je weiter dieses Lied voran schreitet, umso mehr wird Druck aufgebaut und Mariusz glänzt mit seinem ausdrucksvollem Gesang, der mir einen Kloß im Hals erzeugt. Orientalische Soundgebilde beenden dieses schöne Werk und ich kann mir die Anmerkung nicht verkneifen, dass Lunatic Soul auf ihrem Debüt orientalischer klingen, als Ephrat, die es ja eigentlich draufhaben sollten.
Es wird ja auf der MySpace-Seite behauptet, dass dieses Werk Menschen ansprechen wird, die eine 'lunatic soul' (wahnsinnige Seele) haben. Demnach habe ich eine wahnsinnige Seele, denn alle Songs verstehen es zu gefallen. Daher von mir Daumen hoch für ein ansprechendes Debüt und ich hoffe noch mehr von Lunatic Soul zu hören!
Line-up:
Mariusz Duda (vocals, bass guitar, acoustic guitar, percussion)
Maciej Szelenbaum (piano, keyboards, flutes, harmonica)
Wawrzyniec Dramowicz (drums, percussion)
Michal Lapaj (hammond organ)
Maciej Meller (e-bow)
Tracklist
01:Prebirth
02:The New Beginning
03:Out On A Limb
04:Summerland
05:Lunatic Soul
06:Where The Darkness Is Deepest
07:Near Life Experience
08:Adrift
09:The Final Truth
10:Waiting For The Dawn
Externe Links: