Eine surreal-phantastische Vorstellung bieten sie uns in ihrem "Paranoid Circus" an, die sieben Musiker von Lyriel aus Gummersbach im Bergischen Land.
Nach einer höchst theatralischen, dreisprachigen Ankündigung durch den Gast Simon Jäger (Synchronstimme von Heath Ledger, Matt Damon und Josh Hartnett), werden wir von Sirenengesängen und einem huftrappelnden Schlagzeug mitgenommen in eine phantastische Vorstellung in den Tiefen der Lyrik.
Musikalisch einzuordnen sind
Lyriel schwer, gleich einige Schubladen müssen dafür herhalten. Es sind Folk Rock-Elemente enthalten, die durch die Instrumentierung mit Violine und Cello oftmals einen klassischen Touch haben. Eine Gothic-Grundstimmung zieht sich durch das ganze Album, ohne deshalb die Scheibe in der Gruft ansiedeln zu müssen. Das Schlagzeug kommt reichlich zum Einsatz und lässt gerade in der Kombination mit der gehaltvollen Frauenstimme ein kleines bisschen an
Nightwish
denken. Mittelalterliche Einflüsse, Metalelemente und etwas Weltmusik ergänzen diese interessante und beschwingte Mischung zu einem ganz eigenständigen Sound.
»Dark Romantic Celtic Rock«
- so bezeichnet
Lyriel selbst ihre Musik und bringt es damit sehr gut auf den Punkt.
Düster-romantisch, dabei aber doch spielerisch leicht sind die Inhalte des Silberlings.
Als Support-Act durften die
Lyriel-Musiker schon Größen wie
Xandria,
Schandmaul,
Corvus Corax,
Saltatio Mortis,
Oomph,
Schelmish und
Mannfred Mann's Earth Band unterstützen und demnach eigentlich keine ganz unbekannte Größe mehr sein. "Paranoid Circus" ist bereits das dritte Album der Spielleute um
Jessi und
Olli Thierjung.
Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich sie bisher nicht kannte und damit wohl wirklich was versäumt habe.
Doch zurück in die Vorstellung - und gestaunt, wie es gelingt, aus dieser Mischung eine in sich stimmige und dennoch sehr abwechslungsreiche gute Dreiviertelstunde voller Musikgenuß zu zaubern. Die Stücke erzeugen märchenhaft-epische Stimmungsbilder wie beispielsweise in "The Feather In The Wind", wo der Zuhörer regelrecht spürt, wie die Feder leicht und schwungvoll unterwegs ist, dabei niemals zur Ruhe kommt, sondern hin- und hergewirbelt wird, mal heftig, mal sanft. Genial das Zusammenspiel zwischen Stimmen und Schlagzeug, das dem Lied eine schöne Dynamik gibt, ohne den Rest zu erschlagen. Doch auch die anderen Instrumente kommen genau an der richtigen Stelle zum Einsatz, alles ist rund und stimmig.
Jessis Stimme variiert von verlockend-beschwingten
»Look at me« bis hin zum trotzigen
»I never come to rest« und brennt die Nummer dabei direkt in die Gehörgänge.
'Den Ohrwurm wirst Du so schnell nicht wieder los', dachte ich noch, wurde jedoch noch auf dem gleichen Album überzeugt, dass es noch andere Titel der gleichen Qualität und Eingängigkeit gibt. Beispielsweise "Foeman's Bride", um nur noch einen Song näher auszuführen. Der Beginn lässt an Schamanengesänge denken, wird dann vom Gesang
Jessica Thierjungs abgelöst, der von den Instrumenten durch die Melodie getragen wird. Zwischendurch melden sich die 'Schamanen' immer wieder, während das Schlagzeug im Hintergrund mit stakkatoartigem Getrommel einen verstärkenden Kontrast erzeugt und Spannung und Dynamik in das Stück bringt.
Alles in Allem ist es ein durch und durch gelungenes, empfehlenswertes Album, in das jeder reinhören sollte, der sich irgendwo in den Bereichen Gothic, Folk oder Metal auch nur ansatzweise heimisch fühlt.