Mein Kumpel Ralle, selbst ein sehr guter Gitarrist, gab mir letztes Jahr einen Tipp: »Schau dir mal Michael Landau an!« Da ich mich auf seine Empfehlungen eigentlich immer verlassen kann, nahm ich Landau im April 07 unter die Lupe und war so beeindruckt, dass ich auch am 04.04.08 freudig den Gang ins Quasimodo antrat.
Zu meinem Bedauern stellte ich fest, dass Jimmy Johnson diesmal nicht den Bass zupfte, da er am Vorabend an gleicher Stelle Allan Holdsworth zur Seite stand. Stattdessen sollte ein neues Gesicht die dicken Saiten bedienen und wie im Vorjahr, war Gary Novak der Mann am Kraftwerk. Ich hatte mich direkt vorm Mikro von Landau positioniert und der Laden füllte sich recht schnell. Hinter mich gesellte sich ein Fan, der extra aus Dessau mit seiner Musikschülerin angereist war und kundgab, dass er selbst seit 30 Jahren klampft. Na denn, einen 'Experten' hinter sich zu haben konnte ja nicht schlecht sein. Um kurz nach 22.30 Uhr betrat die Band die Bühne und ich nahm erstmal den neuen Bassisten in Augenschein. So um die 30 Jahre alt, in Jeans und Schlabbershirt sowie einer Schiebermütze à la Henrik Freischlader bekleidet, wirkte er recht cool. Meine Internetrecherchen verrieten mir vorher seinen Namen - Chris Chaney.
Der Gig begann ziemlich zerfahren, ausgelöst dadurch, dass Landau dauernd an seinem Amp rumfummelte, ständig auf seine Pedalen trat und immer wieder am Ende des Gitarrenarms hing. Ich hatte den Eindruck, dass seine Klampfen nicht richtig eingestimmt waren und hoffte auf baldige Besserung. Doch irgendwie schaffte es Landau nicht den richtigen Sound zu finden. Somit endete der erste Teil des Gigs nach gerade mal 40 Minuten! Es folgte eine 15-minütige Pause, die mit einigem Unmut der Fans aufgenommen wurde und die ersten verließen bereits den Club! Ich selbst konnte es nicht so richtig einordnen und Alex, der extra aus Solingen angereist war, meinte: »Es hat was mit dem Widerhall zu tun«. Vielleicht hatte er Recht, Landau kam erst mal allein auf die Bühne und wechselte den Amp aus, weitere 10 Minuten wurden für das Einstimmen benötigt. Die Luft schien irgendwie raus zu sein und beim Rundumblick bemerkte ich, dass nur noch ca. 200 Fans vor der Bühne standen.
Doch Landau wusste was er zu tun hatte, zunächst fetzte er einen satten Bluessound in die Menge und hatte diese schnell wieder auf seine Seite gezogen. Von nun an war die Kapelle nicht mehr zu halten. Ich bestaunte Landau, der mit einer störrischen Gelassenheit und verschlossen Augen herrliche Töne auf seiner Fender hervorbrachte, die ich stark dem Psychedelic einordnen würde. Ebenso konnte Chris Chaney bei mir punkten, der seinen 5-Saiten-Bass hervorragend beherrschte und er schien mit wippendem Oberkörper seinem Instrument noch mehr Antrieb zu verleihen. Gary Novak zählt eh zu meinen Top-Schlagzeugern, was er mir an diesem Abend wieder bestätigte.
Es gab aber auch kritische Stimmen, denen die Art der Musik der Band nicht gefiel und ein reines Blues Rock-Konzert erwartet hatten. Wer sich mit Landau länger befasst hat, der weiß, dass dieser Musiker seine Gigs extrem variantenreich gestalten kann. Man weiß nie was einen erwartet, über Jazz, Blues, Psychedelic oder gar Riffs aus dem Popbereich, bei Landau ist alles erlaubt. Nach einer weiteren Stunde ohne Zwischenfälle zeichnete sich das Ende des Abends ab. Michael hatte für die Fans aber noch ein Schmankerl parat; Hazey Jane, die für einen Song den Gesangspart übernahm! Durch Ihr extremes Grinsen und abrupten Armbewegungen dachte ich erst ich wäre bei Paola und Kurt Felix in der Sendung "Verstehen Sie Spaß?". Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es sich hier vielleicht um eine Parodie handeln könnte. Zwar war ihre Stimme ganz OK, aber mich konnte diese Einlage nicht überzeugen.
Im Vergleich zum letzten Jahr, war dieser Abend doch um eine Klasse schlechter. Bestimmt dadurch verursacht, dass der erste Teil einfach nicht rund lief und die erste Pause einfach zu lang ausfiel.
Für die Fans, die bis zum Schluss blieben, hatte es sich letztlich gelohnt. Welche große Resonanz Landau genießt, beweisen meine Mitschnitte, die ich mittlerweile bei Youtube eingegeben habe. Unglaublich zahlreiches Anklicken und E-Mails aus aller Welt mit ausschließlich positivem Feedback sagen eigentlich alles. Michael Landau gehört zur crème de la crème der Top-Gitarristen.
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