Nils Lofgren Band / Live
Live
200 Km Dienstreise stehen an. Was liegt näher als eine CD, die ich reviewen soll, mitzunehmen? Sogar eine Doppel-CD - somit ist auch für die Rückfahrt frisches Futter im Player.
Nils Lofgren begleitet mich also und gleich der erste Track "Puttin' Out Fires" bietet einen Mords-Drive. Schön, um in den Morgen zu fahren und dabei die Stereo Ping-Pong Effekte der akustischen Gitarre(n) zu genießen. Pop Charakter mit herrlichen, akustischen Riffs. In die gleiche Kerbe schlägt "Tears Ain't Enough", jedoch ist die Gitarre nicht so dominant.
Mit 17 debütierte Nils und ein gewisser Neil Young war so begeistert, dass er ihn zur Mitarbeit am legendären Album "After The Goldrush" einlud. Und diese Mitarbeit gipfelte darin, dass Mr. Lofgren Frontman und Lead Gitarrist der Young Begleitband Crazy Horse wurde. In Erinnerung an diese Zeit wurde vorliegendem Live-Album auch ein Song aus dieser Zeit beigepackt: "I Don't Wanna Talk About It". Dieser Titel ist eigentlich durch Rod Stewart bekannt geworden und verhalf diesem zu Weltruhm. Ich gestehe, die Stewart Version gefällt mir besser, weil Rod einfach mit der passenderen Stimme bei diesem Titel aufwarten kann.
Neben der Arbeit bei Crazy Horse blieb aber genug Zeit um mit seiner eigenen Band Grin zu produzieren und auch davon gibt es einen Song zu hören: "White Lies", ein damaliger Top 40 Hit übrigens.
Mitte der Achtziger holte ihn Bruce Springsteen ins Line-up; diese Zusammenarbeit hält bis heute an.
Neben akustischen Nummern bietet dieses Live Album auch schräge, verzerrte Gitarren ("Daddy Dream", "Slippery Fingers", Blues mit dreckig eingestreuten Riffs ("Too Many Miles"), spanisch angehauchtes ("Two By Two"), einen Boogie mit starker Gitarreneinlage ("I'm Buyin'"), Slide Nummern ("I Found You", "Can't Get Any Closer"), sowie ruhigere Stücke.
Stellenweise frickelt er wie ein irrer Derwisch um dann wieder ruhige Balladen wie z.B. das Liebeslied "First Time I Ever Saw Your Face" einzustreuen.
Allerdings ist mir manches Gitarrengemetzel dann doch etwas zu viel und konzeptlos. Etwa das 11-minütige "Girl In Motion". Künstlerisch sicher wertvoll, aber nicht so ganz meine Wellenlänge.
Aber 100 Prozent mein Ding dann der 12-Minutenkracher "Message". Düster rollende Gitarre und geile Stimmung. Ein echtes Highlight. Percussion und Dramaturgie sind vom Feinsten. Die Gitarrenparts bereiten mir eine wohlige Gänsehaut.
Überhaupt nichts anfangen kann ich mit "The Star Spangled Banner". Ich akzeptiere und mag die Hendrix-Version, bin aber ansonsten doch der Meinung, dass Nationalhymnen nicht unbedingt auf ein Rockalbum gehören.
Die 23 Tracks wurde 2002 in Annapolis, Maryland (schöne Gegend) mitgeschnitten.
Da das Album "Nils Lofgren Band - Live" betitelt wurde, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein Bandprojekt handelt und man merkt ihnen die Spielfreude auch an. Ein gutes Album bis auf die meiner Meinung nach manchmal doch zu wirren Gitarren.
Perfektes Timing: Dienstreise ist vorüber und auch das Doppelalbum ist gehört.
Spielzeit: 127:10, Medium: Doppel-CD, Hypertension Music, 2003
CD 1: 1:Puttin' Out Fires, 2:Daddy Dream, 3:Too Many Miles, 4:Driftin' Man, 5:Damaged Goods, 6:Two By Two, 7:White Lies, 8:Band Introduction, 9:Shot At You, 10:Tears Ain't Enough, 11:I'm Buyin'
CD 2: 1:I Don't Wanna Talk About It, 2:Like Rain, 3:I Found You, 4:Can't Get Closer, 5:Lost A Number, 6:Slippery Fingers, 7:Message, 8:Girl In Motion, 9:Bass & Drum Intro, 10:Gun And Run, 11:The Star Spangled Banner, 12:First Time I Ever Saw Your Face
Ulli Heiser, 18.05.2003