Chicago Transit Authority oder ab der zweiten Platte ganz einfach Chicago - die kennen wir alle.
Der in New York geborene Robert Lamm ist einer der Gründungsmitglieder, der es sich nicht nehmen ließ, seit 1974 regelmäßig Soloplatten zu veröffentlichen. Abseits der Band versuchte er dann auch andere musikalische Richtungen einzuschlagen und Ideen und Einflüsse umzusetzen. So auch auf der aktuellen Platte "Living Proof". Wenngleich auch der typische Sound von Chicago immer wieder einmal durchdringt, so kann man schon einen Unterschied hören.
Mit kraftvoll sattem Sound startet die Reise durch diese CD.
War Lamm auch nicht der Hauptsänger der Band Chicago, scheint man dennoch diese Gruppe auch gesanglich leicht durchzuschimmern hören. Auf jeden Fall aber sind es die Kompositionen und die Arrangements, die nicht verleugnen können, dass er einst viele Titel geschrieben und somit den Sound entscheidend geprägt hatte. "Out Of The Blue", das passt insofern, als dass nach etwa zwei Minuten, wie aus dem Nichts heraus fette, hart rockende Klänge den Song förmlich aufmischen, schwer reißend wird es dann kurz für eine halbe Minute. Super, das ist wahrlich moderne Popmusik mit hohem Anspruch, die es dennoch wohl nur leidlich in die Charts schaffen dürfte.
Stark an Chicago angelehnt erscheint der Titelsong, allein durch die Bläserarrangements. Durchgehend allen Stücken gemein ist diese großartige, vollflächige Harmonie, die von den schönen Melodien und den professionellen Arrangements erzeugt wird. Ein weiteres Positivelement erfährt die Musik durch die mehrstimmigen Gesangsparts.
Gelegentlich empfinde ich den Sound der programmierten Drums nicht als so angenehm, wie auf "Liquid Sky" beispielsweise, doch ist es hier die Gastsängerin ZOSIA, die mit ausdrucksvoller Stimme die Nummern, auf denen sie vertreten ist, aufwertet. Zudem ist die Dame für die eine oder andere Komposition auch mitverantwortlich. Als Zugeständnis an das 21. Jahrhundert und aktuelle Trends mag ich den letzten Track dann eher bewerten und akzeptieren, obwohl ich ihn persönlich eher ignorieren möchte, klingt mir das doch eher etwas künstlich als kunstvoll. Da rettet auch die jazzige Trompete nicht viel.
Gut, dass das an sich feine "On The Equinox" noch einmal relativ unberührt zu genießen ist, wenngleich es ohnehin nicht zu meinen Lieblingssongs zählt. Da macht "Those Crazy Things" doch gleich mehr Druck und bietet dampfenden Groove mit ZOSIA als Duettpartnerin, die dabei den guten Robert doch stark in den Hintergrund drängt.
Der mir durch seine Zusammenarbeit mit Jeff Larson bekannte Gitarrist Hank Linderman setzt hier keine besonders hervor zu hebenden Akzente, er hält sich relativ stark im Hintergrund, aber ich denke, auch er wird wie die anderen Musiker sein Scherflein zum Gelingen dieser guten Popplatte beigetragen haben. Denn ich halte diese Scheibe wirklich für eine hervorragende Platte auf dem Gebiet der 'breitflächigen Unterhaltungsmusik mit Anspruch'!
Schade nur, dass Robert damit wohl nicht nach oben schießen wird. Egal, mir gefällts!
Line-up:
Robert Lamm(vocals, keyboards, drums, bass, orchestral arrangements)
Hank Linderman (guitars, backing vocals)
Zosia (vocals)
Trent Gardner (keyboards, trombones, backing vocals)
Robert Berry (bass, drums)
Jason Scheff (backing vocals)
Drew Hester (drum accents - #6)
John Van Eps (all instruments - #10)
Jeff Holmes (trumpet)
Tracklist |
01:Out Of The Blue [Trent Gardner/Robert Lamm]
02:Arise (Storm) [Zosia Karbowiak/Robert Lamm]
03:4 Bells [Robert Lamm]
04:On The Equinox [Robert Lamm]
05:Those Crazy Things (Duet with ZOSIA) [Zosia Karbowiak/Robert Lamm]
06:Keep The Faith [Hank Linderman/Robert Lamm]
07:Living Proof [Trent Gardner/Robert Lamm]
08:I Confess [Hank Linderman/Robert Lamm]
Bonus Tracks
09:Liquid Sky (feat. ZOSIA) [Zosia Karbowiak/Robert Lamm]
10:On The Equinox (JVE remix - Bonus Track) [Robert Lamm]
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Externe Links:
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