Sharon Lewis & Texas Fire / The Real Deal
The Real Deal Spielzeit: 60:22
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2011
Stil: Blues

Review vom 06.04.2012


Wolfgang Giese
Noch eine Newcomerin bei Delmark, ich gratuliere zum Fang!
Doch eigentlich konnte man Sharon Lewis bereits 2007 erleben, als sie auf der auch auf Delmark erschienenen Live-Platte von Dave Specter als Gast ihr Label-Debüt gab. Seinerzeit überschlug sich bereits die Presse mit »it's Sharon Lewis, who provides the disc's most exiting moments.«
Sharon Lewis stammt aus Forth Worth, Texas und sang im Gospelchor. 1975 zog sie nach Chicago und stieg dort bei einer Funk- und Bluesrock-Band, Under The Gun, ein - das war etwa 1993. Mit dieser Band nahm sie auch ihr Debütalbum, "Everything Is Gonna Be Alright", auf Seit 2005 hat sie eine eigene Band, Texas Fire.
Bei der vorliegenden Platte. "The Real Deal", sind allerdings noch einige hochkarätige Gäste in der Band. Neben dem sehr guten Bandgitarristen Bruce James liefert Dave Specter noch einige zusätzliche Highlights.
Klar, wir hören Blues, doch enthält die Musik dieses Albums auch Elemente aus Gospel, Rock oder Jazz, letzteres nachzuhören auf "Silver Fox". Ja, die Band swingt wirklich cool und Sharon 'croont' sich lasziv durch den Song - dazu liefert Specter das entsprechende Solo im 'Laid Back-Format' und ein kurzes Pianosolo rundet das Ganze ab. Eine interessante Perspektive für eine mögliche Erweiterung des Spektrums der Sängerin.
Ihre Stimme besticht grundsätzlich durch soulgetränkten Ausdruck mit einem gewissen rauen Anstrich und damit beherrscht sie treffsicher die verschiedenen stilistischen Ausprägungen der einzelnen Titel, die sich alle untereinander unterscheiden und somit Zeugnis von der Vielseitigkeit der Künstlerin ablegen. Also, erst einmal nichts für Blues-Puristen.
»What's happening in my country?«, so fragt die Sängerin im ersten Titel und beschreibt den einen oder anderen Missstand in den USA. Schön, dass Blues das geblieben ist, was er von Beginn auch war: ein Geschichtenerzähler, der die jeweils aktueller Zu- und Umstände beschreibt. Dazu ist der Song in ein zugängliches Gewand gepackt und mit einem leichten Groove versehen. Sharon peitscht die Botschaft mit engagiertem Gesang heraus. Der Titelsong ist einer der beiden mit der Horn-Section, die sofort satten Druck verbreitet. Ja, das 'funkt' gefühlvoll und dazu perlt ein feines Gitarrensolo von Bruce James. Sehr gefühlvoll ist "Do Something For Me" mit schwellenden Orgelklängen unterlegt worden. Die Protagonistin singt dazu mit sehr viel Überzeugung - einer der für mich überzeugendsten Titel der Platte. Der Song erinnert mich von der Ausstrahlung stark an das ebenfalls sehr gefühlvolle
The Thrill Is Gone, das möglicherweise Pate gestanden haben mag.
Slow Blues, das ist für mich stets die Situation, wo sich eine Band zu behaupten hat. Hier, bei "Mother Blues", sind knapp acht Minuten über die Runden zu bringen. Grundsätzlich geht das in Ordnung, ein kleines Quäntchen, das mir die Nackenhaare hochstellt, fehlt jedoch für mich. Die Soli sind in Ordnung, aber den berühmten 'Kick' vermisse ich zum Glücklich sein. Ansonsten ist die Platte gemäß ihres Titels aber schon "The Real Deal" - man spürt, dass es Blues ist, der von Herzen kommt, ausgestattet mit reichlich Potenzial.
Zweimal bereichert die satte Harp von Billy Branch die Szenerie und der "Blues Train" funkt auch satt ab. Der "Mojo Train" erinnert dann stark an den Song vom 'Mojo', das Muddy Waters einst besang.
Aus dem Rahmen fällt dann noch "Ain't No Sunshine", das man auf fast sechs Minuten ausgedehnt hat. Sehr interessant ist das Reggae-Arrangement, so ist eine ganz andere Cover-Version entstanden, die Freude verbreitet. Und zum Schluss dann noch etwas Feeling, "Angel", im Stil eines langsamen Soul-Titels, wie sie typisch für die Sechziger/Siebziger waren. Auch dieser Vortrag kann mich mit seinem Ausdruck immens überzeugen! Ein souliger Abschluss für eine Blues-Platte - schön, dass sich verschiedene Stile die Hände gereicht haben!
Line-up:
Sharon Lewis (vocals)
Dave Specter (guitar-solos - #1, 3, 9, all of #10)
Billy Branch (harmonica - #6, 8)
Bruce James (guitar, backup vocals - #6, 13)
Roosevel Purifoy (piano, organ, Rhodes)
Melvin Smith (bass)
Tony Dale (drums, backup vocals - #6, 13)
Deitra Farr (backup vocals - #6, 13)

The Chicago Horns (- #2, 4):
Kenny Anderson (trumpet, horn arrangements)
Steve Berry (trombone)
Hank Ford (tenor sax)
Jerry Dimuzio (baritone sax)
Tracklist
01:What's Really Goin' On? (4:14)
02:The Real Deal (3:22)
03:Do Something For Me (3:34)
04:Crazy Love [Van Morrison] (4:17)
05:Mother Blues [Sam Taylor] (7:59)
06:Blues Train (4:05)
07:Please Mr. Jailer [Wynona Carr] (4:03)
08:Mojo Kings (3:59)
09:Silver Fox (3:37)
10:You Can't Take My Life (4:16)
11:Ain't No Sunshine [Bill Withers] (5:57)
12:Don't Play That Song [Ertegun/Nelson] (3:27)
13:Angel (6:47)
(all songs by Sharon Lewis except noted)
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