Fast jeder Musikjournalist, fast jedes renommierte Rockmagazin und fast jeder Musikfreund haben sich sicherlich schon die Frage gestellt: Wer ist oder war der weltbeste Gitarrist aller Zeiten? Das sich dabei die Gitarrenhelden wie Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jimmy Page oder Steve Vai, um nur einige aufzuzählen, immer wieder in den Ranglisten widerspiegeln, ist durchaus nachvollziehbar. Ich selbst habe mir ebenfalls schon des Öfteren die Frage gestellt, wer denn nun der weltbeste Gitarrist ist und bin zu dem Entschluss gelangt: Es gibt keinen. Es hat sich eher eine Champions-League herauskristallisiert, eine Vielzahl von Edelklampfern, die sich aus der breiten Masse der Saitenzupfer hervorgetan haben und sich nun ebenfalls zu hunderten in der obersten Spielklasse wiederfinden.
Nun habe ich einen weiteren Gitarrenmeister entdeckt, den ich bedenkenlos in den Topf der weltweit besten Saitenspezialisten werfen kann, Sven Larsson. Dieser hat mit "Bad Mad Man" ganz frisch eine Tonkonserve veröffentlicht, in der er ein ums andere Mal demonstriert, welch geniale Gitarrenläufe er im Stande ist zu spielen, ohne die Saiten seines Spielgeräts auch nur ansatzweise zu quälen. Dass er sich für sein neustes Album ein Dutzend Musiker mit ins Boot nahm, unterstreicht die Tatsache, dass er, trotz herausragenden Einzelkönnens, sich mehr als Teamplayer versteht. Die letztlich dreizehn Musikanten sind allesamt für ein sehr abwechslungsreiches Album verantwortlich, das sich aus einer Mischung von Blues, Jazz, Pop und Rock zusammensetzt und in einer guten Dreiviertelstunde elf interessant klingende Songs offenbart.
Der Opener "Dance The Night Away" animiert in der Tat das Tanzbein zu schwingen, denn der Rhythmus des Songs geht umgehend ins Blut, obwohl er für meinen Geschmack etwas zu poppig, zu soft garniert ist. Auch "Sin City" lässt sich nicht mit dem AC/DC-Klassiker vergleichen. Zwar hält er diesmal die Zügel etwas straffer, lässt ein Gitarrensolo der Extraklasse aufblitzen, deutet bereits hier seine erstklassige Fähigkeit als Songarchitekt an, doch bleibt es Dank reichlicher Pop-Elemente bis hierher alles gut verdaulich. Den Titelsong "Bad Mad Man" empfehle ich als Hörprobe. Hier hat Larsson Thomas Eriksson das Gesangsmikro überlassen. Eine gute Entscheidung! Der Mann hat sehr ausdrucksstarke, kraftvolle Stimmbänder, sodass ich fast schon bedauere, dass Eriksson nur bei dieser Nummer den Textvortrag übernehmen durfte. Doch keine Panik, der schwedische Elitemusiker hat das Gesangsgut seiner Platte generell glänzend besetzt. Ob Göran Edman mit glasklarem Stimmvolumen oder Anders Åhlund, beide Sänger wissen, so wie
Eriksson, voll und ganz zu überzeugen.
Dass der Konsument keine Gitarrenhexerei im Krawall-Rock-Gewand zu erwarten hat, wird dem Interessierten spätestens beim längsten Teil der Tonkonserve, "Missing Link" (6:59 Min.), klar. Trotzdem, es ist die ausgesprochene gute Qualität, das herausragende Zusammenwirken aller Instrumente, im Verbund mit den tollen Gesangsvorträgen, die mich sehr wohlwollend dem bisher Gehörten gegenüber stehen lässt. Zumal der Edelgitarrist beim folgenden Instrumentalsong "Green Unit" so richtig einen raus haut. Das leicht angelehnte Metheny-Teil hat Larsson in einen perfekten Jazz-Blues-Mantel gepackt, wirkt voller Harmonie und dient exzellent für eine angenehme Entspannungsphase. Am Ende von "Bad Mad Man" setzt Lars Henry Larsson, so sein kompletter Name, bei "Welcome To My Island" die Saiten seiner Stromgitarre im Stil von Satriani äußerst filigran in Szene. Klasse!
Wie bereits erwähnt ist die Platte von Metal-Genren, Hard -, Psychedelic Rock oder Punk weit entfernt. Dagegen glänzt die Scheibe, die mit erstklassigen Musikern gespickt ist, sowohl von den Sängern als auch von den Instrumentalisten, mit ausgesprochen guter Qualität. Mich haben Sven Larsson und Co. voll überzeugt und deshalb spricht aus meiner Sicht nichts gegen den Erwerb der Platte.
Line-up:
Sven Larsson (guitar, lead vocals - #1,3,5,9)
Göran Edman (lead vocals - #2,6)
Anders Åhlund (lead vocals - #8,10)
Thomas Eriksson (lead vocals - #4)
Björn Lodmark (bass)
Fredrik Bergh (keyboards)
Ulf Petterson (keyboards)
Christian Johansson (drums)
Ove Lundström (backing vocals, keyboard, bass)
P-O Larsson (steel guitar, organ, backing vocals)
Totte Karlsson (saxophone, flute)
Pär Forsberg (hammond)
Göran Fors (taurus pedals)
Tracklist |
01:Dance The Night Away (3:14)
02:Sin City (3:16)
03:How Could It Come To This (4:43)
04:Bad Mad Man (5:57)
05:Forever You & Me (3:11)
06:Missing Link (6:59)
07:Green Unit (5:33)
08:Look The Ghost In The Eyes (3:13)
09:The House Upon The Hill (4:13)
10:Castle Of Mine (4:41)
11:Welcome To My Island (5:59)
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