Alias Means / Light Matter
Light Matter Spielzeit: 40:13
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Americana

Review vom 19.09.2013


Steve Braun
Ein junger Musiker - eine ganz alte Schule. Die 'Metallfraktion' kennt und schätzt den Begriff 'Old School' über die Maßen - er ist dort geradezu ein Qualitätskriterium. Nichts läge ferner, als Alias Means mit diesem Musikstil zu vergleichen - er macht Country, bezieht sich hier allerdings ebenfalls ganz stark auf 'die gute alte Zeit'. Der Kalifornier verwebt seine Spielart (manchmal rockt's sogar) mit viel Bluegrass, Honky-tonk und Old-timey Music, verpasst ihr einen Touch Vintage, der nicht verstaubt oder gar abgestanden daherkommt, sondern eher wie eine Hommage an Leute wie Earl Scruggs erscheint.
Ein dramatischer Einschnitt in Alias Means' junges Leben war die Inspiration für "Light Matter", sein Debütalbum. Eine schwere Kopfverletzung brachte ihn in Kontakt mit dem Sensenmann - seine behandelnden Ärzte nannten ihn daraufhin ein wandelndes, medizinisches Wunder. Es war, als hätte eine höhere Macht dem Sänger auf die Schulter geklopft und ihn erinnert, dass das Leben viel zu kurz sei, um seine Träume nicht zu leben. Der Mensch mag stets nach einem tieferen Sinn für erlebte Traumata suchen, aber wenn es hilft, das Erlebte zu verarbeiten, soll's halt recht sein...
Es wäre interessant zu wissen, wie es zu einer Zusammenarbeit mit Veteranen wie Paul Marshall (Strawberry Alarm Clock, I See Hawks In L.A.) oder Marty Rifkin (Bruce Springsteen, Nikki Hornsby, Dwight Yoakam u.v.a.) kam. Wie auch immer, es zeigt, wir haben es hier mit keinem 'Suppenkasper' zu tun!
Los geht's mit "Delicate Mind", einem Countryrocker, der zudem ein lässiges Westcoast-Feeling nicht verleugnen kann. "Sleeves" greift in die ganze alte Trickkiste des Folk, während in "Things I Can't Explain" erstmals die Pedal Steel so richtig aufheulen darf. Kaum ein anderes Instrument vermag derart melancholische Stimmungen zu erzeugen. Diese setzt sich unterschwellig in dem ansonsten recht flotten Old-timey "Lonesome Valley Blues No. 4" fort, bevor das saustarke "Last Train" ein gewaltiges Ausrufezeichen setzt. Das erinnert an am Country orientierte Jam-Bands, die zuhauf das Bonnaroo in Verzückung versetzen. David Eugene Edwards' Keyboarder Darice Bailey drückt hier mit seinen goldenen Fingerchen prägend den Stempel auf!
Obwohl dies wohl der einzige spektakuläre Song von "Light Matters" ist, handelt Alias Means hier keinesfalls mit sauren Gurken. "No Concern Of Mine" ist wie geschaffen für reichlich Airplay in den Mainstream-Country-Radiostationen. Das nachdenkliche "Winterblind" wird erneut von Rifkins glänzender Pedal Steel mit einer würdevollen Patina überzogen. Gut, "Before Too Long" knödelt etwas arg in Dylan-Manier, dafür 'honkytonkt' "Trouble With My Muse" ungezügelt rockig daher und sorgt für munteres Fußwippen. Das leicht psychedelisch angehauchte "Thor's Scene" weiß zum Abschluss ebenfalls durchaus zu gefallen.
Alias Means hatte sicherlich einen guten Grund, "Light Matter" aufzunehmen. Wenn einem das eigene Leben quasi noch einmal geschenkt wird, ist das Anlass genug, sich einen Traum zu erfüllen. Means ist mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache, hat wirklich etwas zu sagen. Dieses in Eigenregie produzierte Album ist eine gute Basis für einen erfolgreichen Weg - den dazu benötigten langen Atem scheint er jedenfalls zu haben. Wir sind auf die Entwicklungen dieses jungen Mannes gespannt.
Line-up:
Alias Means (lead vocals, guitars, harmonica, piano)
Jordon Levine (guitars)
Marty Rifkin (pedal steel, lap steel, Dobro)
Darice Bailey (organ, piano)
Paul Marshall (bass)
Matt Lucich (drums, percussion)
Brian Descheneaux (backing vocals)
Gene Micofsky (guitar - #6)
Tracklist
01:Delicate Mind (4:33)
02:Sleeves (3:31)
03:Things I Can't Explain (4:40)
04:Lonesome Valley Blues No. 4 (4:20)
05:Last Train (3:32)
06:No Concern Of Mine (3:30)
07:Winterblind (4:12)
08:Before Too Long (3:35)
09:Trouble With My Muse (3:36)
10:Thor's Scene (4:45)
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