Ashley MacIsaac, der kanadische Justin Timberlake des Rock?
In gewisser Weise schon. Denn wer das Cover von "Pride" irgendwo zwischen meinen überwiegend Rock-orientierten CDs erblickt, würde wohl eher eine andere Musikrichtung im Kopf haben. Ein Künstler in Dressman-Manier als Cover gibt dann auch schon gut die Richtung vor: Hier wird nicht hart in die Saiten gehauen und aufs Drumset eingedroschen. Jedoch befinden wir uns auch nicht in den Falsett-Pop Gefilden eines Herrn Timberlake o.ä.
Vielmehr liefert Ashley MacIsaac eine handfeste Mischung aus einer Menge von Stilen, die auf kommerziellen Alben schon fast ihresgleichen sucht. Es wird in den Ideeneimer gegriffen und egal was herausgezogen wird: Handfester Rock, leicht zu konsumierender Pop, eine Prise Singer & Songwriter oder die alten Folk Gefilde - alles wird in einen homogenen Mix gepackt und ansehnlich präsentiert.
Sein Album mit den Worten: »I need access to your closet« zu beginnen, passt da ja schon fast zu gut zur äußeren Erscheinung der CD. Aber keine Angst: Im weiteren Verlauf des Liedes wird dann klar, dass es doch eher um eine Schlampe geht, als um die neueste Pariser Mode.
»You're a bitch, so I want you» passt dann auch schon viel besser ins Konzept der Scheibe. Denn wer mitzählt, findet in den elf Titeln dieser CD drei mal das Wort 'love', und eigentlich wird auch sonst schnell klar, worum es hier geht: Frauen. Wer könnte einem das auch verdenken? Der Antagonismus des Weiblichen als Inspiration für die Kunst - nichts Neues aber zurecht bewährt.
Knapp 30 Minuten Laufzeit mit elf Songs zu füllen - das könnte nicht jeder. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob es sich hier um eine entschiedene Bewegung weg von den radiotauglichen 3:30 Min. pro Song handelt, oder ob sich dieser Wert langsam wieder in die Beatles-Dimensionen zurückverschiebt. Normalerweise würde man nun meinen: Immerhin wird dann eine Songidee nicht ewig gestreckt, das hat ja auch was Schönes. Nur leider beschleicht einen aber genau dieses Gefühl doch das ein oder andere Mal, wenn man sich die Texte genauer anhört. Ohnehin werden einem hier nicht die Texteskapaden anderer Künstler geboten, dafür jedoch eine schnell verständliche Aussage, zu der es auch eigentlich immer innerhalb der ersten 30 Sekunden kommt. Womit wir dann doch wieder bei der Radiokompatibilität angekommen sind. Diese Platte wäre vermutlich gut geeignet, um den durchschnittlichen (Pop-)Radio Hörer ein Stück mehr an die Rock(times)musik heranzuführen, ebenso wie auch Rocker durchaus ihre Freude an einem Broadcast finden würden.
Was auffällt ist der häufige Einsatz von Effekten auf der Stimme. Ungewöhnlich oft sogar, dennoch angemessen. Und wenn man zuhört merkt man, dass es nicht etwa daran liegt, dass wir es hier mit einer männlichen Paris Hilton zu tun haben, die die Effekte einfach benötigt, um die fehlende Stimme zu kaschieren. Vielmehr ergibt sich ein passenderes Gesamtbild. Das Ganze wird nicht unbedingt roher, aber doch wenigstens einen Tick mehr in diese Ecke getrieben.
Das Paradebeispiel für die Vielseitigkeit ist dann wohl "Revolution". Nicht gerade das Stück, welches man Leuten vorspielen sollte, möchte man diese CD anpreisen. Dieses Lied ist jedoch keinesfalls schlecht. Es hebt sich nur einfach noch deutlicher vom Rest ab, als dieser es schon selber tut. In reinster Country-Manier wird das kanadische Statement zum 11.9.2001 abgegeben: »You can't always get what you wished for«. Das Ganze jedoch wiederum garniert mit der gewissen persönlichen Note und dem Schlusssatz »They ran and they started to cry«.
Eigentlich würde es sogar Spaß machen, dieses Album Song für Song auseinander zu nehmen, so vielseitig ist es! Waren wir eben noch in den Country-Gefilden und haben uns bei "Hey Alright" über Gitarrenstimmen gefreut, die tatsächlich 1:1 bei Element Of Crime vorkommen, so geht die musikalische Reise auch flugs weiter. Wen darf man nun also als nächstes erwarten? Gute Frage. Die Antwort wiederum leicht unerwartet: Nirvana. Es tut mir ja beinahe schon ein bisschen leid, dass ich immer gleich die ganz großen Vergleiche aus der imaginären Tasche ziehen muss, aber was soll ich machen?
"Nights Wasted Away" hört sich für mich einfach schon fast so an wie ein verlorener Track der "Unplugged in N.Y."-Aufnahmen. Natürlich hat MacIsaac keine Cobain-Stimme, aber dennoch sind hier Parallelen unverkennbar. Und man fragt sich bei Textzeilen wie »You took the gun from my head«, ob das noch alles Zufall ist.
Doch hier endet die musikalische Odyssee noch lange nicht. "A Man Like You" hört sich ein bisschen an wie ein homosexueller Frank Sinatra mit Erkältung. Und der Text lässt mich tatsächlich daran zweifeln, ob ich weiter oben recht hatte, als ich sagte, dass es sich hier wieder einmal um eine Dauerhommage an die Damenwelt handele. Selbsthören und herausfinden lautet die Devise.
Musikalisch lohnt sich dies auf jeden Fall. Es findet nichts Außergewöhnliches statt, dafür aber durchaus etwas mit Konsistenz.
Und wer schon immer mal hören wollte, wie es klingen würde wenn Fools Garden, die Beastie Boys, Element Of Crime, Kid Rock, Nirvana, Frank Sinatra und etliche andere ein gemeinsames Album aufnehmen, der ist bei Ashley MacIsaacs "Pride" genau richtig.
Durchaus zu empfehlender Pop mit einer besonderen Portion Gefühl für die Musikgeschichte.
Tracklist |
01:Bitch
02:Just Because
03:Love 'em
04:Because You Love Me
05:High Times Living
06:Hey Alright
07:Revolution
08:Nights Wasted Away
09:A Man Like You
10:Because I Love You
11:Sick Of Rock & Roll
|
|
Externe Links:
|