Wir gehen zurück, ganz weit zurück in die 60er. Das bedeutet, (wenn die Musik aus den Staaten kam), zu dieser Zeit natürlich, u.a. Kalifornien.

Kennt noch jemand Moby Grape? Die Skandale, sei es nun was Drogen oder aber angeblichen Umgang mit Minderjährigen angeht? Deren Musik?
Skip Spence, Ex-Jefferson Airplane-Drummer († 1999) gibt es nicht mehr, aber die anderen Grapes kommen zu sporadischen Konzerten ab und an wieder zusammen, nachdem sie den Namensrechtsstreit mit Ex-Manager Matthew Katz gewonnen haben.

Auch der Künstler, um den es hier geht ist ein alter Moby Grape-Veteran. Gesang, Bass und das Songwriting waren seine Aufgaben und nun legt der mittlerweile 64-jährige ein Album vor, dass mich, nach bestimmt schon fünf Hördurchgängen, immer mehr gefangen nimmt.

'Taxim' verrät uns, dass "das Zustandekommen dieses Projektes, an eine kleine Sensation grenzt."
Wir haben diese CD nämlich dem Umstand zu verdanken, dass Bobs alter Bandkollege und Freund Peter Lewis ihn aus der Obdachlosigkeit holte. Und zwar direkt aus einer Tramp-Behausung unter dem 'San Diego Freeway'.

Und Mosley hat es nach wie vor drauf. Die Stimme, gerade bei den Tracks mit Fokus auf den Vocals, zwar leicht brüchig, aber auch nur dort und das kommt gut. Sehr gut sogar - denkt mal an einen Musiker der Kategorie Neil Young: Auch da klang es oft etwas brüchig, aber gerade das machte seine Nummern so einzigartig.

Gestartet wird mit zwei rockigen Honky-Blues-Rockern, die unweigerlich zum Mitwippen zwingen. Schön, die Piano-Untermalung von Dale Ockermon (Doobie Brothers), der auch die Slide-Gitarre und Orgel bedient.

Bob himself singt, zupft den Bass und spielt, außer der Slide, die akustiche und elektrische Gitarren. Daneben hat er alle Nummern selbst geschrieben, produziert und gemischt. Ich sagte ja bereits: der Mann hat nichts verlernt.

An den Drums sorgt James Preston für Rhythmus, und die Harmonika hält Bob Tatam an den Lippen. Harp, das bedeutet in der Regel Blues. Den gibt es auch und er heißt "Sad And Blue". Toll, wie Bobs Blues-Licks und Dales Slide-Soli harmonieren. Oder hier: forciertes Harp-Spiel und Boogie-Piano beim Uptempo-Blues "As Far As It Goes". Sauber abgemischt, denn die Gitarre drängt sich nicht, wie so oft, in den Vordergrund.

Schöner groovender Blues allerbester Zutaten auch "Poor Man". Herrlich diese Slide-Einlagen. Meine Hände und Füße sind in permanter Bewegung.
Stilwechsel zu Honky-Country - "Dusty Road" ist 'ne Road-Nummer. Ob nun auf dem Pferd, im Chevy oder zu Fuß, der Song passt.
Traveling on down this dusty old road
Got my suitcase packed got my old bed roll
And the wind is a blowing the leaves to the ground
And the sunlight is follwing me all around......

Blues bzw. rockiger Blues ist nur eine stilistische Facette dieser Scheibe. Mit "Just Like A Fool", "Never" und "To The Sea" gibt es ruhigere, sehr ausdrucksstarke Stücke, die im Falle von "Just Like A Fool" und "Never" an lange zurückliegende musikalische Perlen erinnern. Das alleine gibt vier RockTimes-Uhren, weil es mir so kribbelig den Rücken runterläuft.

"Wineo", die Stimme darf etwas 'schwanken', muss es gar, um die Lyrics dieses Songs zu unterstreichen, ein Titel, der auch einem Johnny Cash perfekt auf die Set-List gepasst hätte.
Überhaupt sind auch die Texte auf "True Blue" zu empfehlen. Ein über 60-jähriger, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten unter einer Brücke lebte, hat einiges zu erzählen.

Bei 7 RockTimes-Uhren bin ich mittlerweile. Fehlen noch zwei, um die begehrte Tipp-Grafik zu bekommen. Und die fehlenden Uhren gibt es für "Lazy Me". Das ist 'mein Track'. Ein Hochkaräter, der an niemand geringers als CSN&Y erinnert. Stilistisch und stimmlich kann man bei "Lazy Me" leicht ins Grübeln kommen, welche CD denn im Player liegt.

Bitte weitermachen, Mr. Mosley. Ich habe noch viele Uhren hier liegen. Erzähle uns mehr aus deinem Leben.