Damian Murdoch Trio / Electric Tentacles
Electric Tentacles Spielzeit: 51:05
Medium: CD
Label: Office4Music / Sleazeball Sessions, 2013
Stil: Blues Metal Fusion

Review vom 17.11.2013


Mike Kempf
Nachdem ich mir in gut einundfünfzig Minuten "Electric Tentacles" des Damian Murdoch Trios reingezogen habe, kann ich, ohne auch nur eine Sekunde lang zu überlegen, wohl mit Recht behaupten, dass der Gitarrenhexer Damian Murdoch, der Bassist Harald Stöckl und der Schlagzeuger Michael Posch allesamt herausragende Musiker sind. Doch ob die australisch-österreichische Band mit ihrem neuesten Werk beim Konsumenten soviel Eindruck schinden kann, um mit den möglichen Einnahmen daraus ein sorgenfreies Leben führen zu können? Ich habe da so meine Zweifel, denn "Electric Tentacles" ist alles andere als 'mainstreamig' produziert worden.
Ich vermute, dass der Gitarrenflitzer vom fünften Kontinent, Murdoch, gemeinsam mit den 'Alpenmusikern' Posch und Stöckl eines Tages beim gemeinschaftlichen Verspeisen von Känguru-Steaks und Kaiserschmarrn beschlossen haben, ihre musikalischen Vorlieben ohne Wenn und Aber in die Tat umzusetzen. So wie ein Riesenkrake mit seinen Tentakeln nach Fressalien Ausschau hält, so habe ich mich nach dem ersten Hörgang gefühlt und mich anschließend gefragt: Gehöre ich auch zum potenziellen Beuteschema der Kapelle?
Um mir selbst meine Frage zu beantworten, bedarf es eines nochmaligen Durchgangs des Albums. Das liegt vor allem daran, weil Mister Murdoch dermaßen ausdrucksstark und zum Teil mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit die Saiten seiner Klampfe in Schwingungen versetzt, dass ich - trotz Gefallen des Gehörten - Gefahr laufe, einen dauerhaften Schwindelanfall zu erleiden. In der Tat, die Mischung aus Blues, Metal, Rock, Funk und reichlich Fusion ist wahrlich nicht leicht bekömmlich. Selbst als Freund gitarrenlastiger Musik bedarf es zwischendurch eines Beruhigungspillchens, um mein Nervenkostüm vom gebotenen Notenwirrwarr nicht gänzlich zerschroten zu lassen. Da es keine Textvorträge gibt, fehlt so was wie der Gegenpol zur Instrumentalisierung. Trotzdem - ziehe ich nur die rein musikalischen Fähigkeiten des Trios in Betracht - kann ich diese nur mit absoluten Bestnoten versehen! Als Hörprobe möchte ich "Visceral Circles Of The Cosmos" empfehlen. Eine nicht ganz so ausufernde Nummer, obwohl Murdock auch hier ein Gitarreninferno zelebriert, das seinesgleichen sucht. Dagegen sind die Gitarrenläufe von 'Meister' Steve Vai schon fast als Hintergrundmusik für Senioren-Butterfahrten zu werten.
Auf den Punkt gebracht: "Electric Tentacles" ist ein sehr interessantes Album, von Musikern eingespielt, die einen unglaublich weiten musikalischen Horizont haben müssen und vor nichts und niemandem zurückschrecken. Falls es ihr Ziel war, ihre künstlerische Selbstverwirklichung gnadenlos umzusetzen, betrachte ich ihr Vorhaben als gelungen. Wie bereits oben erwähnt, sind sie sowohl als Einzelakteure aber auch als Verbund erstklassig. Zwar freue ich mich über das Gehörte, doch mehr als zwei hintereinander folgende Hördurchgänge schaff' selbst ich nicht. Daher stellt sich mir nur die Frage, ob die CD das Zeug zum zahlreichen Überfliegen der Ladentheke diverser Plattenläden besitzt? Ich glaube eher nicht, die Tonkonserve wird vermutlich nur von Freunden von instrumentalen Fusion-Klängen positiv angenommen. Sei es wie es sei: Der Interessierte nimmt sich am besten die Zeit und hört selber rein.
Line-up:
Damian Murdoch (guitar)
Harald Stöckl (bass)
Michael Posch(drums)
Tracklist
01:The Opener (2:52)
02:Funky Desert Rider (4:19)
03:The Final Absturz (4:39)
04:Visceral Circles Of The Cosmos (3:32)
05:Lean Kathleen's Killing Machine (4:00)
06:The Dragon Slayed The Princess (5:32)
07:Sleazeball (4:36)
08:The Eternal Search For The Alpha Jellyfish (3:31)
09:Jump Rope With Electric Wires (3:23)
Externe Links: