Eamonn McCormack ist mal wieder auf Tour und machte auch im Viersener Saal Birgit halt, was an diesem Abend durch einen ansehnlich gefüllten Saal auch entsprechend goutiert wurde. Leider hat man es als Musiker in Zeiten von "DSDS" und anderen Shows schwer, sich gegen das TV-Programm durchzusetzen und es ist schade, dass es wirklich gute Livemusik aktuell leider etwas schwer hat. Wer aber dennoch den Weg in Viersens Norden fand, wurde mit einem musikalisch fantastischen Abend belohnt. Mittlerweile hat es sich offensichtlich doch rumgesprochen das im Saal Birgit gute Livemusik zu einem fairen Preis und in guter Atmosphäre geboten wird. Dauert auf dem Lande immer etwas länger, aber so langsam entwickelt sich ein echtes Stammpublikum, was dem Blues-Club die Treue hält.
Der irische Sänger und Gitarrist, der bis vor ein paar Jahren noch unter dem Pseudonym
Samuel Eddy unterwegs war, ist ein alter Hase im Blues-Geschäft und mit seiner aktuellen CD
Kindred Spirits im Gepäck macht er eine endlose Club-Tour und spielt sprichwörtlich wirklich an jeder Steckdose, an die man ihn lässt. Besonders beeindruckend sind
McCormacks musikalischen Gäste auf der besagten Platte, denn er hat alte Aufnahmen, die noch auf seinem Dachboden schlummerten, mit eingebaut und so hört man längst verstorbene Rocklegenden wie
Herman Brood oder sogar
Rory Gallagher auf der CD.
Eigentlich sollte es um 21.00 Uhr losgehen und als die Leute gegen 21.30 Uhr schon unruhig wurden, war es dann endlich soweit.
Eamonns leuchtender Verstärker wurde angeknipst, was den anwesenden Musikern schon mal ein ehrfürchtiges
»Woh, geiler Röhrenamp« entlockte. Als dieser dann Betriebstemperatur hatte, ging es ohne großes Brimborium los. Die drei Musiker betraten die Bühne, grüßten kurz und legten sofort wie aus einem Guss los. Dass die Truppe in dieser Konstellation bestens eingespielt ist, machte sich gleich bemerkbar, denn es groovte vom ersten Ton an sofort. Insgesamt kam alles wunderbar entspannt und natürlich rüber. Die wenigen Ansagen vom Chef waren kurz, freundlich und von seinem schroffen irischen Akzent geprägt.
Spätestens beim vierten Stück des Abends, der
B.B. King-Komposition "Rock You Baby" kam dann der Saal richtig in Schwung. Neben eigenen Songs wurden auch immer wieder Klassiker in einem neuen Arrangement geboten, wie z. B "Cocaine" von
J.J. Cale, das man zwar sofort erkannte, aber unverkennbar
Eamonns Handschrift trug. Wirklich beeindruckend war allerdings, wie abwechslungsreich das Konzert war. Man mischte klassischen Blues mit ordentlich Rock'n'Roll zu einer unwiderstehlichen Mischung. Auch die langsamen Stücke wie "She Done Me Wrong" waren nie langatmig oder gar langweilig. Natürlich waren nicht nur Blues-Fans im Publikum und gerade diese freuten sich immer wieder über bekannte Nummern wie "Black Magic Woman" (hier in der Originalversion und nicht im bekannteren
Santana-Sound) oder einer 50s-Homage, bestehend aus "C'mon Everybody" und "Summertime Blues" als Medley.
Als
Eamonn nach 90 Minuten das letzte Stück ankündigte, wunderte sich das Publikum über den Zusatz, denn das mit
»We will have a break and will be back soon« war schon sehr ungewöhnlich und tatsächlich gab es noch mehr. Nochmals 60 Minuten spielte das Trio anschließend weiter und das Publikum ging wieder voll mit. Dank kabelloser Gitarre machte
Eamonn gerne von seiner Bewegungsfreiheit gebrauch und lief u.a. während eines Songs in den Zuschauerbereich und spielte mit dem Bierglas eines Zuschauers als Bottleneck mal eben lässig auf seiner Klampfe oder rannte in eine andere Ecke des Clubs und spielte dort weiter. Da kam dann wohl die langjährige irische Pub-Erfahrung mal wieder raus.
Natürlich muss man auch lobend die musikalische Leistung von Schlagzeuger
Tobias Baum und Bassist
Marc-Inti Männel erwähnen, die einen blitzsauberen Rhythmusteppich hinlegten und so ihrem 'Chef' für seine Virtuosität eine tolle Plattform servierten.
Irgendwann musste allerdings dann wirklich mal Schluss sein, aber ohne Zugabe ließ das Viersener Publikum die Band natürlich nicht gehen. So bildeten "Sweet Home Chicago" und das unverwüstliche "Johnny B. Goode" einen tollen Abschluss eines wahrlich beeindruckenden Konzertes mit über 2,5 Stunden Spielzeit.
Bis Mai ist die Band noch unterwegs und im Herbst kommt sie dann schon wieder nach Deutschland (u.a. Berlin, Kassel und München). Wer auf gut gemachten Blues-Rock mit Entertainment steht, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Danke an
Fritz Dröttboom für die unkomplizierte Akkreditierung und ein besonderer Dank geht an
Tony Joe Gardner von
Juke Joint Bluesradio für die tollen Fotos.