Gary Moore / The Definitive Montreux Collection
Definitive Montreux Collection Spielzeit: 258:00
Medium: DVD-Set
Label: Eagle Rock, 2007
Tonformat: DTS, Dolby 5.1, PCM Stereo
Bildformat: 4:3
DVD 9 Dual Layer
Sprache: Englisch
Stil: Blues Rock

Review vom 01.11.2007


Jürgen B. Volkmar
Bluesinnovator und Saitenkünstler Gary Moore hat sich zum Jahresende etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Der ehemalige Gitarrist von Skid Row (nicht zu verwechseln mit Sebastian Bachs L.A.-Formation), Thin Lizzy und Colosseum II, kann mit diesem, wie sollte man es anders bezeichnen, visuellem Kompendium, einen eindrucksvollen Weg seiner erfolgreichen Solokarriere aufzeichnen.
Der in den Achtzigern richtig durchstartende Saitenimpressario war über die Jahre hinweg immer wieder zu Gast beim weltberühmten Montreux Festival in der Schweiz. Auf diesem DVD-Set, bestehend aus zwei Double Layer-DVDs, liefert er uns beeindruckende Momente seiner Rock- und Bluesvergangenheit, bei dem der Schwerpunkt eindeutig auf Blues liegt, mit fünf Konzerten aus den Jahren 1990 bis 2001.
Der wohl bedeutendste europäische Bluesgitarrist der neueren Zeit, der 1978 mit seinem Solo Album "Back On The Streets" in Zusammenarbeit mit Phil Lynott von Thin Lizzy, mit "Parisienne Walkways" gleich einen Klassiker komponierte, liebte das Wechselspiel der verschiedenen Spielformen. Angefangen als reiner Vertreter der Bluesszene, wandelte er sich zu einer Größe im Hard Rock und Heavy Metal-Metier und war mit äußerst erfolgreichen Veröffentlichungen wie den Alben "Run For Cover" (1985), "Wild Frontier" und "After The War", um nur einige zu nennen, lange Zeit eine konstante Größe im härteren Bereich. Der Wandel kam 1990, als er sich vom Hard Rock verabschiedete und mit "Still Got The Blues" einen weiteren Welterfolg verbuchen konnte.
Die auf beiden DVDs enthaltenen Titel zeigen eindruckvoll, wie Moore mit äußerster Perfektion beide Stilarten gekonnt verbindet. Klassiker wie "Out In The Fields", ein weiterer Hit aus seiner Zeit mit Phil Lynott, Eigen- und Fremdkompositionen, zum Beispiel "Need Your Love So Bad", "Stormy Monday" und natürlich weitere großartige musikalische Sahnestücke wie "Parisienne Walkways", "Still Got The Blues", "If You Be My Baby" und "Pretty Woman", Halbballaden und Uptempo-Rocker und natürlich Blues und nochmals Blues bietet uns der Meister en masse.
Wie sollte es bei Moore anders sein, spielt natürlich die E-Gitarre die Hauptrolle. Sie weint, sie singt, quält sich durch die Akkorde, rockt bis die Saiten quietschen und die Kamera ist stets am richtigen Platz.
Es wird gerifft und dann wird wieder, in ruhigeren Momenten, die im Bild verharrende Melancholie zum Navigator der Bildführung.
Halsbrecherische Finger- und Griffübungen können in Slowmotion bis zum Abwinken betrachtet werden, es gibt nichts, was nicht im Bild festgehalten wurde. Der DTS-Sound verwandelt das Wohnzimmer in eine Konzertbühne. Durch die exzellente Aufnahmequalität meint man, direkt vor der Bühne zu stehen, Riffattacken wandern vom einem Eck zum anderen, die Töne schweben im Raum, die Stimme dazu im Gleichklang der Emotionen.
Auch als Zeitdokument eignet sich diese aufwändig gestaltete Kollektion in hervorragender Weise - zeigt sie doch, wie 1990 bis 1995 noch satter Blues und Rock angesagt war und vom Publikum frenetisch abgefeiert wurde, so macht sich danach durch den Stilwechsel zu gefälligeren Tönen im beinahe poppigen Bereich, eine gewisse Ernüchterung breit. Synthiepassagen wechseln mit den Soli des unverändert hochklassig aufspielenden Gitarrenmeisters, der aber diesen Stilbruch nicht ohne Abstriche an seine Fans verkaufen kann, die zum größten Teil aus Puristen bestehen. Interessanterweise klingt selbst der Ton hier leicht steril, im deutlichen Gegensatz zur sonstigen fetten Vollbedienung.
Passend dazu, die bildhafte Gestaltung, die anfangs nüchtern sachlich und teilweise dunkel gehalten ist. Doch im Laufe der Jahre wird ein deutlicher Veränderungsprozess sichtbar.
Die Bildführung wird kontrastreicher und nimmt an Schärfe zu. Selbst feinste Details wie Schweißtropfen am Arm des Saiten-malträtierenden Moore sind zu erkennen. Eine Bildführung und Tiefenschärfe, wie anno 2000 in den Neunzigerjahren zu verlangen, würde heißen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhandene Aufnahmetechnik vorwegzunehmen. Obwohl von Gary Moore zwischenzeitlich schon einige DVDs erschienen sind, gehören die fünf Auftritte mit zu den besten, auf Bild verewigten Konzertmitschnitten.
Unverblümt und plastisch zeigen diese nicht nur eine Chronik des Schaffenswerks einer Gitarrengröße, sondern auch die musikalischen Veränderungen, die im Laufe der Jahre zeitbedingt eingetreten sind. Mit dieser Kollektion einer an Spielfreude und intensiver Live-Atmosphäre nicht zu überbietenden Konzertsammlung, ist ein packendes Dokument von Moores Fingerfertigkeit in Nahaufnahme erschienen. Für den Chronologen ein auf jeden Fall nicht zu verzichtender Bestandteil seiner Moore-Histologie.
Tracklist
DVD 1
1990:
01:Midnight Blues
02:Texas Strut
03:Moving On
04:Cold Cold Feeling
05:Stop Messing Around
06:The Blues Is Alright
07:The Messiah Will Come Again
1995:
01:If You Be My Baby
02:Long Grey Mare
03:Merry-Go-Round
04:The Stumble
05:You Don't Love Me
06:Key To Love
07:All Your Love
08:Still Got The Blues
09:Since I Met Your Baby
10:The Sky Is Crying
11:Jumping At Shadows
DVD 2
1997:
01:One Fine Day
02:Cold Wind Blows
03:I've Found My Love In You
04:Always There For You
05:Business As Usual
06:Out In The Fields
1997:
01:Pretty Woman
02:Need Your Love So Bad
03:Tore Down
04:I Loved Another Woman
05:Too Tired
06:Further On Up The Road
07:Parisienne Walkways
2001:
01:You Upset Me Baby
02:Cold Black Night
03:Stormy Monday
04:Walking By Myself
05:How Many Lies
06:Fire
07:Enough Of The Blues
08:The Prophet
 
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