Gary Moore / 17.07.2007
Zeltspektakel Winterbach
Zeltspektakel Gary Moore
Zeltspektakel Winterbach
17. Juli 2007
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 23.07.2007


Jürgen B. Volkmar
Es muss schon etwas Besonderes passieren, wenn die Kulturinitiative Rock ihr Zeltfestival um einen Tag vorverlegt. Kein Geringerer als der Gitarrengenius Gary Moore ist der Grund für diese Änderung. In verschiedenen Stilrichtungen zuhause, hat das Saiten-Allroundtalent den Zuschauern, mit hoher Spielkunst bei hochsommerlichen Temperaturen, im ausverkauften Zelt einen zusätzlichen Hitzeschub verpasst.
Gary MooreEigentlich hat er so ziemlich alles ausgereizt: Hard Rock, Blues, Jazzrock, Heavy Metal, und ist doch wieder zur Wurzel aller zeitgenössischen Musikstile zurückgekommen, dem Blues, exakter definiert, dem Bluesrock. Seine musikalische Vielfalt steht außer Zweifel. In den Anfangstagen mit Skid Row, wo er als Saitenwunderkind die Fachwelt in Erstaunen setzte, dann bei Thin Lizzy, Colosseum II und natürlich mit seiner Solokarriere, bei der er die metallische Komponente seiner Gitarrenkunst auslebte. Seit längerer Zeit wieder dem Blues zugetan, lebte er deren rockige Variante in Winterbach voll aus.
Gary MooreGary Moore ist bekannt dafür, dass er von Anfang an dem Gaul die Sporen gibt. Entladungen aus seiner E-Gitarre lassen die Boxen dampfen. Die Gitarre kreischt, setzt an zu Soloausflügen, wird wieder runter gefahren um dann dem Blues zu huldigen. Im permanenten Dauerlauf auf der Bühne, lotet der Saitenhexer den zur Verfügung stehenden Raum komplett aus. Keine Stelle, wo er nicht musikalische Puzzleteile aussetzt, die dann in einem dramatischen Finale wieder zu einer dramaturgischen Einheit komplettiert werden. Der in Belfast geborene Gitarrist lässt das Bluesherz pochen. "30 Days" wird erbarmungslos mit rasiermesserscharfen Riffs in einzigartiger Moore-Brillianz serviert. Wie aus einem Guss folgen ihm seine drei Begleiter in die vielschichtige Welt des Bluesrock. Mit stark emotionaler Stimme werden die Kompositionen zu einem Starkstromerlebnis, das die anwesende Menge resonanzstark aufnimmt. Tosender Beifall zwischen den Darbietungen zeigen dem Künstler, dass er im richtigen Austragungsort für sein Klangarsenal ist.
Gary MooreMoore-Konzerte sind mehr als ein Lustgewinn, sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie den Anwesenden eine Leistungsschau an Gitarrenmanagement und expressiven Klangerlebnissen bieten, die in ihrer Vitalität und Dynamik grenzüberschreitend sind. "Still Got The Blues", einem der seltenen Hits im Bluessegment, dem klassischen Bluesschema verhaftet, erfolgreich durch eine gehörige Portion Pop-Appeal, zeigt den kompositorischen Einfallsreichtum dieses Ausnahmekünstlers. Bewegungslos scheinen die Töne in der Luft zu stehen, verhallen und kommen in neuem Klanggerüst zurück. Hier zeigt sich, dass Moore auch ein Mann des Gefühls ist.
Gary MooreIntensiv und klagend der Gesang, die Begleitnotizen werden zart auf der Gitarre erzeugt, bis sie sich in einen Rausch an musikalischer Klasse hineinsteigern. "Walkin' By Myself" setzt auf feurige Gitarrenriffs mit musikalischer Akkuratesse. Atemlos werden die Licks aneinandergereiht, hart und druckvoll klatschen die Soli gegen die verharrende Menschenmenge. "Parisienne Walkways" wird zu einem der emotionalen Klangerlebnisse. Hier kokettiert der Meister mit dem Bluesschema und zeigt, wie sich eine perfekte Einstiegsdroge in die Welt des Blues anhört. Melancholisch und verharrend in Momenten der Besinnung, zerplatzen die Töne wie Seifenblasen bei der Berührung. Beinahe episch dramatisch folgen die Melodielinien. Ein musikalischer Höhepunkt als Schlussakkord in einer einzigartigen Karriere, mit dem der Saitenirrwisch demonstriert, dass in den Toprängen der Gitarrenhelden stets ein Platz reserviert bleibt.
Rasante Riff-Attacken und kongeniales Zusammenspiel mit seinen Sidemen haben diesen Abend zu einem Erlebnis gemacht, das in den Annalen der Winterbacher Kulturinitiative stets einen besonderen Platz einnehmen wird. Ein Auftakt, wie er nicht gelungener sein konnte.
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