Jackie McLean / Bluesnik
Bluesnik Spielzeit: 53:46
Medium: CD
Label: Blue Note Records, 2009 (1961)
Stil: Hard Bop

Review vom 28.03.2009


Wolfgang Giese
McLean, in den 50ern für das Label PRESTIGE aktiv, nahm seit 1959 für Blue Note Records auf.
Vorliegendes Album ist die siebte Veröffentlichung für das Label und von einigen Kritikern als das beste des Altsaxofonisten angesehen. Mindestens steht es jedoch für mich als ein Höhepunkt zwischen den hervorragenden Alben "New Soil" aus 1959 und "Let Freedom Ring" aus 1962.
"Bluesnik" wurde am 8. Januar 1961 für Blue Note im Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, New Jersey eingespielt.
Auch dieser, lange nur als teurer Japan-Import erhältliche Longplayer wurde vorbildlich von Rudy Van Gelder im Jahre 2008 remastered. Produziert hatte einer der Gründerväter des Labels: Alfred Lion
Neben zwei Eigenkompositionen sind die übrigen vier Titel ebenfalls von Mitgliedern der Band komponiert worden, allein drei vom Pianisten Kenny Drew und ein Stück von Freddie Hubbard.
Der 1931 geborene Jackie McLean zählte in den Fünfzigern zu den wichtigen Musikern der Hard Bop-Bewegung. Durch die Wahl des Altsaxofons trug er eine schwere Last mit sich herum, hatte Charlie Parker dieses Instrument doch erst in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gesetzt.
Wie Parker, spielte auch McLean seinerzeit mit Miles Davis zusammen, wurde aber auch geschult in der Zusammenarbeit mit Art Blakey in dessen Jazz Messengers.
Anfänglich noch dem Parker'schen Ideal verhaftet, löste sich McLean bald aus diesem für alle Altsaxofonisten übermäßigen Schatten und fiel durch sein für das Altsax eher ungewöhnliches kraftvolles Spiel auf. Spätestens in den 60ern hatte er seinen ganz eigenen Stil gefunden, nicht nur dadurch, dass er sich dem Free Jazz geöffnet hatte.
Hier war es jedoch noch nicht so weit, diese sechs Titel waren bluesgeschwängert, basierten die Kompositionen doch allesamt auf Bluesmotiven.
Dieses erdige Element und die 'Beschränkung' führten sicher dazu, dass Musik entstand, die im Gegensatz zu anderen Aufnahmen mit McLean - spätestens bei den noch folgenden - relativ gut zugänglich für den Hörer war.
Jedoch werden hier nicht die üblichen Bluesstrukturen verwendet, sondern die Grenzen klar überschritten, was letztlich die Platte dann ja auch wieder für alle jene öffnet, die Musik nicht so eingeengt mögen.
Seinerzeit gab es oft sogenannte 'Blowing Sessions', Aufnahmesitzungen mit verschiedenen Musikern, die sich trafen, um locker zu jammen.
Diese Atmosphäre strahlt die Musik stark aus, es wird in der Tat locker musiziert, völlig unangestrengt, ohne etwas beweisen zu müssen. Wohl das ist es auch, was ich als 'lockeren Zugang' empfinde. Und hier geht auch der Geist Charlie Parkers noch um, sein Einfluss muss immens gewesen sein.
McLeans kräftig geblasenes Altsax dominiert eindeutig und weist Hubbard als Solisten - im Verhältnis gesehen - eine Nebenrolle zu, der allerdings in den wunderbaren Duetten mit McLean und den gelegentlichen Soli für wichtige Akzente sorgt; ebenso wie der großartige und seinerzeit oftmals unterschätzte Drew am Piano.
Aber McLean ist es, der als klarer Hauptakteur mit seinem stark bluesgetränkten Spiel und ideenreichen Aktionen den Hörer zum Entzücken bringt.
Beherzt ist die Rhythm-Section um den vorantreibenden Doug Watkins am Bass und dem hart swingenden Pete LaRoca, den ich für einen der besten, auch leider etwas unterschätzten Jazzdrummer halte. Gerade sein Spiel mit den Becken ist mitunter faszinierend.
Letztlich ein typisches Album der Hard Bop-Ära mit einem starken Hauch Blues. Ich habe es kürzlich gar gesehen in einer Auflistung der '100 Greatest Jazz Albums', mitten unter Alben wie "Kind Of Blue" von Miles Davis, "Blue Train" von John Coltrane oder "Tenor Madness" von Sonny Rollins. Das ist schon eine große Auszeichnung.
Im Übrigen sind auch zwei Bonustracks enthalten, zwei 'alternate takes'.
Line-up:
Jackie McLean (alto sax)
Freddie Hubbard (trumpet)
Kenny Drew (piano)
Doug Watkins (bass)
Pete LaRoca (drums)
Tracklist
01:Bluesnik
02:Goin' Way Blues
03:Drew's Blues
04:Cool Green
05:Blues Function
06:Torchin'
07:Goin' Way Blues [Alternate Take]
08:Torchin' [Alternate Take]
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