Als um kurz vor 23.00 Uhr John Mayall alleine auf der Bühne stand und mit einer Boogie-Woogie Nummer für Piano und Gesang das Konzert beendete, wurde mir schlagartig klar, wie wichtig mir dieser Gig eigentlich war. Immerhin hatte ich eben den letzten noch lebenden britischen Bluesmusiker der alten Garde auf der Bühne erlebt. Obwohl ich schon seit Jahrzehnten auf die Musik von John Mayall stehe, hatte es bis zum jetzigen Zeitpunkt nie geklappt diesen Mann live on stage zu erleben.
Was musikalisch auf mich zukommen sollte, hatte ich auf der Live CD zum 70. Geburtstag von John Mayall schon als Konserve gehört, und im Großen und Ganzen setzte sich das Set auch aus diesen Songs zusammen. Angenehm für mich wirkte sich jedoch aus, dass hier nur die Stammbesetzung der Bluesbreakers spielte. So konnten die Jungs das ganze Konzert über zeigen, dass sie hervorragende Musiker sind und die zahlreichen Gäste beim Geburtstagskonzert eigentlich unnötig waren. Da auch auf jegliche Bläser verzichtet wurde, kamen die Songs viel intensiver rüber und klangen viel erdiger und gradliniger.
Für die ersten drei Titel sorgten die Bluesbreakers ohne den britischen Altmeister. Wenn man weiß, wer im Laufe der Jahre in dieser Band gespielt hat, konnte man sehr gespannt darauf sein, wie sich diese vierte/fünfte Generation hier musikalisch schlagen würde. Immerhin standen so bekannte Leute wie Eric Clapton, Mick Taylor, Walter Trout, John McVie, Keef Hartley und andere früher in den Reihen der Gruppe. Kurz gesagt, das aktuelle Line Up konnte voll überzeugen. Die präzisen Drums von Joe Yuele wurden perfekt von Hank van Sickle am Bass ergänzt, und Buddy Whitington, inzwischen schon elf Jahre bei den Bluesbreakers, stellte sich als großartiger Gitarrist und Sänger vor.
Zum vierten Song war er dann da, der Altmeister, und legte gleich mal ein Solo auf der Bluesharp hin. "Kids Got The Blues" und "Dirty Water" brachten den Saal dann von Anfang an zum Brodeln. John Mayall wechselte immer wieder zwischen Keyboards und Harmonica. Natürlich kam auch die Gitarre nicht zu kurz.
So erlebte das Publikum ein sehr abwechlungsreiches Konzert mit vielen alten Klassikern, wobei für mich "Oh Pretty Woman" der Überflieger war. Natürlich durfte auch "Room To Move" nicht fehlen. Aber auch zwei Titel vom nächsten Album machen neugierig und Lust auf mehr. Dass lange Improvisationen fast bei jedem Titel dabei waren brauche ich nicht zu erwähnen.
Egal ob Slow Blues, wie "All Your Love" von Otis Rush oder Boogie ("Talk To Your Daughter"), die Band hatte den Blues. Dabei war für mich Buddy Whitington der absolute Mittelpunkt. Ob Slide- oder Leadgitarre, der schwergewichtige Musiker holte schier unglaubliche Töne aus seinem Brett heraus und lieferte sich immer wieder packende Duelle mit den Instrumenten von John Mayall.
Insgesamt ein wunderbares Blueskonzert mit einer richtig guten Band. Diese Musik ist einfach unsterblich und wird es hoffentlich auch bleiben.
Bilder vom Konzert
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