Dieser Mann ist ein Original, ein absolutes Urgestein der britischen Rock- und Bluesmusik. Seit nunmehr 42 Jahren permanent mit seinen Bluesbreakers unterwegs, schrieb der "Weiße König des schwarzen Blues" (Werbeslogan) Musikgeschichte. Die Rede ist von John Mayall, geboren am 29. November 1933 im englischen Macclesfield / Chesshire. Im zarten Alter von 14 Jahren entdeckte er seine Liebe zum Boogie Woogie und später zum Blues und machte die Musik zu seinem einzigen, fanatisch verfolgtem Lebensziel.

Ermuntert von Alexis Korner ging Mayall 1963 nach London und stellte John Mayall's Bluesbreakers erstmals im Marquee Club vor. So schlug die Geburtsstunde einer der bekanntesten britischen Bluesbands. Aus ihr gingen so bekannte Leute wie Eric Clapton, Jack Bruce, Peter Green, Mick Fleedwood, Mick Taylor, Keef Hartley, Ansley Dunbar, John McVie, Coco Montoya und Walter Trout (um nur einige zu nennen) hervor.

Zwischen 1971 und 1977 driftete die Band mal in jazzige Gefilde ab, um danach aber wieder zum Blues zurückzufinden.

John Mayall, selbst nur ein Durchschnittsmusiker an Piano, Orgel, Harmonika und Gitarre, war bekannt dafür, schon mal Bandmitglieder, die ihn musikalisch überflügelten, ganz schnell zu feuern, was aber im krassen Gegensatz zum aktuellen Line Up der Bluesbreakers steht. Mit dem Texaner Buddy Whittington an der Gitarre und dem Drummer Joe Yuele halten ihm zwei Männer schon über zehn Jahre die Treue, und auch Hank van Sickle am Bass ist schon längere Zeit dabei.

Nach inzwischen über 50 (!!) Alben wurde im Jahr 2003 anlässlich des 70igten Geburtstages von John Mayall eine Doppel CD mitgeschnitten, die sehr viel Beachtung fand. Waren doch bei dieser Fete viele seiner ehemaligen Weggefährten wieder mit auf der Bühne.

Und jetzt gibt es mit "Road Dogs" eine neue Studioeinspielung. Unterstützt von Tom Canning an Orgel und Piano ist hier wieder ein Album mit dem typischen Flair von John Mayall entstanden. Textlich beschäftigt sich John unter anderem mit dem Leben on the road (Road Dogs und Forty Days), erinnert sich an seine Jugend, als er mit dem Blues in Berührung kam (Short Wave Radio) und erzählt von dem Kampf eines alten Freundes gegen den Krebs (Beyond Control).

Musikalisch bringt das Album mit dem Titelsong gleich ein Meisterstück, in dem Buddy Whittington an der Slidegitarre brilliert. Leider setzt er den Flaschenhals nur an dieser Stelle ein. Davon könnte ich mehr vertragen. Die beiden Soli, unterlegt mit leichten Synthiklängen und in einem schleppenden Rhythmus gespielt, machen Lust auf mehr.

Es folgen zwei Slowblues Tracks in typischer Bluesbreakers Tradition. Perfekt ergänzt John's Piano das gefühlvolle Spiel von Whitington. Die Jungs haben eben das richtige Feeling. Daran besteht absolut kein Zweifel.

Dann wird es akustisch. "To Heal The Pain" ist eine ganz ruhige Nummer, bei der die Geige von Dale Morris jr den Ton angibt.

Barrel House Music gibt es dann auf die Ohren. "Burning Bridges" stampft vor sich hin, und das Mississippi Saxophon treibt das Stück immer weiter an.

Nachdem "Snake Eye" wieder etwas mehr Dampf macht, folgt mit "Kona Village" ein sehr gefühlvolles, ruhiges Stück, bei dem auch, sehr passend, eine Flöte zum Einsatz kommt.

Mit zwei Leadgitarren geht es bei "Beyond Control" wieder zurück in klassische Bluesgefilde. Das Teil ist ein absoluter Reißer voller Kraft und Energie. Eric Steckel bedient als zweiter Mann die sechs Saiten.

Und dann kommt richtig Tempo rein. Dynamisch rockt "Chaos In The Neighbourhood". Piano, Orgel und Gitarre sind eine einzige Einheit. Für mich d e r Anspieltipp auf dieser CD.

Rockig geht es dann auch weiter. "Awestruck And Spellbound", gesungen von Buddy Whittington, lässt den Hörer automatisch im Sessel mitwippen.

Mit "Road Dogs" ist John Mayall's Bluesbreakers ein sehr gutes neues Album gelungen. Es gibt keinerlei Schwächen. Alle 15 Titel sind perfekt eingespielt und garantiert bühnentauglich. Bravo John, und das mit fast 72 Jahren. Wie sagte ich am Anfang:"Dieser Mann ist ein Original". Und das hat er wieder mal eindrucksvoll bewiesen!