The Kenn Morr Band / Higher Ground
Higher Ground Spielzeit: 44:07
Medium: CD
Label: Fleets Cove Music, 2010
Stil: Folk Rock

Review vom 21.09.2010


Wolfgang Giese
Es ist schwierig, für Musiker und Bands, heute noch Musik zu schreiben und vorzulegen, bei der man nicht sagt, 'das klingt doch wie ...'.
So geht es mir auch im Falle dieser Platte der Kenn Morr Band, die aus den USA stammt, mich jedoch spontan in das Großbritannien der 70er zurück versetzt, als Bands wie Fairport Convention, Steeleye Span und andere die britische Folkszene beherrschten. Genau diesen Zeitsprung empfinde ich hier, gleich beim ersten Song, selbst der Drummer erinnert mich an Dave Mattacks mit seinem unverkennbaren Stil. Wie bei vielen folgenden Titeln auch, ist es die Fiddle, die schöne und lebendige Soli auflockernd in die eher ruhige Stimmung bringt.
In diesem Zusammenhang gleich ein persönlicher Kritikpunkt. Es sind die Lead Vocals, die mir viel zu zaghaft und zaudernd, mitunter fast flüsternd, eingesetzt werden. Etwas Druck wäre zur Abrundung des Gesamtbildes von großem Vorteil gewesen. Denn ansonsten halte ich die Kompositionen und die musikalische Umsetzung für sehr gelungen, doch wie schön wäre es gewesen, hätte hier die großartige Sandy Denny den Gesang beigesteuert!
Bei den ganz ruhigen Stücken fällt es nicht so auf, da mag man manchmal an den stimmlichen Vortrag von Ralph McTell denken. Diese ruhigen und langsamen Titel bergen eine ganz besondere Harmonie in sich, durch Mandoline und Bouzouki angenehm untermalt.
So ist die Atmosphäre fast durchgehend von teils starker Melancholie durchsetzt, eine Stimmung, die von den Texten noch unterstützt wird, ob sie nun vom "Restless Wind" erzählen oder von fallenden Herbstblättern ("Another Year"). Stets schwingt eine gewisse Wehmut mit, man hört von Dingen, die vergangen sind und nicht wieder kommen oder von Abschied.
Unterbrechung gibt es dann, wenn andere Instrumente in den Vordergrund treten, wenn Perkussion, afrikanisches Daumenpiano eine schon fast leicht karibische Stimmung mit einbringen, z.B. ist "Things I've Done" dezent davon angehaucht. Auch beim letzten Track "Fly Free" dominiert die Perkussion vor dem Schlagzeug.
Einerseits bereichert das das Gesamtbild, doch andererseits kann es dieses dann aber auch stören.
Letztlich ist es aus meiner Sicht jedoch so, dass sich das eigentlich recht gut einfügt, man muss das erst auf sich einwirken lassen. Dieser Gesamteindruck wird nun auch gerade durch den sehr prägenden Gesang, so zurückhaltend und schüchtern er auch erscheint, zusammengehalten. Es passt insofern wieder einiges zusammen, doch bleibt bei mir keine Begeisterung zurück, denn selbst in der Melancholie ist mir diese einfach zu wenig gesanglich ausgedrückt. Manchmal kommen mir die Harmony Vocals kraft- und ausdrucksvoller vor. Wie wäre es einmal, die anderen Bandmitglieder ran zu lassen, Kenn?
Line-up:
Kenn Morr (acoustic, electric and 12 string guitars, piano, keyboard & vocals)
Tog Hagymasi (fiddle, mandolin, bouzouki, button accordion, African thumb piano, dulcimer, harmony vocals)
Bob Gaspar (drums, djembe, cajon, congas, bongos and percussion)
Dan Hocolt (bass and harmony vocals)
Tracklist
01:Standin' Still (3:37)
02:Higher Ground (4:39)
03:Spinning Wheel (3:38)
04:Restless Wind (4:40)
05:Anna Lee (4:18)
06:Another Year (4:44)
07:Gone (4:23)
08:The Jewel (4:11)
09:Things I've Done (4:52)
10:Fly Free (4:36)
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