Kenn Morr / Move On
Move On Spielzeit: 49:33
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 04.11.2008


Tom Machoy
Willkommen in der (amerikanischen) Liedermacher-Welt, auf amerikanisch: Songwriters world - YES, it is!
Immerhin hat Kenn Morr mit "Move On" bereits seine vierte CD veröffentlicht, die er dazu auch noch selbst produziert hat - alle Achtung!
Leider gibt nichts über seine erste CD-Produktion Aufschluss. Selbst seine Homepage schweigt sich darüber aus. Aber ab seiner zweiten CD, "New Moon Rising", aus dem Jahr 2003 wird er als 'local hero' gefeiert. Auf dieser CD vereinigte Kenn Morr »…a mix of unplugged Americana, folk, rock, and blues.« 2006 folgte "Coming Home". Soviel zunächst zur Diskografie.
Seine Biografie liest sich fast wie ein kleines Märchen, so mit ganz vielen bunten Blumen und niedlichen Tieren, die alle ganz lieb zueinander sind und alles gemeinsam schaffen. Aber: So etwas soll es ja auch geben…
Ein Biograf namens Laurel Tuohy schreibt dazu sinngemäß: Viele Städter ziehen mit großen Hoffnungen aufs Land, kommen aber nicht mit dem doch anderen Tempo des Lebens dort klar, noch finden sie Zugang zu den Menschen und Örtlichkeiten - anders Kenn Morr. Obgleich er nur fünf Jahre im ländlich gelegenen Colebrook lebte, erreichte er eine Kleinstadteingebundenheit/-verbundenheit, was nur wenigen gelingt, meist auch wegen seinen mit der Gegend stark verwurzelten, akustischen Folksongs, die er auf Feierlichkeiten spielte.
Auf der Suche nach Ruhe, Frieden und Privatsphäre fand er in Connecticut eine Gemeinschaft. Tritt er nicht gerade auf, kümmert er sich um seine zwei Söhne, spielt auf seiner Veranda Gitarre, schaut dabei über die üppige grüne Landschaft. Als Begleitung hört er den Bach rauschen, den Wind flüstern, wenn er durch die Blätter der Bäume streicht…
So, genug davon. Das ist alles wunderbar auf seiner Homepage nachzulesen, auch wie es weitergeht, was ihn so bewegt, weiterhin über amerikanische Tradition, Familie,… - und genauso hört sich die neue CD an. Sie ist richtig schön! Sie ist keinesfalls schlecht, nein, dafür ist sie viel zu perfekt, einfach nur glatt - problemloses Hören, ja, so formuliere ich es mal.
Interessant ist, dass Kenn Morr seine "New Moon Rising"-CD unter Bob Johnston aufgenommen hat, der schon Bob Dylan, Simon & Garfunkel, Leonard Cohen, Johnny Cash, Willie Nelson und andere produzierte - alles große Musiker. Und auch die Kenn als Band begleitenden Musiker, sind vom Allerfeinsten: Bob Gasper, der bereits seit seinem achten Lebensjahr trommelt und Dan Hocott, ein Multiinstrumentalist, der über Akkordeon und Gitarre seine Liebe zum Bass entdeckte. Nicht umsonst wurde die Kenn Morr Band schon zur 'Best New Band' und Kenn Morr als 'Best Solo Artist' nominiert ( vom Hartford Advocate.). Und wenn sie nicht gut wären, hätten sie nicht auf einer Bühne mit
Al Kooper, John Sebastian oder Eric Burdon gestanden, oder?
In seinen Liedern legt sich Kenn richtig ins Zeug. Voller Inbrunst intoniert er die Texte. Dazu feinste, filigrane instrumentale Begleitung von Mandoline bis Mundharmonika, perfekter, sehr feinfühliger Backgroundchor - so alles in "Move On" zu hören, womit er tatsächlich irgendwie in Stapfen von Cohen und Co. tritt. Die Mundharmonika lässt mich kurz an Tom Petty erinnern - in seinen ruhigen, akustischen Stücken.
"Make You Mine", wie nicht anders erwartet, geht in ähnlicher Richtung voran. Eine sehr gefühlvolle Percussionsbegleitung (Trommeln) und Violineneinsatz schaffen kleine Höhepunkte in einem zweiten, ebenfalls sehr ruhigen Titel.
Nun geht es gesanglich und auch instrumental etwas abwechslungsreicher, sprich flotter weiter, aber immer im Sinne eines Liedermacherzyklus'. Keine Übertreibung im Tempo, leichter Reggae-Rhythmus und keinerlei Ähnlichkeit mit dem "Get Back" der Beatles! So geht es denn Titel für Titel weiter… immer wiederkehrende, äußerst schöne, melodiöse Zusammenspiele der Musiker. Alle sind im Kontext, fühlen mit, singen mit, schunkeln mit. Manches Lied kommt mir wie eine Coverversion von Pat Boone (nicht zu verwechseln mit Daniel Boone - der aus der Serie mit der Fellmütze) vor, doch schon leicht schnulzig. Und das geht auch nicht weg, je öfter ich die CD anhöre, schade!
Egal, ob "Don't Turn Around", "River Song" oder "Late Summer Skies" - alles irgendwie gleich. Besonders Kenn Morrs Gesang, der mir zu Beginn doch erwähnenswert, weil eigen, im Ohr blieb, ändert sich leider nicht. Er bewegt sich gesanglich auf dem Boden vom Opener, wenig bis keine Änderungen in stimmlichen Nuancen - leider alles immer wieder gleich.
Instrumentalistisch bleibt die CD weiterhin abwechslungsreich (der Musiker sei Dank). Wirklich klasse Bassspiel, klasse Mandoline, klasse Percussion. Damit erreicht "Once More" Lagerfeuerromantikcharakter! Mit Annie Golden im Duett singt er "Still Need You Near", schmachtend begleitet durch die Violine von Karen Nolan. "Let's Take Tonight" ist erfreulicherweise ein etwas schnelleres Lied, wieder ein wenig an Tom Pettys Heartbreakers erinnernd, alles-in-allem: nicht ganz übel!
Annie Golden darf noch mal ganz hoch ansingen, "Girl With The Auburn Hair" klingt etwas nach Indianergesang, nicht allein durch Annies Stimme, verliert sich aber dann doch wieder in die die CD beherrschende Liedermacherei. Mit "Everything Will Be Fine" (wie treffend) endet die CD, der ich nicht so viel abgewinnen kann (Stil), die ich Rockmusikhörern deshalb nicht empfehle (falsches Pferd!), die für Hörer, die sich Zeit für gute Musik nehmen, zum Hören aber durchaus geeignet ist (nochmals: Klasse Instrumentierung).
P.S.: Die CD ist als Erinnerung an Dan Fogelberg gedacht!! (Guter Musiker, der mit einer Menge Titeln vor -zig Jahren auf meinen Spulenbändern beheimatet war)
Line-up:
Kenn Morr (acoustic, electric, 12 string and lap steel guitars, piano, mandolin, harmonica, vocals)
Bob Gasper (drums, djembe, wonder drum and percussion)
Dan Hocott (bass, harmony vocals)
Karen Nolan (violin)
Rex Fowler (vocals - #4)
Annie Golden (vocals - #9, 11)
Tracklist
01:Move On
02:Make You Mine
03:Get Back
04:Don't Turn Around
05:River Song
06:Late Summer Skies
07:Once More
08:Blue Morn
09:Still Need You Near
10:Let's Take Tonight
11:Girl With The Auburn Hair
12:Everything Will Be Fine
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