Da muss was vertauscht worden sein. 'Bärchen Records' kündigt in der PR-Mitteilung eine aufregende, vielseitige Band aus Texas an, die den ganzen Süden und Mittelwesten rootsmäßig beackert. Ich hab noch nie was von Macon Greyson gehört. Aber das Land ist groß, der Himmel noch weiter und Gruppen gibt's wie Rindviecher auf der Bush-Weide. Just another Band from Lone Star?
Aber was tönt da aus den Speakern - Stiff Little Fingers, The Clash, die Sex Pistols oder was??? Rüder Brit-Rock 'n' Punk, scheppernde Gitarren und diese lässig-arrogant-agressive Stimme, die die Texte mehr rausrotzt, als sie singt?! Dazu Charlie Watts, der Meister des Minimal-Drummings mit Doppelstock-Einsatz und ein paar satte 'RR' ( Richards-Riffs). Erstmal weiterhören.
Ach, auf einmal tönt's doch very amerikanisch, also doch Steak unter der siffigen Majo! Neil Young schrubbt seine Klampfe mit Howie Gelb um die Wette, Tom Petty nölt und lässt die Rickenbacker klingeln, Hootie & The Blowfish schaun öfters mal vorbei, Jerry Garcia packt seine Pedal Steel aus und, verflixt, dieser Background-Chor aus der Beat-Ära - ich komm gar nicht hinterher, was ich da alles raushöre. Und jetzt wieder bester U.K.-70er-Stoff! Ist wie deine persönliche Jukebox, auf 'Intro' und 'Random' gleichzeitig gestellt. Egal was kommt, es ist immer was von deinen Lieblingssongs.
Aber im Gegensatz zu One Hand Free, die mir auch jüngst auf den Player kamen, passt hier die Melange, egal wie frech gemixt und unterschiedlich die Zutaten auch sind. Wenn die Rockgeschichte so aufgemischt wird, wie von Macon Greyson, dann kann ich nur sagen: Respekt Jungs! Die Mannschaft besteht aus Harley Husbands - Lead Guitars, Banjo, Backing Vocals, Buddy Huffman - Lead Vocals, Rythmn Guitars, Badger Vass - Bass Guitars, Percussion und Pete Falcone - Drums, Percussion. Die Gastmusiker Tommy Young, Todd Pertil und Erik Herbst steuern noch sehr erfreuliche Hammond B3 Organ, Steel Guitar und 'Sounds' bei.
Die ersten vier Titel rocken, was abgeht. Dann wird´s deutlich melodischer, midtempo-mäßig, guter amerikanischer Roots-Rock, aber immer noch kraft- und saftvoll. Homebound, schön laid back im Mittelteil. Bevor's aber zu heimelig wird, haut die voll verzerrte Gitarre wieder rein. Dann Landluft, die 'New Country'-Szenerie passt jetzt natürlich bestens in die weite Americana-Landschaft. Kann es wirklich sein, dass alle Titel von Buddy Huffman gesungen werden, hat er die ganzen Stile so perfekt drauf? Aber die Kumpel sind genauso versiert in allem, was sie anpacken. Subtile Begleitung ebenso wie Punk-Krach. Mit dem einzigen Cover "My Brain Is Hanging Upside Down" von den Ramones geht's nochmal kräftig zur Sache, bevor die Band aus Dallas wieder fröhlich im Kuhmist rumhüpft. Genau "shut up ... and tell me how it feels to play a stupid country song!".
"Translate", der Titeltrack, ist wieder ein herrlich melancholischer Song, in den man sich reinlegen möchte. Mit einem zunächst gaaanz entspannten, aber dann sich immer hypnotisch drehenderen, sphärischen Gitarrenfinale. "Come Inside" beschwört zum Schluss Cobain-sche Zerrissenheit, die jedoch, mit flirrend-spacigen Sounds unterlegt, bald mehr und mehr einer traumverlorenen Stimmung weicht. 'On and on', genau, immer weiter diese schöne und in der Tat aufregende Musik hören! Mit "Translate" werden Highlights der Musik der letzten 30 oder sogar 40 Jahre ins Heute übertragen und das ist voll geglückt.
Macon Greyson - merken! Und unbedingt hingehen, wenn die mal bei uns touren.
Spielzeit 47:07 Min, Medium CD, Idaho Gunbunny Music, ASCAP, 2005
1:Save Us All (2:41) 2:Sidetracked (3:44) 3:Strung Up (3:59) 4:Own (3:54) 5:Million Hearts (4:00) 6:Wrong Way Around (3:58) 7:Patchwork Alibis (3:51) 8:Blue Side (4:19) 9:My Brain Is Hanging Upside Down (4:03) 10:PCS (3:29) 11:Translate (6:03) 12:Come Inside (5:06)
Norbert Neugebauer, 02.03.2006
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