M.A.D. - hinter dieser feinsinnigen Abkürzung für Maniacal Area Damage verbirgt sich eine 4-köpfige Hard Rock-Band aus dem Ingolstädter Raum, die gerade ihr zweites Album mit dem klingenden Titel "For Crown And Ring" veröffentlicht hat.
In der regionalen Musikszene sind die vier Kerle mit der »manischen Musikbegeisterung« (so Frontmann Jochen in einem Interview) dank ihrer zahlreichen Liveshows keine Unbekannten mehr und auch beim Deutschen Rock & Pop-Preis konnten sie 2007 die Trophäen für das beste Hard'n'Heavy Album und den besten Hard'n'Heavy Sänger abstauben.
Letzteres ist kaum verwunderlich, denn das erste, was einem beim Einlegen der neuen Scheibe ins Auge (bzw. Ohr) fällt, ist die kantige Stimme von Bandgründer Jochen S. Bach (im Folgenden aufgeführt als J.S. Bach...). Die Ähnlichkeit mit dem ehemaligen AC/DC-Shouter Bon Scott wurden bereits in diversen Kritiken erwähnt und wieder verworfen - aber so überzogen solche Vergleiche oft klingen mögen: Hört man Herrn Bach die ersten Zeilen von "Don't Sell Your Soul" ins Mikro kreischen, kommt man fast nicht umhin an Scott zu denken. Im Grunde fragt man sich schon nach dem ersten »Yeah Yeah«, warum der Mann nicht in einer AC/DC-Coverband singt. Im Interview macht Jochen aber dann klar, dass M.A.D. eben keine solche Coverband sein wollen, sondern vor allem auf eigenes Material bauen - wenn das Publikum allerdings mitgrölen will, darfs für die Liveshows auch mal ein gecoverter Klassiker sein.
Bachs Stimme trägt neben Robert Mayers solide rockendem Gitarrenspiel über weite Teile das neue Album, das sich stilistisch zwischen Hard Rock in der Art von AC/DC, Bikermucke und neuerdings auch Einflüssen aus dem Heavy Metal-Bereich bewegt. Das mit dem Heavy Metal ist allerdings so eine Sache: Schon der Albumtitel "For Crown And Ring", samt der mittelalterlichen Aufmachung auf dem Cover, lässt Böses ahnen - man hat einfach schon zu viele schlechte (und peinliche) Verschnitte von Warriors Of The World gehört, um großes Vertrauen in regionale Heavy Metal-Bands zu haben. Die Vorahnung bestätigt sich beim Hören des Albums aber dann nur teilweise: Zwar ist der Titelsong mit seinem dramatischen Gewitter-Intro, dem melancholischen Gitarrenriff und der düsteren Erzählerstimme, die sich zum epischen Refrain über Krone, Sturm, Kampf und Tod steigert, tatsächlich nur mit zwei zugedrückten Augen zu ertragen, aber zum Glück hat das Album noch mehr zu bieten.
Nach einigen Genre-gerecht auf epische Breite ausgedehnten Ausrutschern ins Metal-Revier (bei "Movin On Through Time" fällt auf, dass Jochens Stimme nicht unbedingt für die langsamere Sorte Songs gemacht ist), wird im zweiten Teil des Albums klar, wo die eigentliche Stärke dieser Band liegt. Sobald die ersten Töne des Riffs zu "A Long Hard Road" erklingen und Jochens Rockröhre einsteigt, denkt man nur noch an eins: AC/DC.
Der Song könnte sich mit seinem wunderbar eingängigen Mitgrölrefrain und seiner Story über den gemobbten Jungen, der sich auf der 'long hard road' des Rock'n'Roll behauptet, ohne weiteres heimlich auf "T.N.T." versteckt haben ("It's A Long Way To The Top" ...). Auch der Nachfolger "Bad Boy Boogie" knüpft an diesen Stil an und gibt einen Einblick in das Potenzial der Band was Songideen und schön aufgebaute Gitarrensoli angeht.
Überraschend ist die Wahl von Ike & Tina Turners "Nutbush City Limits" als einzigem Coversong - noch überraschender ist allerdings, dass die Nummer durchaus gelungen ist. Verbannt man das Original zunächst mal aus dem Gedächtnis, dann passt sich der Song ganz nahtlos in den rockigen Schlussteil des Albums ein - und auch das 'Rock'n'Roll-Saxofon' ist eine frische Idee, die zumindest für die Dauer eines Songs gut aufgeht.
Das letzte Stück ("Let The Days Go By") versucht sich mit langsamen und leiseren Tönen als besinnlicher Abschluss des Albums - gut gemeint, aber nicht unbedingt gelungen. Jochens Stimme, die für die rockigen Stücke wie gemacht ist, klingt hier plötzlich ein wenig unsicher und dünn - er redet mehr, als dass er wirklich singen würde. Allerdings sticht dafür bei diesem Song die Gitarrenarbeit von Robert Mayer heraus (übrigens der einzige Berufsmusiker der Band) - ein reines Instrumental wäre hier schön gewesen.
Als Fazit kann man sagen, dass "For Crown And Ring" für eine eher regional orientierte Band ein beachtliches Album geworden ist, das sich durch das solide Können der Musiker und einige sehr gelungene Rocksongs auszeichnet. Den Ausflug ins Reich des 'Heavy Metal-Disneyland' hätten sich die vier Bayern aber meiner Ansicht nach sparen können: Das Potenzial dieser Band liegt woanders.
Line-up:
Jochen S. Bach (vocals)
Robert Mayer (guitar)
Andreas Laubmeier (bass)
Willi Hagn (drums)
Tracklist |
01:Don't Sell Your Soul
02:Night Crawler
03:Crown And Ring
04:Movin' On (Through Time)
05:Mr. Wannabe
06:The Warrior
07:A Long Hard Road
08:Bad Boy Boogie
09:Nutbush City Limits
10:Let The Days Go By
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