Magic Pie / Motions Of Desire
Motions Of Desire
Danke Jan für diese Demo-Scheibe und vergiss mich bloß nicht, wenn ihr eine komplette CD am Start habt!, schrieb ich vor etwas über einem Jahr, als ich die 4-Track Demo CDR der skandinavischen Progrocker rezensierte.
Jan hat mich nicht vergessen und anstelle der Demo-CDR halte ich nun das Endprodukt mit dem Namen "Motions Of Desire" in den Händen.
Dem alten Line-up (Kim Stenberg (Guitars),Gilbert Marshall (Keyboards, Lead Vocals), Eirik Hanssen (Lead Vocals),Lars Petter Holstad (Bass) und Jan T. Johannessen (Drums)) gesellt sich nun mit Allan Olsen noch ein weiterer Leadsänger hinzu.
Playerschublade auf, CD rein, Zeitanzeige des ersten Tracks zeigt die unglaublichen Ziffern 20:05!
Die Jungs gehen also voll aufs Ganze und lassen erst mal kurz ein paar Naturimpressionen anklingen, bis es zurück geht. Zurück in die Siebziger, als Bands wie Uriah Heep so richtig geilen Progrock lieferten. An diese Band erinnert auch "Change": keyboardmäßig, soundmäßig, stimmungsmäßig und spätestens beim Hauptthema merkt das auch der Letzte. Sehr, sehr melodiös, dieses Thema, auf welches im weiteren Verlauf des Titels immer wieder zurück gekommen wird.
Nun ist das aber keine melodische Schmusemucke, denn die Breaks kommen fast brutal in Form von Keyboardattacken und Gitarrenriffs. Es wird gewechselt zu mehrstimmigen, richtig groovenden Vokalparts. Ab Minute Acht wird es ruhig: Sommerwiese, Schmetterlinge, herumfliegende Pusteblumen..... . Dem fantasievollen Hörer erschließt sich Einiges, was weit über das reine Anhören einer CD hinausgeht. Das Keyboard setzt ein, dann eine akustische Gitarre mit irgendwie andalusischem Rhythmus. Es kommt einem aber nicht spanisch vor, denn was den Gesang angeht: der bleibt 'proggisch'.
Wir sind immer noch beim ersten Titel und schreiben die Minute Elfeinhalb. Basslauf im Funk-Stil, die Gitarre wird jazzig, es groovt bis zwei Minuten später das Gas-, ähm Wah-Wah Pedal aktiviert wird und der Axt hilft, ein irres Solo hinzulegen. Doch dieses Effektsolo war nur der Anfang, denn es folgen wahnwitzige Soli. Im Review der Demo erwähnte ich den Namen Malmsteen.
Es folgt 'ne super a capella Passage, bis dann Keyboard, Gitarre und die Rhythmus-Section wieder auf harten Prog umschwenken. Von Breaks durchsetzt 'forct' es nach Vorne, bis das Maintheme wieder zu vernehmen ist. Und man ahnt, dass es gen Ende geht: zu stark die Harmonies und von den Lyrics gar nicht zu reden. Danach kann einfach nichts mehr kommen.
"Motions Of Desire", seines Zeichens die Titelnummer. Ganz ruhig und wieder so eine Melodie und ein Text, dass man sich schier das Leben nehmen will, um auch schnell ins Paradies zu gelangen.
Ich habe hier eine Progrockscheibe laufen und trotzdem ist diese Nummer absolut hitverdächtig. Geniale Produktion, geniale Soli, geniale stimmliche Leistung, geniales auf den 'Ohrwurmpunkt' kommend. My lovely Mr. singing club!
(Anm. der Redaktion: Das ist pfälzisch und steht für "Mein lieber Herr Gesangsverein".)
Sphärischem Beginn bei "Full Circle Poetry" folgen Sequenzen, bei denen der Tastenmann so richtig schön zeigen darf, was seine Instrumente alles können: und weil eine Gitarre da nicht gerne hinten ansteht, legt auch sie bald los. Nicht in den Vordergrund drängend, sondern sehr songdienlich den Gesang begleitend. Rhythmisch ist es leicht verschleppt, so dass man quasi in Zeitlupe headbangen kann.
Drei Lead Sänger, das ergibt wunderbare Harmonies, aber immer wieder aufgemischt durch Gitarre und Keyboard. Mal kommen die Breaks so, dass man sich darauf einstellen kann, dann knallhart und blitzschnell. Sehr schön arrangiert.
"Without Knowing Why" ist härter, schneller und schraubt sich per Tasten und Saiten langsam in die 'Höhe', ja es wird fast psychedelisch. Die Gitarrenriffs gegen Ende geben dem Track gar fast etwas Prog-Metal mit auf den Weg.
Es folgt ein Dreierpack: Illusion & Reality PART I, Part III und PART IV. Ich müsste mich wiederholen, denn darüber habe ich an dieser Stelle schon mal geschrieben. Und wie vor einem Jahr, faszinierten die drei Nummern durch irrwitzige Gitarrenläufe, gelungene Harmonies und allem anderen, was das Prog-Herz schneller schlagen lässt.
"Dream Vision" beendet (viel zu früh, trotz 75 Minuten Spielzeit) eine sehr schöne Progrock Scheibe. Auch hier sind die genretypischen Merkmale allesamt vertreten - zusätzlich geht der Gesang einige Stufen 'tiefer' und es klingt fast wie aus der Hölle. Kurze Zeit später heischt dann eine fast schwindelig spielenden Gitarre um Aufmerksamkeit.
Uff!
Progressive Soundmuster im Stil der 70er, welche auf moderne Progstrukturen treffen, enorme Stilvielfalt - so beschreibt die Band selbst, wie die Stücke des magischen Kuchens zusammenpassen.
Wie vor einem Jahr schließe ich auch heute:
Danke Jan für diese Scheibe und vergiss mich bloß nicht, wenn ihr die nächste CD am Start habt!


Spielzeit: 74:57, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2005
1:Change 2:Motions of Desire 3:Full Circle Poetry 4:Without Knowing Why 5:Illusion & Reality PART I 6:Illusion & Reality PART III - Final Breath 7:3:Illusion & Reality PART IV – Reprise 8:Dream Vision
Ulli Heiser, 03.05.2005
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