Magnum / Escape From The Shadow Garden
Escape From The Shadow Garden Spielzeit: 62:42
Medium: CD
Label: Steamhammer/SPV, 2014
Stil: Melodic Rock

Review vom 04.04.2014


Jochen v. Arnim
Zu Magnum muss man ja als Einleitung keinen Platz in einer Rezension verschwenden - das ist alles schon geschrieben, denn die Jungs aus Britannien sind mittlerweile über vierzig Jahre im Business (gleichwohl gab es eine siebenjährige Schaffenspause) und gehen mit der vorliegenden "Escape From The Shadow Garden" riesigen Schrittes auf die große Zwanzig bei den Studioalben zu. Magnum, das ist vor allen Dingen die Zusammenarbeit von Bob Catley und Tony Clarkin, die einander über die Jahrzehnte immer wieder zu Höchstleistungen angespornt haben. Dabei soll Gitarrist Clarkin ein wahrer Workaholic sein, der unablässig auf der Fährte neuer Songs für die Band ist.
Der neue Silberling ist mit mehr als einer Stunde Spielzeit gut gefüllt und der Fan bekommt dabei elf Songs geboten, die zwischen knackig und balladesk wechseln. Denn obwohl sie meinem Empfinden nach bei den vergangenen Alben etwas härter geworden waren, werden sie wohl nie das Gefühl für melodische und sanftere Stücke verlieren. Das scheint seit 1972 ja auch das Erfolgsrezept der Engländer zu sein, denn sie haben bis heute eine treue Fangemeinde und nichts von ihrer Popularität verloren. Dazu gibt es in regelmäßigen Abständen gute Platten und ausgedehnte Tourneen - mehr muss man nicht haben.
Ein Streicher-Intro sorgt beim ersten Song für einen gefühlvollen Einstieg, der nach kurzer Zeit mit sattem Riffing in Richtung Hard Rock abdreht. Trotzdem bleiben die Geigen und Celli (aus dem Synthesizer) und weben mit den Klängen der Sechssaiter einen gekonnten Teppich: "Live 'Til You Die" ist ein würdiger Opener für ein Magnum-Album. Vokalist Catley lässt nicht erahnen, dass er den Job schon über vierzig Jahre macht und treibt den Song in epische Breite.
"Unwritten Sacrifice" folgt an zweiter Stelle und geht passagenweise ebenso kräftig ab nach vorne. Wie schon im Opener kommt auch hier ein gut gemachter Spannungsbogen zum Einsatz, der den Song in einem fast fulminanten Ende schließen lässt. Dieses Ende geht fast nahtlos in "Falling For The Big Plan" über, das ein weiteres Mal von Tastenmann Mark Stanway, ebenfalls Band-Urgestein, sanft eingeleitet wird. Und wie bei den beiden Stücken zuvor, finden wir auch hier eine sich steigernde Spannung, die von Gitarren, Rhythmusabteilung und Gesang aufgebaut und gehalten wird - ganz im gewohnten Stile der Achtziger.
Fast-forward - "Too Many Clowns" erklingt mit kernigem Riff, Catleys Stimme setzt ein und uuuups, ich denke, ich hab' 'ne alte Scheibe von Molly Hatchet eingeworfen, also zu Zeiten, als Danny Joe dort noch das Mikro schwang. Die Freude währt natürlich nur kurz, aber dennoch werte ich den Song für mich als durchaus gelungen, ein wenig ab vom üblichen Magnum-Schema.
Bei "Midnight Angel" kommt dann doch ein wenig der Balladen-Schmalz durch und subjektiv empfunden müssen wir hier ein paar Abstriche machen - das ist mir zu standardmäßig: Betroffenheitsvibrato wechselt mit dramaturgisch gekonnt eingesetzten Stimmungsaufhellern in Form etwas kräftigerer Gitarreneinsätze und gegen Ende dann Akustiksound, bevor es im Finale noch einmal etwas anzieht.
Auch "The Art Of Compromise" kann sich irgendwie nicht so ganz entscheiden, ob es einfach nur eine Power-Ballade ist, oder vielleicht sogar ein kerniger Hard-Rocker. Dafür driftet "Don't Fall Asleep" aber mit viel Streicher-Sound endgültig in die Schmuse-Ecke: Augen zu und träumen, zu zweit… oder aber die Feuerzeuge ausgepackt und kräftig mitgeschwenkt (bald gibt es während der Tour mit Saga ja ausreichend Gelegenheit dazu).
"Wisdom's Had Its Day" ist sicherlich auch eher den Balladen zuzuordnen, punktet aber im Vergleich zu den anderen auf dieser Scheibe mit mächtig viel Spannung, die sich im Verlauf des Stückes konstant steigert. Dazu verhelfen besonders die Keyboards und die hier speziell ein weiteres Mal die 'Streicher-Abteilung'. Das ist beste Grundlage für variationsreich eingesetzte Vocals und Backings - gelungenes Drama.
Bevor wir von "The Valley Of Tears" standesgemäß aus der Platte komplimentiert werden, wartet das durchaus rockende "Burning River" mit einer etwas zu standardisierten Hookline und ebensolcher Gesangslinie auf. Erstgenannter Song aber besticht durch langsame und gefühlvolle zwei Minuten, bevor dann die Zügel locker gelassen werden und die Instrumente etwas krachen dürfen.
In den achtziger Jahren haben die Jungs von Magnum zwar die wohl stärkeren Songs kreiert, die wohl insgesamt knackigeren Alben ("Chase The Dragon", "On A Storyteller's Night",
Wings Of Heaven) geschaffen, aber dennoch ist auch der neuste Output weit, weit weg von altersschwachem Standardbrei abgehalfterter Rocker. Nachdem schon die Vorgängeralben durch die Bank weg gut ankamen, wird auch "Escape From The Shadow Garden" die Fans erfreuen.
Line-up:
Bob Catley (vocals)
Tony Clarkin (guitars)
Al Barrow (bass, backings)
Mark Stanway (keyboards)
Harry James (drums)
Tracklist
01:Live 'Til You Die
02:Unwritten Sacrifice
03:Falling For The Big Plan
04:Crying In The Rain
05:Too Many Clowns
06:Midnight Angel
07:The Art Of Compromise
08:Don't Fall Asleep
09:Wisdom's Had Its Day
10:Burning River
11:The Valley Of Tears
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