Magnum sind in der heutigen Musiklandschaft eine absolute Ausnahmetruppe. Von Kritikern schon oft totgesagt, hat sich die Band um Gitarrist und Mastermind
Tony Clarin bis heute mehr oder weniger konstant im Geschäft gehalten. Zugegeben, die ganz großen Glanzzeiten sind bereits knapp 25 Jahre vorbei, aber immer noch bringt man regelmäßig Alben raus und geht brav auf Tour.
Deutschland ist sicher einer der Hauptmärkte für das britische Quartett und daher stehen auch 2011 nicht weniger als 17 Auftritte in Germany an. Interessant ist auch die Entwicklung der Band. Ist es in der Regel so, dass man als Newcomer mit eher einfach gehaltenen Kompositionen startet, um später immer komplexere Strukturen in den Songs umzusetzen, so war es bei Magnum eher umgekehrt.
Als 1978 ihr Erstlingswerk "Kingdom of Madness" erschien, präsentierte die Band noch Prog Rock mit teils recht abgefahren musikalischen Elementen, wie beim genialen Titelstück.
In den 80ern dann waren es eher die einfach gehaltenen Rocksongs wie "Days Of No Trust" oder " Start Talking Love", die für den Durchbruch sorgten. Mit ihrem unangefochtenen 1985er-Meisterwerk "On A Storyteller' s Night", was man als Rockfan definitiv kennen muss, verband man dann Komplexität mit kommerziellem Erfolg und das Album wird wohl auf ewig ihr Referenzwerk sein.
Nach der Trennung Mitte der 90er (der Grunge hatte eben alles kaputtgemacht) fand man dann doch 2001 wieder zusammen. Das stärkste Album aus dieser zweiten Phase der Band ist meiner Meinung nach das 2007er-Werk
Princess Alice And The Broken Arrow. Genau daran muss sich dann auch das neue Album "The Visitation" messen.
Ziemlich schleppend und für
Magnum sogar recht düster beginnt der Longplayer mit "Black Skies" , was unweigerlich Assoziationen an "Kashmir" von
Led Zeppelin weckt. Mit der für
Magnum typischen Prise Epik kommt das Lied nur langsam in Fahrt und entwickelt sich aber dank einprägsamen Melodie nach mehrmaligem Hören zu einem echten Hammer. Danach verflacht das Niveau etwas, aber mit dem sehr melodischen "Wild Angels" hat man mal wieder einen echten Ohrwurm am Start. Wäre in den 80ern sicherlich eine super Single gewesen. Gut gelungen ist auch die Abschlussnummer "Tonight' s The Night" mit interessantem A-cappella-Mittelteil. Die restlichen sieben Lieder sind auch nicht schlecht, aber echte Highlights oder gar Klassiker vom Kaliber "The Spirit" oder eben "Days Of No Trust" sicht man vergeben. Was noch auffällt ist zum einen die Länge der Songs, denn fast alle Lieder sind um die sechs Minuten lang. Außerdem singt man im Jahre 2011 nicht mehr nur von Drachen und Schwertern, sondern hat mit "Mother Nature's Final Dance " (Umweltverschmutzung) und "Freedom Day" (Freiheit und Selbstbestimmung) auch mal etwas andere Texte zu bieten.
Die Band hat ihre alten Pathos nun endgültig abgelegt und beschränkt sich auf eher einfache, aber gut gemacht Rocksongs. Das ist sicher auch eine Kunst, aber von Magnum erwartet man doch etwas mehr. Geboten bekommt der Fan aber auf jeden Fall etwas bei der Limited Edition von "The Visitation", die neben der normalen CD auch noch eine Bonus-DVD enthält. Darauf enthalten sind neben vier Live-Clips, eine Dokumentation über die Entstehung des Covers und der Song "Eyes Like Fire", der es nicht auf das reguläre Album geschafft hat. Da nur unwesentlich teurer, ist dem Fan auf jeden Fall diese Version zu empfehlen.