Die Ähnlichkeit des Albumtitels "Shot In The Dark" von den Texasboys Main Line Riders hat nichts mit dem gleichnamigen Ozzy Osbourne-Titel zu tun, oder mit etwaigen Ähnlichkeiten im Musikstil. Die Texaner sehen sich mehr in der Tradition von 80er Jahre-Hardrock-Größen wie Guns N' Roses, Skid Row und Hanoi Rocks und wollen laut Labelinfo, die Stilrichtung dieser Bands in die heutige Zeit transportieren, wie es sich auch Buck Cherry oder Vains Of Jenna auf die Fahne geschrieben haben.
Rein neutral betrachtet eine hohe Messlatte, die hier festgelegt wurde. Zehn Jahre professionelle Erfahrung der Bandmitglieder und eine Produktion auf hohem Niveau sollen dazu beitragen, diesem Ziel näher zu kommen.
Doch wie sieht es nun tatsächlich aus? Sind diese hohen Ansprüche gerechtfertigt? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn in diesem Feld tummeln sich unzählige Elchtruppen, wie Backyard Babies, Gluecifer oder Hellacopters.
Neo-Rock'n'Roll wäre hier vielleicht die richtige Kategorisierung und nicht wie vom Label angegeben, Hard Rock. Das scheidet wohl auf jeden Fall aus, denn das, was mit dem Warnton eines herannahenden Zuges beginnt, ist eigentlich ungeschliffener Rock'n'Roll mit einer Prise Punk aus den Siebzigern. "Ride The Mainline" hat zuweilen sogar MC5- oder Dictators-Qualitäten, die, sporadisch hervorgerufen durch das eindringliche Organ von Sänger Mikey Mayhem, diesbezügliche Assoziationen wecken. Die Produktion ist absichtlich leicht verwaschen und stellt Gitarre und Gesang in den Vordergrund, jedoch eindeutig mit Retrocharakter.
Dem Insider bleibt natürlich nicht verborgen, dass hier die Sprache unverfälscht und dialektfrei ist, ganz im Gegensatz zu den Bands, die diesen Vorteil nicht haben und dadurch manchmal unfreiwillig komisch wirken. Das aber nur am Rande, denn Nacheiferer sollten dieses sehr wesentliche Kriterium nie aus den Augen verlieren.
Dass die Punkbewegung der frühen Jahre deutliche Spuren hinterlassen hat, ist auch an "One Way Ticket To Love" deutlich zu hören. Manchmal kommen sogar die Dead Boys zu Ehren, wenn auch nur in der Phrasierung der herausgespuckten Töne, die wiederum von Riffs zerhackt werden, bei denen sich die Truppe langsam warmspielt. Es wird gerockt, aber noch mit gebremstem Schaum.
Das ändert sich dann mit "Throwin' Bones To The Wolves" bei dem Cliffy und Blackway mit Background-Vocals und kerniger Gitarrenarbeit, den Kessel unter Dampf setzen. Gitarrensoli in klassischer Rock'n'Roll-Attitüde sorgen für den Druck, der diesen Track mit auf die Anspielliste setzt. Natürlich darf die Vorzeige-Herz-Schmerz-Ballade nicht fehlen, die mit "Here I Am", recht ordentlich aus den Boxen gehämmert wird. Man denkt an Skid Row in etwas sauberer Version mit markiger Gitarrenarbeit, die den Track dann in eine waschechte Halbballade mit Wohlfühlgarantie verwandelt.
"Speed Queen", mit wahrscheinlich hinzugemixter Live-Atmosphäre, fetzt mit schnellen, treibenden Tonkaskaden den Rost von den Gleisen der Rocklokomotive, die durch die endlosen Weiten der texanischen Nacht donnert. "Pack Up Your Blues" und "I Walk Alone", von denen ersterer natürlich kein Blues, sondern Rock'n'Roll in Reinkultur ist, erinnern an die beinahe in Vergessenheit geratene Werte wie ruppige Taktwechsel und pressende Gitarrensoli, Brettdrumming und pumpende Bässe und nach vorne abgemischte Vokaleruptionen, des immer mehr in den Vordergrund tretenden Shouters, dessen Stimme langsam an Charisma zugewinnt. "Put The Hammer Down" eine weitere Vollgasgranate mit Groove und langsam herausgeschraubten Gitarrenriffs, überzeugt in jeder Beziehung.
Abwechslung ohne Pausenregelung lautet die Devise und die Ausrichtung geht in Richtung riffig, laut und trocken bis zum Anschlag. Das ist Rock, wie er sein soll, das zeigt sich bei dem definitiven Anspieltipp "We Are The Ready Ones" der etwas an die Anfangszeit der Little Angels erinnert, als die noch Biss und Identität hatten. Aussie-Feeling kommt auf, das mit gekonnten Hooklines, bei denen der Blick deutlich in Richtung AC/DC geht, rundum überzeugen kann. Hier dröhnen die Resonanzkörper und machen diesen Track zum Glanzstück des Albums.
Nach mehrmaligem Gehördurchgang kann "A Shot In The Dark" mit dem Retroanstrich und den hämmernden Riffs durchaus überzeugen. Die Gesangspassagen sind zielgenau und variabel eingebaut.
Wenn der Fünfer aus dem Lonestar State seinem Sound noch mehr Eigenständigkeit und Moderne verpassen würde und dabei die Kompositionen im melodischen Sektor belässt, kann man davon ausgehen, dass der Aufmerksamkeitswert mit jeder weiteren Produktion steigen wird.
Tracklist |
01:Ride The Main Line
02:One Way Ticket To Love
03:Throwin`Bones To The Wolves
04:Here I Am
05:Speed Queen
06:Pack Up Your Blues
07:I Walk Alone
08:Put The Hammer Down
09:We Are The Ready Ones
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