Mainpoint machen ihrer eigenen Definition nach 'Goth'n Roll from Baltic East Coast'.
Auch wenn viele vielleicht bei dem Begriff baltisch eher an Staaten wie Estland oder Litauen denken, das baltische Meer ist ein anderer Begriff für die Ostsee. Somit liegt Rostock tatsächlich an der baltischen Küste.
Und genau in dieser Stadt wurden 1996 Mainpoint gegründet, die mir, wie ich zugeben muss, bisher kein Begriff waren.
Dabei waren die Ostdeutschen alles andere als faul: Nach einem Live-Album" Our Live Pink Image" erschien gleich 1996 noch das Demo "Zungenfleisch" und 1997 die EP "Lost Senses". Gefolgt von drei Longplayern: "Heaven/Earth" (2002), "Planet Paradise" (2003), "Under Water" (2007) und noch einer EP "Down" (2011).
Meine erste Begegnung ist jedoch das 2012er Werk "Black Traveller", das, wie die beiden Vorgänger, auf dem Label der ebenfalls aus Rostock stammenden Punkband Dritte Wahl erscheint. Ob mit dem Titel der schwarze Vogel vom Cover gemeint ist? Auf jeden Fall passt das Motiv zur Musik. Diese soll: »… alle Highlights aus den Schubladen des Gothic, Metal und Rock'n'Roll zu einem brachial-darkigem Potpourri mit Hitpotential« vereinen. Okay, wirklich brachial geht anders und Hitpotential finde ich hier nur bedingt.
Dabei aber angenehmen düster-lässigen Sound, der sich tatsächlich nicht in eine der oben genannten Schubladen einsperren lässt, sondern sich mit schwarzer Eleganz geschickt Elemente daraus herauspickt.
Das Ganze hat etwas von den seit Jahren angesagten 'Vampiren mit Stil', also nicht die bösen Blutsauger aus den alten Filmen, sondern die dekadent-schicken Typen, die gleichzeitig verrucht und edel wirken, die Dandys der dunklen Seite, die modisch gekleideten Herren (und Damen) der Nacht - oder sind die mit "Black Traveller" gemeint?
"I hate the day, I hate the light, I hate today, I am the symbol of the night" - solche Zeilen bestätigen meine spontanen Assoziationen.
So wie die neueren Vampirfilme niemanden wirklich erschrecken und dies auch gar nicht wollen, tut die Musik von Mainpoint nicht weh, sondern lässt sich von Genrefans gut und gefällig hören.
Die Melodien schmeicheln sich ins Ohr, die Keyboards sind nie zu auffällig, die Gitarren nie zu hart, auch wenn es z. B. bei "Gold Rush" mal aggressiver zugeht als Gegensatz zu "Freedom" mit seinen schönen Backgroundchören.
Nette Ideen beim Songwriting sind durchaus vorhanden, wirklich weltbewegend sind diese jedoch nicht - Vampirfilme, Bücher oder Serien mittlerweile auch nicht mehr… dennoch ist die Nachfrage nach Typen mit spitzen Eckzähnen ungebrochen.
Wer darauf steht, findet vielleicht in "Black Traveller" die passende musikalische Untermalung zum Anzünden schwarzer Kerzen oder Räucherstäbchen und gleichzeitigem Schwärmen für das persönliche Idol unter den untoten Halsbeißern.
Ebenfalls reinhören sollten Fans von Moonspell (gerade die Stimme erinnert schon ziemlich an deren Fernando), Type O Negative, (neuere) Tiamat oder The 69 Eyes.
Anspieltipps: die bereits erwähnten "Symbol Of The Night" und "Freedom".
Line-up:
Axl K. (vocals, basses)
Ulf R. (guitars, backgrounds)
Karsten R. (guitars, backgrounds)
Silke K. (keyboards)
Phillip H. (drums, percussions)
Tracklist |
01:Snow White
02:Black Traveller
03:Apophis
04:Fire
05:Symbol Of The Night
06:Freedom
07:Gold Rush
08:The Silent Queen
09:Exposed
10:Rescue Me
11:Unusual |
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