CLASSIC METAL! Ab jetzt wird für solche Musik, wie sie uns von Bands wie Majesty um die Ohren gehämmert wird, am besten nur noch dieser Begriff verwendet. Er klingt zwar genauso bescheuert wie 'True Metal', bringt die Sache aber ehrlicher und wertfreier auf den Punkt.
"Hellforces" ist eben ein klassischer Klumpen Schwermetall geworden. Die Mannen um Tarek Maghary spielen den Heavy Metal so, wie es viele Musikfans still und heimlich favorisieren: Schnörkellos, knackig, laut und eben im klassischen Sinne klassisch. Es donnert, es scheppert, es stampft, es rifft und es schreit - Majesty bieten Unterhaltung für die ganze Familie.
Natürlich geht es thematisch auch um die klassischen Heavy Metal-Motive. Hölle, Tod und Teufel sind ebenso dabei wie die Sehnsucht nach Einigkeit, Freiheit und Zusammenhalt. Die songtechnische Verpackung für solch weltbewegende Inhalte reicht vom obligatorischen balladesken Schleifchen über die bodenständige Midtempo-Kiste bis zu hammerharten und durch Double Bass-Gebolze aufgemotzten High Speed-Containern.
Handwerklich bewegen sich die Jungs im ordentlichen Durchschnitt. Was beweist, dass auch ohne virtuose, meisterliche Instrumentenbeherrschung a la Vai, Malmsteen oder Richards gute CDs aufgenommen werden können. Damit das jetzt keinen falschen Zungenschlag bekommt, sei angemerkt, dass die Musiker ihre Sache wirklich gut machen. Sänger Tarek ist natürlich auch kein zweiter Dio oder Eric Adams, aber er singt die guten, vielleicht manchmal etwas zu schlichten Melodien kernig und beherzt. Jedenfalls ist es mal wieder schön, eine richtige Männerstimme zu hören und nicht dieses eigentlich schon seit Jahren ausgelutschte Kastratenzeugs. An wen erinnert sein Timbre gleich noch? Ach ja, mich am ehesten an Pat Mentero von Steel Angel.
Als Kostprobe aus dem Stahlkocher sei empfohlen:
Natürlich der Titeltrack "Hellforces". Er wird gleich nach dem Sprechintro "The Blessing" durchgemeißelt. Mit einer griffigen Melodie jagt die Double Bass den Song quasi in einer Tour durch die gesamten 4:47 Minuten Spielzeit. Das Gitarrensolo ist schnell und genau so, wie man es bei einem solchen Kracher erwartet und herbeisehnt. Klassisch eben!
Ebenfalls ein Song aus der Metzelklasse ist "Heavy Metal Desire". Wieder drischt die Rhythmusfraktion gnadenlos auf ihre Instrumente ein. So einen Song versuchen Judas Priest seit Jahren zu schreiben. Erfolglos. Dass unsere Helden bei diesem Song "Fire" auf "Desire" reimen ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Klassisch eben!
Mit "March For Victory" steht uns der erst Heavy Metal Shanty des Albums ins Haus. Als Hymne komponiert und mit einem wirklich passenden Gitarrensolo versehen, bleibt der Song tatsächlich haften. Was nicht nur am eingängigen Chorus liegen mag, sondern am Gesamtarrangement. Auf welchen Schiffen aber werden solche Metal-Shantys gesungen? Na, auf überschweren corellianischen Dreadnaughts, auf Ultraschlachtschiffen der Imperiumsklasse und auf bereiften Kettenfahrzeugen der westfälischen Luftmarine. Ja, solche Stücke haben echte Adhäsionseigenschaften. Klassisch eben!
"Guardians Of The Dragon Grail" kann mit ruhigem Gewissen als zweiter Shanty des Albums durchgehen. Diese Hymne wartet mit mehr Speed auf, aber von der Melodiewarte aus gesehen schenken sich die beiden Shantys nichts. Einen kleinen femalen Gesangspart gibt es auch und der bringt Dramaturgie in den Song. Klassisch eben!
Der stärkste Riff des Albums ist bei "Fight Forever" zu hören. Falls Majestys Bekanntheitsgrad entsprechend zunimmt wäre der Riff für das legendäre Riffgurgel-Quiz im Rahmen der RockTimes Radio Show auf Rockradio prädestiniert. Wieder kommt die Band mit einem eingängigen Chorus auf das Schlachtfeld und wieder ist das Gitarrensolo klassisch. Eben!
Majesty nehmen 7 hoch verdiente, klassische und schnörkellose RockTimes-Uhren mit nach Hause.
Und zum Schluss noch ein Warnhinweis:
Der Genuss dieser Scheibe verursacht den schwer zu widerstehenden Wunsch, die Ärmel aus der alten Jeansjacke heraus zu reißen, den Kiss-Schriftzug auf dem Rücken mit dem Wort Majesty zu überpinseln, noch ein paar Motörhead- sowie Venomaufnäher dran zu pappen und das Gebilde dann über die speckige 'Hein Gericke'- Mofalederjacke zu stülpen. Die grauen Haare erkläre ich mit einer dramatischen Pigmentflucht durch die beim jahrelangen Headbangen auftretenden Zentrifugalkräfte oder durch zivilen Ungehorsam. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Therapeuten, Bewährungshelfer oder Gastwirt.
Äh, hi - ich bin es noch mal. Gerade lief zum wiederholten Male "Metal Law 2006". Ich bin mir nicht völlig sicher und das Infomaterial gibt dazu leider keine Auskunft. Aber für mich hört es sich so an, als wäre Udo Dirkschneider bei dem Song mit von der Partie. Tja, klassisch eben!
MMM - Männer, Metal, Musik!
Spielzeit: 48:14, Medium: CD, Massacre Records, 2006
1.The Blessing 2.Hellforces 3.Dance With The Demon 4.Sons Of A New Millennium 5.Heavy Metal Desire 6.March For Victory 7.Like A Raptor 8.Guardians of the Dragon Grail 9.Freedom Heart 10.Fight Forever 11.Nowhere Man 12.Metal Law 2006
Olli "Wahn" Wirtz, 18.02.2006
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