Eine - so scheint es zunächst - ungewöhnliche Kombination ist die gemeinsame Arbeit zwischen der 1978 geborenen Sängerin Malia, mit Wurzeln in Malawi und Großbritannien, und dem 1952 in Bern geborenen Boris Blank, bekannt für seine prägende Mitwirkung in der Schweizer Elektro-Pop-Formation Yello. Annäherung, Konzentration, Zusammenlaufen - so etwa kann man den Titel dieses Albums übersetzen. Und, hier nähert sich in der Tat etwas an... eigentlich sind es zwei musikalisch völlig unterschiedliche Welten.
Vor zwei Jahren widmete Malia ihre Platte "Black Orchid" der großartigen Künstlerin Nina Simone - nun folgt etwas ganz anderes.
Drei Jahre sollen die Aufnahmen mit Boris Blank gedauert haben, weiter heißt es im Pressetext: »Die elf Lieder [...] handeln vom Leben und Überleben. Es sind Hymnen voll tragischer Momente und dramatischer Erkenntnisse, sie erzählen von Geistern, Prostitution, Sklaverei, Krankheit, Spiritualität und natürlich Liebe. Dabei sind sie so leicht wie tiefgründig, so weise wie simpel, und oft sogar gleichzeitig.« Obwohl ich eigentlich nie ein Freund der Musik von Yello war, muss ich gestehen, dass Blank es verstanden hat, aus der Summe seiner Erfahrungen mit seiner Band vieles einfließen zu lassen, was in Verbindung mit Malia eine andere Qualität erfährt, sodass diese Vereinigung zweier Welten ein sehr positives Ergebnis hervorgebracht hat.
»I'll be your torch your light your umbrella.« Mit dieser Aussage startet die Platte mit einem Song in einer geheimnisvollen, schwebenden Atmosphäre, mit waberndem Keyboardsound, darüber ist die leicht raue Stimme von Malia sehr klar abgebildet und sehr angenehm im Einklang mit der Elektronik. So schwebt der Rhythmus mit oft nur angedeuteten Elementen von Perkussion. Bei einigen Songs ist es auch der von Jazzballaden her bekannte Schlagzeugbesen, der mit rein elektronischen Klängen ein eindringliches Bild bietet.
Ungeachtet dessen erscheint mir der erste Song wie eine Art Einleitung - ohne Anfang und Ende, eine typische Songstruktur gibt es nicht, kein klarer Wechsel von Bridge, Chorus, Refrain. Hier hat man eher auf Atmosphäre denn auf Struktur gebaut. Man kann diesen Aspekt natürlich von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachten, oft neigen auch andere Songs hierzu, aber letztlich scheint es eher die Ausnahme.
Ist das zweite Stück auch noch annähernd so ausgestattet, ändert sich das Bild spätestens mit dem dritten Titel, der typische Elemente von Yello aufweist. Dazu klingt es noch ein wenig in Richtung Flash & The Pan - ein sehr interessanter und recht eingängiger Song mit starker gesanglicher Ausstrahlung. Dieser Titel ist dann auch die erste Single-Auskopplung. Eine sehr mystische Stimmung verbreitet "Touching Ghosts", für mich ein heimlicher Hit der Platte. Fast schon gespenstisch erscheint es, wenn Malia über Pianotupfern haucht: » I put a spell on you, because you're mine.«. Sicherlich eine Anspielung auf ihr letztes Album "Black Orchid", das sie - wie schon erwähnt - Nina Simone widmete. Doch auch "Claire Cadillac" könnte sich als nächste Single gut machen. Ein herrliches Vibrato in der Stimme und dazu einige arabische Einflüsse, die sich im Laufe des Songs dazugesellen, gestalten dieses Stück zu einem der Höhepunkte des Albums.
Doch der für mich persönliche Höhepunkt lässt noch auf sich warten. Zuvor gibt es noch düstere Momente durch die Keyboards, die an die Filmmusik zu "Twin Peaks" mit der Musik von Angelo Badalamenti erinnern. Ferner lässt diese ganz besonders Assoziationen zur Musik von Grace Jones erkennen, gerade dann, wenn sich Malia stimmlich in den 'Tonkeller' begibt. Oder "Fever", die einzige Fremdkomposition, die mich jedoch überhaupt nicht überzeugen kann, denn der eigentlich so ganz besondere Charakter des Songs wird hier durch den Einsatz der Elektronik stark zerstört. Diese Interpretation wirkt sehr fremdartig, anders könnte es sein, gäbe es keinen Vergleich und dies wäre die erste Aufnahme des Liedes.
"Smouldering Ashes" ist ganz eindeutig Lalo Schifrin, den ich hier höre, und zwar in Gestalt seiner Komposition zu "Kobra, übernehmen Sie!" ("Mission: Impossible"). Na, das klingt aber verdammt geklaut! Bei "Magnetic Lies" entsteht zu Beginn des Songs eine Atmosphäre, wie ich sie von alten Aufnahmen von Dusty Springfield kenne und liebe. Hier in Kombination mit einem sanft schwingenden Groove, eine feine Nummer!
Womit wir beim 'Jazztitel' der Platte landen: "Tears Run Dry", hier werden Klänge von elastisch swingendem Akustikbass im Verbund mit Baritonsaxofon, Trompete, Posaune und Vibrafon auf einem swingenden Teppich serviert - ebenfalls eine interessante Mischung, und dazu ein sehr seltsames Solo, wahrscheinlich wird die Stimme hier durch ein elektronisches Gerät gejagt.
Und nun ist es endlich soweit - nicht, dass ich froh wäre, dass die Platte endlich zu Ende ist. Nein, mein persönlicher Topsong erscheint nun. Und dazu geht es gesanglich erst einmal nach Afrika ( »Ku manda ageglo ku manda ageglo ku manda«)! Wie ich lesen konnte, bezieht sich Malia hier auf ein Gemälde von Joseph Mallord William Turner, auf das Werk "The Slave Ship". Ja, die Geschichte der von Afrika verschleppten Sklaven ist hier Thema. Diese faszinierende Mischung von Perkussion, Elektronik, mitreißendem Rhythmus und ausdrucksvoll expressivem Gesang packt mich vollends in ihrer zudringlichen Intensität. Annäherung, Konzentration, Zusammenlaufen, ja, genau das findet letztlich bei diesem Song Vollendung! Über eine weitere Zusammenarbeit der beiden Künstler würde ich mich freuen.
Line-up:
Malia (vocals)
Boris Blank (musical arrangements)
Michael Flury (trombone - #10)
Tracklist |
01:Celestial Echo (4:09)
02:Embraceable Moon (4:10)
03:I Feel It Like You (3:40)
04:Touching Ghosts (3:21)
05:Claire Cadillac (3:09)
06:Raising Venus (4:40)
07.Fever (3:25)
08:Smouldering Ashes (3:56)
09:Magnetic Lies (3:56)
10:Tears Run Dry (3:42)
11:Turner's Ship (6:42)
(lyrics and vocal melodies by Malia, music by Boris Blank,
except #7 by Cooley/Davenport)
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