Malpractice / Deviation From The Flow
Deviation From The Flow
1994 in Kuovola, Finnland, gegründet, veröffentlichten Malpractice zwei EP's, die bereits respektables Interesse auf sich zogen. Im September '98 erschien ihr erstes Album in voller Länge, "Of Shape And Balance". Von Line-Up-Wechseln stark gebeutelt, trieben Malpractice ihren Wechsel von Thrash zu Progressive dennoch weiter voran und etablierten ihren eigenen Stil. Drei Demo-CDs im neuen Jahrtausend folgten, bis man endlich wieder ein Label fand, das das Potenzial der Finnen erkannte und nun "Deviation From The Flow" veröffentlicht.
Von Thrash zu Progressive Metal - diesen Stilwechsel haben einst schon Fates Warning vollzogen; und das nicht gerade erfolglos. Zumindest auf diesem Album zeigen Malpractice jedoch kaum Ähnlichkeit mit den Mitbegründern des Prog-Genres - es brauchte einige Durchläufe, bis ich die frappierende Ähnlichkeit zum, wie man sagt, besten Progressive-Export Großbritanniens erkannte: Threshold!
Diese Ähnlichkeit ist manchmal frappierend, aber nie störend, und wirkt auch nicht kopiert oder bewusst herbeigeführt. Manchmal gehen Malpractice sogar einen Schritt weiter und geraten einmal sogar in eine angenehme Frickelpassage. Spätestens hier zeigen sich die erstklassigen technischen Fähigkeiten, die sie dazu befähigen. Zumeist jedoch besteht die größte Ähnlichkeit zu Threshold darin, dass sie ebenfalls keine Prog-Fanatiker sind und immer eine Portion guten, straighten Metals leichtfüßig und wie selbstverständlich aufrecht erhalten. Es ist diese Mischung, die diesen speziellen Kick erzeugt und die ein solches Songwriting, das andere Bands schwer verdaulich macht, hier runtergehen lässt wie Öl. "Deviation From The Flow" ist von Anfang bis Ende unterhaltend und überraschend, aber trotzdem immer nachvollziehbar.
Neben den sozialkritischen Texten haben Malpractice aber auch irgendwie die einzige Schwäche von Threshold übernommen - mit zunehmender Spieldauer wird das Album etwas schwächer und kann den sehr hohen Standard der ersten vier Songs nicht mehr völlig aufrechterhalten. Die Stücke, technisch und auch was die Kreativität angeht, sind zwar immer auf sehr hohen Niveau, führen aber dann in eine 'Art Nirgendwo'.
Nichtsdestotrotz ist dieses Album uneingeschränkt empfehlenswert, woran auch diese kleine Kritik nichts ändert, die, nebenbei bemerkt, auch nicht jeder Hörer so empfinden muss.
Progressive-Freunde aller Art können an dem, was die Formation aus sich gemacht hat, ihre helle Freude haben. Mit diesem Material brauchen sich Malpractice auch vor der Spitze in ihrem Genre nicht zu verstecken, denn diese unbekannte Band hat locker das Potenzial für noch größere Leistungen.


Spielzeit: 49:59 Min, Medium: CD, Spinefarm Records, 2006
1:Assembly Line (5:48) 2:Colours In Between (4:50) 3:The Industry (4:25) 4:The Long Run (7:20) 5:Divided (5:51) 6:Expedition (5:57) 7:Circles In The Sand (6:15) 8:Fragile Pages (9:33)
Christoph Segebard, 16.01.2006