Manolo Panic / Helpless & Strange
Helpless & Strange Spielzeit: 48:27
Medium: CD
Label: Deepdive Music, 2014
Stil: Post Indie

Review vom 18.01.2014


René Francke
Aus dem Großraum Zürich kommt die 2009 aus der Taufe gehobene Band Manolo Panic, die uns im ersten Monat dieses Jahres ihr Erstlingswerk "Helpless & Strange" präsentiert. Manolo Panic sind: Ramon Margharitis (Lead Vocals, Synthesizer, Gitarre), Laura Frei (Bass, Synthesizer, Backing Vocals), Michael Fiedler (Drums, Backing Vocals) und Janick Zumofen (Gitarre, Backing Vocals). Auf ihrer Facebook-Seite umschreiben die vier ihren Musikstil als Post Indie und nennen Künstler wie Death Cab For Cutie, Adam Green und die Strokes ihre 'Wegweiser'. Hier und da hört man noch die poppigen Placebo heraus, und fertig ist ein Indie Pop Rock-Debüt mit melancholischem Grundton und eingängigen Rhythmen. Auf dessen ästhetischem Cover sieht man einen brauntonig-schummrigen Proberaum, Sessel und Teppich schaffen Wohnzimmergemütlichkeit, auf jenem Teppich räkelt sich verführerisch eine nackte Frau, die sich in den Kabeln der umstehenden Instrumente verheddert zu haben scheint. Ob aus freien Stücken oder unter Zwang, ist doch völlig egal! Sie muss errettet werden! Doch genug der äußerlichen Verblendung! Widmen wir uns erst einmal dem Inhalt dieses Werkes.
Dieses Album hört sich wie folgt an: Hitsichere Melancholiemelodien, gebettet auf sphärischen Synthieklängen, die unweigerlich auf die Tanzfläche ziehen, abtropfende Gitarrenlicks hier und treibende 4/4-Taktmuster dort; eine Platte, die von vorn bis hinten mit der bekannten Indie-DNA unserer schnelllebigen Zeit durchzogen ist. Unausgesprochen hing während der Studiosessions zu diesem Silberling angeblich die Parole »Alles ist möglich« im Raum. Und doch verharrt das Quartett Manolo Panic die meiste Zeit in ihrem Mikrokosmos und schaut nur selten über den Tellerrand hinaus, der den Weg in vielseitige Paralleluniversen weist. Nur im letzten Drittel der Platte wagen die Schweizer einen Blick in angrenzende Musikgenres.
In der ersten Minute des Eröffnungstracks "A Melody To Soften The News" wirken die Schweizer noch wie eine unentschlossene Lightversion von The Gaslight Anthem, um sich dann aber auf Knopfdruck davon zu lösen und besonders im Refrain ihre eigene kreative Kraft zu entfalten.
"Drenched In Lust" lebt von einer geknickt-tänzelnden Basslinie und einem leidenschaftlichen Melancholierefrain. Am Ende des sedierenden Stückes "Seasoned Noise" verzaubert Zumofen dann doch noch mit einem einladend umherschlingernden Zick-Zack-Gitarrensolo, das nicht nur aus der geradlinigen 1-2-3-4-Rhythmusreihe tanzt, sondern auch den Hörer aus dem Dornröschenschlaf wachküsst. Doch der Wermutstropfen folgt auf dem Fuß: Das anschließende "Confessions" ist nur ein fader Aufguss des vorangegangenen Songs.
"Merry Go Round" stolziert wie ein Jimmy Eat World-Bastard daher und ist doch nur eine weitere Indie Popmelodie, unterlegt mit diesem typisch treibenden, an Hyperventilation grenzenden Ts-tack-ts-tack-Hi-Hat-Snare-Beat. Im Titeljuwel "Helpless & Strange" zeigt sich das Tier des Quartetts: Ein begeisterndes, unentgratetes Indie Rock-Fundament ebnet den Weg für eine kratzig-explosive Alternative Rock-Passage vor dem letzten Refrain, die entfernt an die frühen The Hives erinnert.
Mit "Tiny Robots" kommt urplötzlich eine gefällige Country-Nummer mit lebensfrohem Americana-Beat um die Ecke, die genauso gut aus der Feder der Olli Dittrich-Band Texas Lightning hätte stammen können. Das blueslastige "Down By The Water" ist ein weiterer Querschläger auf diesem Indie-Album, der allerdings bedauerlicherweise in Ermangelung an ausreichend akustischen Widerhaken durch die Gehörbahnen flutscht wie ein nasses Kernseifenstück aus den Händen. Bei "The Place" bietet Sänger Margharitis zur Abwechslung mal die Raufaserfacetten seiner Stimme auf.
Mit "World Apart" schließlich gelingt es, für einen versöhnlichen Albumabschluss zu sorgen, bei dem man unweigerlich an die wunderbaren Tindersticks denken muss: Warme und sanft umschmeichelnde Gesangslinien werden begleitet von flehenden Soli, die von den nach oben gezogenen Gitarrensaiten in die weite Welt geschickt werden. Die zweite, abgedämpfte Gitarrenspur tut ihr Übriges, um eine durch und durch melancholisch-anziehende Atmosphäre zu schaffen.
Ein wechselhaftes Debüt aus dem Schweizer Raum, das nicht ganz überzeugen kann. Man findet durchaus gelungene Stücke darauf, andererseits aber leider auch lästige Massenware. Mit anderen Worten: Das Gesamtergebnis ist nicht schlecht, aber es ist noch jede Menge Luft nach oben und zu allen anderen Seiten. Wer Indie Pop Rock liebt, wird sich an dieser Scheibe erfreuen können.
Line-up:
Ramon Margharitis (lead vocals, synthesizer, guitar)
Laura Frei (bass, synthesizer, backing vocals)
Michael Fiedler (drums, backing vocals)
Janick Zumofen (guitar, backing vocals)

Tracklist
01:A Melody To Soften The News
02:Drenched In Lust
03:Seasoned Noise
04:Confessions
05:Social Butterfly
06:Merry Go Round
07:Helpless And Strange
08:Loveless Age
09:Tiny Robots
10:Down By The Water
11:The Place
12:Death Cat And Beauty
13:World Apart
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