Was heißt schon Freiheit? Politisch gesehen ist sie ein hehres Ideal, nach dem alle streben sollten. Gleichzeitig wird in ihrem Namen aber auch unterdrückt, werden Persönlichkeitsrechte eingeschränkt, der Mensch zum gläsernen User degradiert. Mit dem Lippenbekenntnis zur Erhaltung der Freiheit bespitzeln die Mächtigen jeden, der nur im Ansatz verdächtig sein könnte oder buchten die Zielperson aufgrund von Indizien gleich mal ein. Ist ein Ort wie Guantanamo ein Garant für eine freie Welt?
Diese Problematik werde ich hier wohl kaum erschöpfend abhandeln können, aber der Titelsong "Call It Freedom" des aktuellen Albums von Mara und David legt die obige Fragestellung nahe:
"Sie halten dich fern von den wertvollen Dingen, drücken dich zu Boden, das Gesicht im Dreck und das nennen sie dann Freiheit" heißt es sinngemäß in der aggressiven Rocknummer. Die beeindruckende Stimme der begnadeten Vokalistin Mara von Ferne geht nahe und David Sicks virtuoses Gitarrenspiel steckt locker eine ganze Rockband in die Tasche.
Mag der Begriff Freiheit auch häufig missbraucht werden, das Duo aus Dresden nimmt sie sich einfach. Denn die beiden ziehen ihr ganz persönliches Ding durch, kompromisslos und ohne das Schielen auf Trends oder Moden. Und sie beweisen, dass dieser selbstbewusste Weg keine Sackgasse ist. Im Gegenteil. Durch den Verzicht auf Bandbegleitung reduzieren sie ihre Musik und Poesie auf das Wesentliche und gewinnen dadurch nur. Lässig knacken sie den Jackpot der Authentizität. So zweifelt der Hörer zu keinem Moment daran, dass die zwei zu hundert Prozent hinter dem stehen, was sie performen. Es mag genügend Duos geben, die durch die Clubs und Konzerthallen tingeln, um dann im Studio mit Begleitmusikern zusammenzuarbeiten. Das ist nicht per se schlecht, nur entsteht so immer eine Diskrepanz zwischen Live-Erlebnis und dem heimischen Hören der Tonträger.
David Sicks Gitarrenspiel begnügt sich bei weitem nicht damit, nur das begleitende Vehikel für die faszinierende Stimme der musikalischen Dame an seiner Seite zu sein. Durch harte Anschläge und perkussive Nutzung von Saiten und Korpus seines Instruments ist er Schlagzeuger, während vertrackte Basslinien die Rhythmusgruppe komplettieren. Über all dem lässt er auch immer wieder solistische Highlights glänzen. Der Mann ist eine wahre One-Man-Band. Zuweilen klingt sein Spiel gar so, als wären mindestens zwei Instrumentalisten zugleich am Brillieren.
Mag man den Songs wegen ihrer Geradlinigkeit in Melodik und Songstruktur das Prädikat 'schnörkellos' verleihen, trifft dies nicht für die an Verzierungen reiche und vielschichtige Umsetzung durch Stimme und Saitenklang zu.
Mara & David reihen sich überzeugend in den Reigen vergleichbarer Duo-Projekte wie
Tuck And Patty oder
Friend 'N Fellow ein, sind aber weit mehr als nur eine weitere Variante des Konzepts 'Voice and Guitar'. Sie bereichern das Genre auf ihre ganz eigene und persönliche Weise.