Nina Hagen meets
Ina Deter, das war mein erster flüchtiger Eindruck über "Frau Trude", den Titelsong des gleichnamigen Albums von
Marie Deutschland. Nicht nur was den Musikstil angeht, auch das allgemeine Auftreten als 'starke Frau' passt zu
Marie. Die Themen 'Hexen und Märchen' erinnern an die achtziger Jahre und die damals noch sehr aktive Frauenbewegung. Abseits der Neuen Deutschen Welle waren auch im Musikbusiness einige Frauen vertreten, die dieses Anliegen zum Thema ihrer Musik machten. Neben der anarchistischen
Nina Hagen, die sich ja nun beileibe in keine Schublade stecken lässt und der zeitweise zu Ruhm gekommenen
Ina Deter, die 'neue Männer' einforderte, gab es noch eine ganze Reihe anderer engagierter Ladies. Zu diesen ist wohl auch
Marie Deutschland zu zählen, obwohl ich zugeben muss, dass ich sie damals wohl recht knapp verpasst hatte. Beim weiteren Durchhören fällt mir dann noch
Kate Bush ein, auch sie könnte hier durchaus Patin gestanden haben.
All das spielte sich Anfang der achtziger Jahre ab - was hat das nun mit einer Neuerscheinung im Jahr 2009 zu tun? "Frau Trude" ist die Wiederauflage einer LP aus dem Jahr 1984, die damals bei EMI Electrola veröffentlicht worden war. Digital remastered und mit dem Bonustrack "Edelsteine" versehen, ist die Scheibe nun im Eigenvertrieb bei Marie Deutschland erhältlich. Die Aufmachung im Digi-Pack mit Silberling im Vinyl-Look und umfangreichem Booklet lässt nichts zu wünschen übrig.
Die Musik atmet ganz klar den Zeitgeist der frühen achtziger Jahre und überrascht doch durch eine zeitlose Komponente. Sie arbeitet mit reichlich klassischen Passagen, zu denen der fast opernreife Gesang der Marie eine durchaus stimmige Ergänzung darstellt. Dabei wird aber immer wieder mit Brüchen gespielt, schräge, ja teils sogar obszön anmutende Passagen verhindern ein zu gefälliges Ambiente.
Einen Hang zur Dramatik kann man ihr dabei nicht absprechen, stellenweise wird es mir persönlich ein wenig zu anstrengend, etwas zu dramatisch. Die grundsätzlich abwechslungsreichen Einflüsse von Klassik, über Salonmusik der zwanziger Jahre, bis hin zum Tango, werden dadurch manchmal fast überdeckt.
Für die Zeit, in der dieses Album ursprünglich erschienen ist, war diese Mixtur aber ganz sicher geradezu revolutionär. Und auch heute noch macht es Spaß, sich diese Mischung aus glasklarem und hexenhaft schrägen Gesang mit ironischen und frechen Texten anzuhören. Als vielversprechendes Bonbon ist der Bonustrack "Edelsteine" zu werten, der 1984 für die zweite, nie erschienene LP aufgenommen worden war.