Als die neue CD "Noctourniquet" von The Mars Volta in unserer Neuerscheinungsliste auftauchte, hatte ich gedacht, dass sich meine Redaktionskollegen um die Scheibe reißen würden, aber irgendwie lag die da wie Blei. Nein, ich habe mich nicht geopfert, um darüber zu schreiben, ich bin einfach neugierig. In den letzten Wochen ist das neue Werk von den einschlägigen Musik-Fachzeitschriften in den höchsten Tönen gelobt worden, und ich wollte mir selbst ein Urteil bilden, was an dieser Supergroup des Progressive Rock dran ist. Wenn ich mir die Chartplatzierungen der Vorgänger-Alben ansehe, dann ist deutlich zu erkennen, dass die Band in den USA ganz weit oben angesiedelt ist, aber in Deutschland leider nur im Mittelfeld dümpelt. Am Ende der Hörprobe ist mir auch klar, warum das so ist. Die Musik ist einfach enorm anstrengend und man muss schon hart im Nehmen sein, um jeden der dreizehn Songs durchzuhalten. Das liegt uns Deutschen wohl nicht so recht. Dabei wird dem Hörer jede Menge geboten. Oftmals heißt es, dass viele Köche den Brei verderben, hier ist es aber genau anders herum.
Jeder der Stammformation, deren es sechs Musiker sind plus Gäste, darf sich nach Herzenslust austoben und seinen Teil zum Gelingen beitragen. Das es dabei manchmal recht unübersichtlich zugeht, ist anscheinend Sinn des Projektes. Als Studiomusiker tritt Ex- Red Hot Chilli Peppers Gitarrengott John Frusciante in Erscheinung und gibt der Scheibe die letzte Note. Sein damaliger Kollege Flea hatte sich ja bereits im Jahre 2003 als Studiobassist bei The Mars Volta eingebracht. Scheinbar war oder ist den beiden die Musik der Peppers nicht mehr chaotisch genug und seit sie auch nicht mehr Nackt auftreten, bringt es auch nur noch die halbe Freude. Warum sollte man sich deshalb nicht an neuen Ufern orientieren. Vielleicht ist deshalb auch der Erfolg der 'Marsianer' in den USA so groß.
Wer sich gerne mit dem Booklet beschäftigt, sollte sich eine Lupe zurecht legen. Die Texte sind so unübersichtlich und klein geschrieben, dass man dafür schon eine besondere Ausbildung benötigt, um dem folgen zu können. Auch meine Ohren werden beim ersten Song gefordert. Es bietet sich mir mit "The Whip Hand" eine totale Herausforderung für Schlagzeuger. Versucht doch mal diesen irrationalen Takt zu spielen, oder erschießt euch besser gleich. Aber das Stück hat was, und meine Neugier wird erst einmal belohnt. Fast fünfundsechzig Minuten folgt nun ein Soundgewitter nach dem anderen. Ruhige Songs werden zu wahren Furien, die auch mal ganz schön anstrengend sein können. Mit "Empty Vessels Make The Loudest Sound" wird zum Glück eine Ballade eingeschoben. Selbst diese wird von Synthesizer-Klängen durchwühlt und zwingt mein geschultes Ohr wirklich genau hinzuhören, um nichts an Geräuschen zu verpassen.
Richtig schwierig wird es für mich bei "The Malkim Jewel". Ich frage mich, was das für ein Trip ist. Selbst für den hartgesottenen Fan von progressiver Musik ist das Stück eine Reise in ferne Welten. Die beiden folgenden Werke gehören den Klangfetischisten. "Lapochka" und "In Absentia" bestechen durch ihre Vielzahl von Nebengeräuschen, und fordern mich regelrecht auf die Augen zu schließen, um mich auf besseres Hören zu konzentrieren. Einen heavy Gitarreneinschlag verzeichnet "Trinkets Pale Of Moon". Wer mag da wohl den Ton angeben: Frusciante oder Omar Rodriguez-Lopez? Genaueres wird man bei den Live-Konzerten erleben, bei denen ich mal gespannt bin, wie The Mars Volta ihre Musik auf der Bühne umsetzen. Die letzten vier Tracks von "Noctourniquet", die auch den Titelsong beinhalten, lassen es etwas ruhiger angehen. Das zwölfte und gleichnamige Stück wird mir am Ende zu chaotisch und der Ausklang mit "Zed And Two Naughts" driftet erneut in schwierige Gefilde ab.
Betrachtet man das neue Werk von The Mars Volta im Ganzen, wirft es mich nicht um. Ein Muss in der CD-Sammlung ist es nicht unbedingt. Es hat zwar viele schöne Momente, aber meine Erwartung lag deutlich höher. Ich bin nur zum Teil zufrieden. Fans des Genres werden sich natürlich nicht davon abbringen lassen und die Verkaufszahlen in den USA sprechen ja für die Band aus El Paso in Texas, aber in unseren Landen werden sie es bestimmt schwer haben.
Line-up:
Cedric Bixler-Zavala (vocals)
Omar Rodriguez-Lopez (guitar)
Juan Alderete de la Pena (bass)
Deantoni Parks (drums)
Marcell Rodriguez-Lopez (percussion)
Lars Stalfors (sound effects)
John Frusciante (guitar)
Tracklist |
01:The Whip Hand
02:Aegis
03:Dyslexicon
04:Empty Vessels Make The Loudest Sound
05:The Malkim Jewel
06:Lapochka
07:In Absentia
08:Imago
09:Molochwalker
10:Trinkets Pale Of Moon
11:Vedamalady
12:Noctourniquet
13:Zed And Two Noughts
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