Masterplan greifen 2005 mit ihrem Album "Aeronauts" in das Metalgeschehen ein. Es ist bombastisch geworden. Der Sound ist aller Ehren wert. Roland Grapows Axt schneidet zischend durch die Luft. Er zimmert klasse Gitarrenwände über die soliden Bassläufe Jan Eckerts. Seine Soli sind melodiös, aber hart. Sie brillieren mit wechselnden Geschwindigkeiten und sind technisch versiert. Einzig das Melodiegimmick bei "Headbangers Ballroom", genauer, das erste Solo des Songs, geht einem sofort auf den Zwirn. Mann, so was hat doch niemand mehr nötig. Schön, dass Roland nach ein paar Takten keyboardgestützter Meditationsphase wieder richtig Ernst macht.
Die Songs sind durchweg hörenswert, auch wenn mir manchmal die Emotion in der Interpretation fehlt. Vielleicht ist das der Preis einer perfekten Produktion. Metal muss hart sein, er muss einen anspringen. Er muss sagen: "Hör zu, du Flasche! Ich habe eine Menge mitzuteilen. Und das nicht nur mit Worten."
Es gibt aber einen Song auf "Aeronauts", der all diese Kriterien erfüllt. Es ist der eben schon erwähnte "Headbangers Ballroom." Diese Hymne ist das absolute Highlight der CD. Wow! Das Stück ist emotionsgeladen und es springt direkt und ohne Umweg ins Gesicht. Die Gitarrenlicks sind treibend und die Riffs haben richtig Dampf. Der Refrain ist ein MEISTERSTÜCK: Nur selten passen Worte und Melodie so perfekt zueinander. Sie ergänzen sich absolut. Wie bei nur ganz wenigen Stücken ist im Voraus klar, wie sich der Refrain entwickelt - ja entwickeln muss - weil die Melodie, so wie sie kreiert wurde, eben einfach zwingend ist. Wäre nur nicht das erste Solo....
Überhaupt sind die Melodien eine Stärke der Meisterplaner. Aber das ist nun mal schon lange kein Alleinstellungskriterium mehr.
Wo es Licht gibt, gibt es meist auch Schatten. Man könnte es so ausdrücken: Diese Scheibe hätte ebenso gut aus dem Jahr 1985 stammen können. Genau, denn schon vor 20 Jahren spielte man diese Art von Metal und feierte Erfolge damit - gerade auch in Deutschland. Ist im Metal seit 20 Jahren wirklich so wenig passiert? Nu ja, wir alle wissen, dass dem nicht so ist. Viele werden jetzt sagen: "Qualität setzt sich eben durch und ist entsprechend langlebig." Sicherlich hat jede Musik ihre Existenzberichtigung. Besonders, wenn sie von den Musikfans gerne gehört wird. Trotzdem fehlen die Innovationen in diesem Masterplan.
Der nächste Punkt ist, dass mir ein bisschen zuviel Keyboardsounds in den Arrangements herumschweben. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Aber vielleicht ist das ja der Zeitgeist - seit ungefähr 20 Jahren bei dieser Art von Metal.
Das Beste kommt diesmal aber zum Schluss. Es ist zum Einen die grandiose Trommelarbeit von Uli Kusch. Was der auf Aeronauts in die Felle bolzt ist unglaublich. Er akzentuiert die Songs zielgenau. Er wirbelt über die Toms. Er schießt eine Double-Bass Salve nach der anderen ab. Aber immer genau auf die Zwölf, immer genau ins Schwarze.
Zum Andern beeindrucken die genialen Übergänge zwischen den Songs. Besonders ab Lied Nr. 3 werden die Songs langsam ausgeblendet und gehen ohne Pause in das nächste Stück über.
Aber halt, da stimmt doch was nicht. Statt der angegebene Spielzeit von 54:07 Minuten bringt es die mir vorliegende Promo-CD auf gerade mal 44:22 Minuten. Acht von 10 Songs sind "shortened". Wenn das der Masterplan der Marketingabteilung ist...
Aber gut, es gibt noch soviel Gutes über die CD zu schreiben. Sie wird allen Musikfans gefallen, die bombastischen Metal mit guten Melodien mögen.
Außerdem kann nicht eindringlich genug beschrieben werden, warum Masterplan mit ihrer neuen Cd...
(Letzter Absatz "shortened")
Spielzeit: 54:07, Medium: CD, AFM Records, 2005
1:Crimson Rider, 2:Back For My Life, 3:Wounds, 4:I'm Not Afraid, 5:Headbangers Ballroom, 6:After This War, 7:Into The Arena, 8:Dark From The Dying, 9:Falling Sparrow, 10:Black In The Burn
Olli "Wahn" Wirtz, 22.01.2005
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