Diese Platte ist ein erneutes Beispiel dafür, dass Jazz Rock noch nicht gestorben ist und auch Fusion noch gelungen funktionieren kann. Doch nicht aus den Vereinigten Staaten tönt es so großartig, sondern aus Schweden. Dies ist eine Platte des Bassisten
Mats Ingvarsson, geboren 1966, seit 1994 in Malmö ansässig.
Gleich mit dem ersten Stück des Albums werden wir, ganz besonders durch den Sound des 'angezerrten' Keyboards ausgedrückt, in die Siebziger entführt. Seinerzeit war dies typisch für einiges, was sich im zum Jazz Rock wandelnden Jazz ereignete. Das erinnert stark an jene drei Keyboarder von
Miles Davis, die seinerzeit so klangbestimmend für den Stil des Trompeters waren, nämlich
Joe Zawinul,
Chick Corea und
Keith Jarrett. So gesehen scheint dieser musikalische Zug in die Vergangenheit zu fahren, und das mit Volldampf!
Und mit der Musik jener Zeit des Aufbruchs zu vergleichen, lässt die Messlatte automatisch ganz oben hängen. Neben den Spätsechzigern und den Siebzigern, mit der aufgefächert unterschiedlichen Aufteilung der Wege des Jazz in Verbindung mit der Fusion, geht der Schritt auch noch in die Achtziger, aber nur ein wenig.
Obwohl dies die Platte eines Bassisten ist, wird dieses nicht vordergründig deutlich, denn er setzt sich nicht unbedingt in Szene. Dagegen stellt fast jedes Stück einen anderen Mitmusiker heraus, aber auch Mats Ingvarsson darf ab und zu sein Können mit kurzen Soloeinlagen unter Beweis stellen. Ansonsten bildet er zusammen mit dem Schlagzeuger die geschmeidige Rhythmusgrundlage, sei es am E-Bass oder auch einmal am elegant fließenden Upright Bass, zum Beispiel bei "Flesh And Bones".
Wo (subjektives) Licht ist, ist oft auch Schatten. Dieser manifestiert sich für mich in der Interpretation von "I Just Want To Make Love To You", dem Blues von
Willie Dixon und einer der von
Mats gesungenen Songs - also, dieser 'Blues' ist kein Blues. Instrumental hätte das eine interessante Version werden können, aber so ist dieser Song so überflüssig wie ein Kropf und kann sich obendrein überhaupt nicht in die Gesamtatmosphäre einbringen. Das Bluesfeeling ist gleich null und auch ansonsten sehe ich keinen besonderen Anreiz zum Zuhören. Anders als bei dem weiteren Gesangstitel "In My Dreams", der des Bassisten Soul-Vergangenheit auf den Plan ruft, und das mit sehr viel (Fingerspitzen-)Gefühl. Mit leicht sentimentalem Einschlag ist hier eine gelungene Ballade entstanden. Mit Gesang, begleitet vom akustischen Bass, werden wir aus dieser mehr als nur angenehmen Fusion-Platte entlassen. Im Verlauf des Songs gesellen sich dann noch weitere Instrumente dazu und mit dezent bluesig angehauchten Klängen entschwindet die Musik auf ganz lockere und entspannte Weise und beendet eine abwechslungsreiche Klangreise.
Sehr gut gemacht,
Mats Ingvarsson! Ich hoffe, diese Band einmal in hiesigen Gefilden live erleben zu dürfen!