Schweden, Schweden, Schweden! Unmöglich, die immer wieder sensationell erfolgreichen, blonden und weniger blonden popmusikalischen Attraktionen des kreativ pulsierenden skandinavischen Königreichs in der Kürze dieses Reviews aufzuzählen. Wie sie das machen, entzieht sich scheinbar jeder schlüssigen Erklärung, darf man die aparten, sympathischen und schlauen Nordländer doch vermutlich an dritter Position hinter den führenden Musikmächten mit dem großen U im Namen platzieren?
Und weiter geht's in Europas einzigartiger, patentierter Hitfabrik aller trendforschenden Genres: Mea..dow..land - drei Silben, die für sich schon einen anbetungswürdigen Wonder-Chord formen. Tatsächlich aber geben sie einem vor einigen Jahren eher zufällig und zwanglos gemischten Quartett aus Stockholm seinen Namen. Die vier Schöpfer des sommergrünen schwedischen Wiesenlandes bringen mit "Harbours" ein famoses, eindrucksvoll überzeugendes Debütalbum auf die Schlittenspur der gegenwärtigen, nicht nur tonträger-konjunkturell sicher gleitenden Jahreszeit.
Dieses in Zeiten permanenter schrill lärmender Flashlights couragiert wie nobel verhaltene, unaufgeregte und gleichzeitig unerhört eingängige, folk-akustische Meisterstück strotzt geradezu vor Selbstvertrauen, ideenreicher, zuweilen genialer und emotional ausgereifter Sachkompetenz. Meadowland sind hinreißende Vokalartisten von brillantem Instinkt für schwerleichte intensivste Spannungen und Stimmungen. Die Schweden servieren pures Ear Candy. Sweetest Ear Candy!
Doch keine Sorge - man erleidet hier keinen süß-kleistrigen Zuckerschock. Im schwedischen Kunst-Atelier erlesener tonaler Wunderwerke verwenden die vier Spitzen-Chocolatiers ausschließlich exquisite herb-sahnige und edel-bittere Ingredienzen. Komponiert wurden daraus neun deliziöse Petit Fours, ein Feinkonfekt, das buchstäblich auf der Zunge zergeht, wie Eiskristalle im Zauber des milchigen Sonnenlichts eines unserer neuen sagenhaften frosterstarrten Winter.
»Sailin' on the surface of the sun...« - Soundflight #1 heißt "Whitby Jet" und fliegt Destination West Coast hinein in die entrückte Traumsequenz eines endlos verlangsamten Sonnenuntergangs. Ruhe... "Silence" schweigt im gefühlvoll anziehenden Midtempo zeitlos durchs magische Meadowland. Die Landschaftsarchitekten dieses paradiesischen Fleckchens Erde führen Melodien à la "Bring To Me" auf staunenswert unvorhersehbar gebahnte, malerische Wege. Die Wurzeln der betörend duftenden Wiese werden offenbar in "Buttercup" - einer herausragenden, eigenständigen Song-Persönlichkeit, in ferner übernatürlicher Aura umgeben von David Crosbys beispielloser Klangstudie "Traction In The Rain".
Die charmanten, sinnlichst inspirierten Meadowlander mischen den sanften Industrial Pop der frühen Suzanne Vega mit der soundwissenschaftlichen Exzellenz eines Neil Finn oder den raffinierten Chamber-Rock-Arrangements des späteren, musikalisch differenzierteren Tom Petty. "Best Of You" und "What It Is" spielen sich ohrwurmcharakteristisch gar auf die ganz große dreidimensionale Leinwand des amerikanischen College-Pops, dessen Kult-Repräsentanten Fountains Of Wayne man nach diesen erstklassig produzierten Charts-Top-Aspiranten in den Schatten eines passablen Side-Acts zu stellen vermag.
Im chansonhaften "Sweet And Low" tanzt Meadowland - wieder beeindruckend souverän - einen Hauch federleichten, stilistischen French Pops stilprägender Jahrgänge. Die Möglichkeit "I Could Be Waiting" präsentiert zum "Harbours"-Finale noch einmal the very best of dreamy Meadowland in black and white, eine puristische Perle im Glanz zart-saitigster und subtilster stimmlicher Versuchung vom Ausgangspunkt intuitiver, völlig eigener songwriterischer Identität - ganz ohne Vergleich.
Eine echte Überraschung - wer hätte das gedacht?! Das erklärte Folk Pop-Highlight 2010 ist ein Nordlicht, hell erstrahlt am Ende dieses Jahres, unwiderstehlich bitter-süß im Geschmack…
Dream to go? Meadowland!
Line-up
Josef Bernberg (acoustic guitar, vocals)
Robin Tinglöf (acoustic and electric guitars, vocals, bass)
Cristopher Anderson (bass)
Henrik Stahlberg (drums, percussion)
Tracklist |
01:Whitby Jet
02:Silence
03:Bring To Me
04:Buttercups
05:Best Of You
06:What It Is
07:Likes Of You And Me
08:Sweet And Low
09:I Could Be Waiting |
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Externe Links:
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