Was war nochmal die 'Neue Deutsche Härte'?
Mitte der 90er im Sog von seinerzeit angesagten neuen deutschen Bands wie
Oomph und natürlich
Rammstein wurde die Floskel 'Neue Deutsche Härte' erschaffen. Dazu gehörte auch damals die Münchener Band
Megaherz, die mit ihrem Debüt, "Wer bist du?" 1997, schon einen ersten Achtungserfolg erzielen konnte. Zu verdanken hatten sie dies sicherlich auch der Single "Gott sein", die damals in den Clubs rauf und runter lief. Ich jedenfalls kann mich noch gut an das Lied mit dem prägnanten Refrain
»Es ist nicht leicht ein Gott zu sein« erinnern.
Neuer Sänger - neues Glück
Danach veröffentlichte die Band zwar noch konstant Alben, aber der erste Hype war verpufft und in der Öffentlichkeit wurde es ruhiger um die Truppe. Erst 2008 mit dem sechsten Studioalbum "Heuchler" und dem neuen Sänger
Lex, der mit bürgerlichem Namen
Alexander Wohnhaas heißt, gelang dann endlich wieder ein guter Charteinstieg und mit der nun vorliegenden "Götterdämmerung" sollte dies erneut gelingen. Ebenfalls noch nicht so lange dabei ist Schlagzeuger
Jürgen Wiehler. Diesen kennt man noch unter seinem Spitznamen
'Bäm Bäm' als Drummer bei
Bonfire.
Wagner lässt grüßen
Der Albumtitel "Götterdämmerung" ist sicherlich nicht zufällig an die gleichnamige Oper von
Richard Wagner angelehnt, denn genau wie bei
Wagner lieben
Megaherz bombastische Arrangements und die große Show. Der Opener und gleichzeitig die erste Single "Jagdzeit" ist nicht die einzige Nummer, die mit dem typischen prägnanten Gitarensound und auch provokantem Inhalt an
Rammstein erinnert. Dabei ist der Text, der sich mit dem Phänomen "Luxusluder" beschäftigt, leider nicht provokant, sondern eher peinlich. Textpassagen wie
»Im Bett hast du die Hand am Ruder« sind doch leider eher auf
Bloodhound Gang-Niveau.
Nach diesem Aussetzer geht es aber mit "Heute Nacht" und "Keine Zeit" viel besser weiter. Vor allem letztgenannte Nummer mit dem Thema Stress in der Arbeitswelt ist sehr gelungen. Mit "Das Licht am Ende der Welt" gibt es leider den zweiten, aber auch letzten, Ausfall zu verzeichnen. Die Nummer klingt schon sehr nach
Unheilig und ist mit dem platten Text Tiefpunkt der Scheibe. Der Rest weiß aber wieder durchaus zu gefallen und mit "Prellbock" hat man einen sicheren Live-Kracher im Gepäck. Ebenfalls erwähnenswert ist noch das schleppende "Mann im Mond" mit toller Melodie.
"Götterdämmerung" ist, wenn man von den beiden Ausfällen absieht, ein richtig gutes Rockalbum geworden, was auch allen Freunden von den erwähnten Rammstein oder Oomph gefallen dürfte. Druckvoll produziert und mit einem guten Schuss Härte dazu, gefällt mir die Scheibe bei jedem Hören immer besser. Wer die Jungs auch einmal live erleben möchte kann dies ab sofort tun, denn die Tour des Quintett ist bereits einen Tag vor Veröffentlichung dieser CD, am 20. Januar, angelaufen.