Megaherz / Götterdämmerung
Götterdämmerung Spielzeit: 49:46
Medium: CD
Label: Golden Core Records, 2012
Stil: Neue Deutsche Härte

Review vom 27.01.2012


Udo Gröbbels
Was war nochmal die 'Neue Deutsche Härte'?
Mitte der 90er im Sog von seinerzeit angesagten neuen deutschen Bands wie Oomph und natürlich Rammstein wurde die Floskel 'Neue Deutsche Härte' erschaffen. Dazu gehörte auch damals die Münchener Band Megaherz, die mit ihrem Debüt, "Wer bist du?" 1997, schon einen ersten Achtungserfolg erzielen konnte. Zu verdanken hatten sie dies sicherlich auch der Single "Gott sein", die damals in den Clubs rauf und runter lief. Ich jedenfalls kann mich noch gut an das Lied mit dem prägnanten Refrain »Es ist nicht leicht ein Gott zu sein« erinnern.
Neuer Sänger - neues Glück
Danach veröffentlichte die Band zwar noch konstant Alben, aber der erste Hype war verpufft und in der Öffentlichkeit wurde es ruhiger um die Truppe. Erst 2008 mit dem sechsten Studioalbum "Heuchler" und dem neuen Sänger Lex, der mit bürgerlichem Namen Alexander Wohnhaas heißt, gelang dann endlich wieder ein guter Charteinstieg und mit der nun vorliegenden "Götterdämmerung" sollte dies erneut gelingen. Ebenfalls noch nicht so lange dabei ist Schlagzeuger Jürgen Wiehler. Diesen kennt man noch unter seinem Spitznamen 'Bäm Bäm' als Drummer bei Bonfire.
Wagner lässt grüßen
Der Albumtitel "Götterdämmerung" ist sicherlich nicht zufällig an die gleichnamige Oper von Richard Wagner angelehnt, denn genau wie bei Wagner lieben Megaherz bombastische Arrangements und die große Show. Der Opener und gleichzeitig die erste Single "Jagdzeit" ist nicht die einzige Nummer, die mit dem typischen prägnanten Gitarensound und auch provokantem Inhalt an Rammstein erinnert. Dabei ist der Text, der sich mit dem Phänomen "Luxusluder" beschäftigt, leider nicht provokant, sondern eher peinlich. Textpassagen wie »Im Bett hast du die Hand am Ruder« sind doch leider eher auf Bloodhound Gang-Niveau.
Nach diesem Aussetzer geht es aber mit "Heute Nacht" und "Keine Zeit" viel besser weiter. Vor allem letztgenannte Nummer mit dem Thema Stress in der Arbeitswelt ist sehr gelungen. Mit "Das Licht am Ende der Welt" gibt es leider den zweiten, aber auch letzten, Ausfall zu verzeichnen. Die Nummer klingt schon sehr nach Unheilig und ist mit dem platten Text Tiefpunkt der Scheibe. Der Rest weiß aber wieder durchaus zu gefallen und mit "Prellbock" hat man einen sicheren Live-Kracher im Gepäck. Ebenfalls erwähnenswert ist noch das schleppende "Mann im Mond" mit toller Melodie.
"Götterdämmerung" ist, wenn man von den beiden Ausfällen absieht, ein richtig gutes Rockalbum geworden, was auch allen Freunden von den erwähnten Rammstein oder Oomph gefallen dürfte. Druckvoll produziert und mit einem guten Schuss Härte dazu, gefällt mir die Scheibe bei jedem Hören immer besser. Wer die Jungs auch einmal live erleben möchte kann dies ab sofort tun, denn die Tour des Quintett ist bereits einen Tag vor Veröffentlichung dieser CD, am 20. Januar, angelaufen.
Line-up:
Alexander Wohnhaas (vocals)
Christian Bystron (guitar)
Werner Weninger (bass)
Chris Klinke (guitar)
Jürgen Wiehler (drums)
Tracklist
01:Jagdzeit
02:Heute Nacht
03:Keine Zeit
04:Das Licht am Ende der Welt
05:Rabenvater
06:Prellbock
07:Mann im Mond
08:Feindbild
09:Herz aus Glas
10:Abendstern
11:Kopf oder Zahl
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