Was lese ich da schwarz auf gelb? »Men Eater lernten sich ganz normal kennen, wie man sich als Band halt oftmals kennen lernt: auf dem Rücksitz eines Vans auf der Rückfahrt von einem Festival.«
Ich dachte immer, auf dem Rücksitz eines Autos macht man anderes… nun, auf gewisse Weise war das in diesem Fall dann auch ein 'Akt der Zeugung': Eine Band wurde geboren.
Genanntes Ereignis fand 2004 irgendwo in Portugal statt. 2006 trug diese Verbindung dann die erste Frucht: eine titellose EP. Dieser sollten noch drei Longplayer folgen: 2007 "Hellstone", 2009 "Vendaval" und schließlich 2011 "Gold".
Diese bietet eine Legierung aus verschiedenen metallischen Elementen: Sludge, Doom, Stoner und Noise, enthält außerdem Spuren von alternativen oder postrockigen Klängen.
Das wirkt recht rau und ungeschliffen, eher matt denn strahlend glänzend, obwohl doch schon ein verführerisches Funkeln enthalten ist.
Manch einer, der nur nach hübscher Auslegeware Ausschau hält, die dem Auge (im Falle der CD "Gold" eher Ohr) leicht zugänglich und einschmeichelnd erscheint, wird dies nicht als Edelmetal(l) ansehen und vielleicht übersehen.
Men Eater sind sperrig und lärmig, die Melodien sind nicht spontan eingängig, trotzdem durchaus vorhanden. Keine kommerziellen Songstrukturen, nichts zum Mitsingen und dennoch mitreißend.
Mehr zum darin eintauchen, sich gefangen nehmen lassen im Sound. Dieser wirkt als Gesamtklangbild, auch wenn feine Details enthalten sind, von zarten verspielten Parts bis zu kantigen Riffs.
Eine faszinierende Reise in eine postmoderne Welt, emotional und mechanisch, warm und kalt gleichzeitig wirkend. Vielleicht sogar postapokalyptisch in ihrer Düsternis, doch immer wieder blitzt Hoffnung hervor, die endgültige Resignation hat noch nicht stattgefunden, Wille zum (Über-)leben ist erkennbar.
Wer sich darauf einlässt findet sogar bizarre Schönheit in der Welt des Metal(l)s - was hier einerseits die Musikrichtung meint, andererseits jedoch chemische Elemente wie z.B. das titelgebende "Gold".
Über weite Strecken hat die CD den Charakter eines Soundtracks, zu dem man sich einen eigenen Film im Kopfkino erzeugen kann. Die Bereitwilligkeit für einen solchen Trip ist beim Hören von Vorteil, ja vielleicht sogar Voraussetzung für die Begeisterung für die gebotenen massiven Wälle aus Tönen. Dass das Tempo vorwiegend schleppend ist, verstärkt den Eindruck des Schweren und Mächtigen.
Wer dem nicht folgen kann oder will, wird sich bei "Gold" vielleicht langweilen, es zu schwerfällig und uneingängig finden, vielleicht sogar fragen, warum es da keine Hits gibt. Es war sicher nicht die Absicht von Men Eater welche zu schreiben, sondern das Erzeugen von intensiver Musik, die sich nicht für die Einordnung in Schubladen interessiert, sondern sich verschiedener Stile bedient, um das Ziel zu erreichen. Dies ist durchaus gelungen - wobei gerade die sphärischen und leicht spacigen Momente überzeugen.
Line-up:
Mike Ghost (vocals, guitar)
Paulo Segades (guitars, vocals)
Pedro C. (bass)
Carlos BB (drums)
Gastmusiker:
Shella (keys)
José Vilarinho (sax)
Apolinário Correia (vocals)
Mr. Wolf (vocals)
Tracklist |
01:Illusion One (4:01)
02:Broken In Fiction (4:23)
03:Sustain The Living (3:41)
04:4:44 AM (6:21)
05:Atlantic (4:53)
06:The Ground Beneath The Ground We've Been (6:54)
07:Bracara (5:16)
08:When Crimson Trips (5:46)
09:S A V N (1:57)
10:The Golden (6:09) |
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