Meshuggah / 01.09.2008, Logo, Hamburg
Support: Liquid God und Trigger The Bloodshed
Logo Hamburg Meshuggah
Support: Liquid God und Trigger The Bloodshed
Hamburg, Logo
01. September 2008
Konzertbericht
Stil: Heavy Metal


Artikel vom 05.09.2008


Dion Kass
Meshuggah Wahnsinn, Wahnsinn, einfach nur der Wahnsinn! Verdammt, so einseitig fällt die Beschreibung des Hamburger Meshuggah-Gigs, am 01.09.08 im Logo, aus Sicht eines Fanboys aus. Im Versuch nun eine einigermaßen objektive Beschreibung abzuliefern, lassen wir einfach mal außen vor, dass die Jungs aus Schweden nur Hits am Start hatten, eine Performance sondergleichen ablieferten und einen einfach nur fantastischen Live-Sound boten. Eben der pure Wahnsinn.
Dabei ging der Abend etwas verhalten mit den ortsansässigen Liquid God los, welche sich zwar anstrengten, ordentlich Stimmung zu machen, aber nicht viel bewegen konnten. Vielleicht ist es den Zuhörern sauer aufgestoßen, dass allzu offensichtlich war, von welchen Bands man seinen Stil-Cocktail aus Post Rock, Death Metal und progressiven Elementen 'ausgeliehen' hatte. Vielleicht war der Support-Slot für die ungleich größeren Meshuggah auch ein wenig hoch gestochen. Aber vielleicht wollten die Fans auch nur die Kräfte für den Haupt-Act sparen. Man weiß es nicht. Fakt ist jedenfalls, dass die Band nicht sonderlich viel reißen konnte.
Trigger The Bloodshed Nicht wesentlich besser ging es mit den Newcomern
Trigger The Bloodshed weiter. Den jungen Burschen fehlte relativ offensichtlich irgendwo die Live-Erfahrung, obwohl sie sich auch außerordentlich ins Zeug legten. Weiterer, negativ auffallender Punkt war, dass der Live-Sound dank des Dauer-Geblaste und den fett bratzenden Gitarren arg matschig ausfiel. Was besonders schlecht ist, wenn man nicht allzu viel Abwechslung einbringt. So gab es auch hier eher Zurückhaltung, obwohl der ein oder andere Mini-Pit zu erspähen war.
MeshuggahNun ging das große Warten los. Das kleine Logo füllte sich zusehend, viele wollten einen Platz in den vordersten Reihen haben, um die Band gebührend abfeiern zu können. Lustigerweise war die Umbaupause dank eines eingespielten 80er Jahre-Pop-Songs in Dauerschleife fast unterhaltsamer als die beiden Vorbands.
Und dann ging es plötzlich los: Fünf Musiker treten ernst auf die Bühne, um gleich von Sekunde eins an mit "Perpetual Black Second" des Umbruch-Albums "Nothing" richtig abzuräumen. Es gibt kein Halten mehr! Die vordersten Reihen verwandeln sich über die gesamte Dauer der ersten paar Lieder in einen gewaltigen Dauer-Pit und jeder, wirklich jeder, wird mitgerissen.
Auch der zweite Track, das grandiose "Bleed", Auskopplung des neuesten Album "obZen", weiß natürlich gleich zu überzeugen. Doch was ist das? Die Jungs erdreisten sich tatsächlich, nur die verkürzte Video-Version des Stückes zu spielen und brechen an der geilsten Stelle einfach ab. Dieser kleine, aber dennoch enttäuschende Kritikpunkt, ist wieder zu verkraften, wenn man bedenkt was noch folgen sollte.
Meshuggah Weiter geht es nun mit dem ebenfalls vom "Nothing" stammenden, fast schon für Meshuggah-Verhältnisse ruhigen "Stengah". Langsam macht sich der Pit-Kraftakt (nach nur zwei Songs) bemerkbar und die Zuhörer werden ruhiger, konzentrieren sich mehr auf die Musik, die aus den achtsaitigen Gitarren ertönt und versuchen zu den kruden Takten zu Headbangen.
Nach dieser gemäßigten Nummer, folgt der nächste Paukenschlag in Form von "The Mouth Licking What You've Bled". Schon gibt es wieder Körpergulasch und ein begeisterter Chor grölt die (bei anderen Liedern relativ raren) Chorus-Zeilen mit. Leider bleibt das das einzige Stück des unterschätzten "Chaossphere"-Albums, zumindest "New Millenium Cyanide Christ" oder "Sane" hätte man noch spielen können. Aber gut, man will ja nicht meckern.
Meshuggah Die Band fängt auch langsam an zu dehydrieren und gönnt sich eine kurze Auszeit, bevor mit "Electric Red" weiter gefeiert wird. Nach diesem Smasher folgt mit "Suffer In Truth" ein weiteres Highlight. Einer der wenigen Songs, welche Sänger Jens Kidman alleine geschrieben hat. Deshalb und auch weil es noch vom relativ rohen "Destroy Erase Improve" stammt (mittlerweile auch schon 13 Jahre alt), klingt es etwas fremd im Set, obwohl es natürlich noch zu 114 % Meshuggah ist. Aber ein wenig Abwechslung schadet ja nie.
Ohne große Chance über das Gehörte nachzudenken, geht es gleich mit "Rational Gaze" weiter. Die enorme Zugänglichkeit des Stückes, dank seines außerordentlichen Grooves, wird bis aufs letzte ausgespielt, bevor man mit dem heftigen "Pravus" noch einmal nachsetzt.
Nun folgt das ganz, ganz, ganz, ja wirklich ganz große Finale mit dem Doppel-Schlag "Straws Pulled At Random" und "Future Breed Machine"! Bei ersterem geht wohl jeder Fan beim Hören in Gedanken auf die Knie, um der eiskalten, und dennoch absolut Herz erwärmenden Atmosphäre gegen Ende des Songs zu huldigen. Doch auch die ist sofort bei den ersten Samples des abschließenden Liedes vergessen. Ein letztes Aufbäumen und ein denkwürdiges Konzert geht zu Ende.
Meshuggah Unglaublich, dass der ganze Spaß nur knapp 60 Minuten gedauert hat. Schon zur Hälfte des Sets fühlte man sich, als ob man bereits Stunden zuhören würde. Gleichzeitig verging die Zeit wie im Fluge. Paradox, aber das passt ja zur Band. Weiterhin erstaunlich, wie viel von "Nothing" gespielt wurde. Nicht selbstverständlich wenn man bedenkt, dass Meshuggah erst vor kurzem ihren letzten Longplayer "obZen" rausgehauen haben.
Ein Abend also, der sich absolut gelohnt hat. Die mehr als stressige An- und Abfahrt ist vergessen, das lästige Warten auf die 'Könige des Tages' überspielt. Die hohen Merch-Preise vergeben. Jeder, der die Chance hat die Band einmal hautnah zu erleben, sollte diese auf jeden Fall nutzen. So was erlebt man nicht alle Tagen, zumal Meshuggah-Gigs in Deutschland relativ selten zu finden sind. Und wenn ich es nicht schon einmal gesagt hab, so will ich es jetzt tun: Es war einfach der absolute Wahnsinn!
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