Metal Inquisitor / Unconditional Absolution
Unconditional Absolution Spielzeit: 60:20
Medium: CD
Label: Hellion Records, 2010
Stil: Heavy Metal


Review vom 03.12.2010


Gunnar Körner
(Un-)Heiliges Blechle!! Also im Prinzip müsste hier eigentlich von der Sache her das kürzeste Review stehen, das ich je für RockTimes verfasst habe, und bestünde auf das Wesentliche reduziert aus: 'Scheibe des Jahres 2010, unbedingt kaufen wer metallische Ambitionen hegt und pflegt.'
Nun ja... um allerdings der Band und vor allem den gefühlten fünf Trillionen Fans und (Online-) Journalisten wirklich gerecht zu werden, die bei jeder Gelegenheit neuerdings unreflektiert Album- und Bandnamen vermeintlicher (alter) Göttertruppen auswendig lernen, weil sie es mal irgendwo anders aufgeschnappt haben und ständig Kult brüllen (ihr geht mir langsam auf den...aber lassen wir das) hole ich jetzt ein wenig weiter aus.
Irgendwann 2003 drückte mir Ex-Kollege Stefan die erste Veröffentlichung, "The Apparition", in die Hand mit den Worten »Deutsche Band, wird dir sicher gefallen.« Ja, sie gefiel mir wirklich gut, und sie klang dabei komplett anders, als man das gemeinhin von einer 'Teutonenband' erwarten würde. Schon die erste Platte zitierte an allen Ecken und Enden die 'New Wave of British Heavy Metal', insbesondere Raven, Iron Maiden und ein Schuss Saxon, aber auch Typers Of Pan Tang und andere britische Bands, die ihren Zenit meist in frühen Achtzigern hatten, machen die Zutaten des Sounds der fünf Koblenzer aus. Was allerdings damals wie heute gilt, ist dass man es schafft, sich mit seinen Veröffentlichungen trotz dieser vielen Zitate seine eigene Nische mit einem hohen Wiedererkennungswert zu kreieren. Aber erst als ich Metal Inquisitor das erste Mal livehaftig erlebt habe, begann ich die Band wirklich zu verstehen. Diese authentische Leidenschaft, mit der auf der Bühne zu Werke gegangen wird, reißt einfach nur mit und bereitet auch dann ein fettes Grinsen im Gesicht, wenn man wie ich als Ende der Siebziger Geborener die frühen Achtziger musikalisch nicht bewusst miterlebt hat, und ist eine mehr als wohltuende Alternative zum aufgesetzten Bühnengebaren manch aktuell gehypter Kasperkapelle. Oder anders ausgedrückt, die fünf leben einfach ihre Musik.
Mit dem Überflieger "Doomsday For The Heretic" als zweiter Veröffentlichung gelang eine deutliche Steigerung im Songwriting zum schon guten "The Apparition", Riffs und Melodien gingen noch ein Stück weit besser ins Ohr, die Scheibe ist als Ganzes zwingender. "Unconditional Absolution" ist nun der endgültige Feinschliff. Rojo veredelt mit seinem rauen Touch in der Stimme noch variabler als auf den Vorgängern die elf Kompositionen, nahezu jedes mögliche Soundloch wird mit geilen Soli, Riffs und Melodien zugemacht. Es kann einfach nicht langweilig werden, wobei die Abwechslung und vor allem die eingestreuten Zitate im Detail liegen. Kaum fragt man sich verdutzt ob man gerade etwas gehört hat, was man 100%ig kennt, da geht es auch schon weiter mit dem Rest bzw. dem nächsten Song (denkt irgendjemand beim Ende von "Persuader" an Maiden zu Paul Di'Anno-Zeit? ).
Natürlich sind diese Stellen nur das Salz in der Suppe, denn Metal Inquisitor klingen in erster Linie nach sich selbst, für einen reinen Plagiatvorwurf sind sie schlicht und einfach zu gut. Und darum soll es auch nicht gehen, alle Metalfans sowohl älteren als auch neueren Datums sollten bei dieser Klasse Gefallen an der Musik finden. Eingebettet in einen wunderbar differenzierten, warmen und dennoch rauen Klang, gibt die Instrumentalfraktion alles, haut uns pumpende Basslinien, treibende, hammerharte Drums und tolle Gitarrenarbeit um und in die Ohren. Die Refrains kommen so daher, dass man sie gleich nach einmaligen Anhören mitsingen könnte, und man bekommt sie dennoch nicht mehr aus dem Kopf, weil die Songs einfach Substanz haben und nachhaltig sind. Auch scheint man hörbar Spaß daran gefunden zu haben, verschiedene Soundeinstellungen, speziell im Gitarrenbereich, auszuprobieren.
Nein, es gibt an dieser Stelle keine Anspieltipps von mir. Die Scheibe ist von Anfang bis Ende perfekt, besser kann man melodischen, abwechslungsreichen, eingängigen und dennoch anspruchsvollen Heavy Metal nicht spielen. Die aktuelle Szene hat ihre bedingungslose Absolution erhalten. Nutzt sie.
Amen.
Line-up:
El Rojo (vocals)
Blumi (lead guitar)
T.P. (rhythm guitar)
Kronos (bass)
Havoc (drums)
Tracklist
01:Extinction
02:Casuality Evacuation
03:Quest For Vengeance
04:Drowning Death
05:Betrayed Battalion
06:Satan´s Host
07:The Arch Villian
08:Neropolis
09:Persuader
10:Suffer The Heretic To Burn
11:The Path Of The Rightous Man
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