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Micky And The Motorcars / Raise My Glass
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Leider wirbelt der 'Red Dirt' schon seit geraumer Zeit nicht mehr allzu viel Staub auf. Diese im Dreiländereck Oklahoma/Arkansas/Texas beheimatete Stilrichtung mischte vor gut zehn Jahren noch die Country-Szene gewaltig durcheinander. Die Flaggschiffe der Bewegung dümpeln derzeit zumeist nur vor sich hin... The Great Divide bringt seit sechs Jahren keinen Ton mehr auf einen frischen Silberling, wenigstens hat man sich kürzlich reformiert und Besserung gelobt. Dagegen legte Cody Canada sein Cross Canadian Ragweed - für mich stets die schärfste Truppe des Genres ("Alabama"!) - für ein Soloprojekt auf Eis. Die Randy Rogers Band ist zwar nach wie vor aktiv, aber 'gerissen' hat man in letzter Zeit wenig. Die Eli Young Band, anfangs ein großer Hoffnungsträger, hat sich an die fetten Fleischtöpfe des Mainstream-Country verzogen.
Der Rummel um Reckless Kelly scheint augenscheinlich ungebremst, lediglich die Endergebnisse überzeugen schon lange nicht mehr vollständig. Irgendwie scheint die (Fan-)Karawane in Richtung Alt. oder Nu Country weiter gezogen zu sein, denn hier ist wesentlich mehr 'Bewegung' erkenn- und hörbar. In diese Tristesse schneit das neue Album von Micky And The Motorcars und obwohl Kollege Dan vor einem dreiviertel Jahr von der Live-Performance der fünf Texaner mehr als angetan war (Kollege Joe übrigens nicht minder), ging diese Band bislang völlig an mir vorbei. Was für ein Fauxpas... Micky und Gary Braun heizen ihren Brüdern Willy und Cody - beide singen für Reckless Kelly - mit "Raise My Glass" gewaltig ein. Diese Scheibe versprüht mehr Funken, als die letzten drei RK-Silberlinge zusammen...
Sechs Alben in zehn Jahren ergibt eine ziemlich gute Quote für Micky And The Motorcars. Wenn die fünf Vorgänger derart hemdsärmlig lässig-locker daherrocken, muss man sich unbedingt auf die Suche nach diesen Perlen machen. Allen Songs ist eine zutiefst melancholische Grundstimmung gemein, die durch Mickys einschmeichelnde, aber depressive Stimme noch verstärkt wird. Folglich sind die stärksten Momente von "Raise My Glass" in den drei Balladen zu finden. "How Far I'll Go" trieft geradezu vor bitter-süßem Feeling, das bei "Faded And Gone" noch mit herrlich schmalzigen Hooks gekrönt wird. "Longer Walk In The Rain" erinnert an Jackson Brownes melancholischstes Album, "The Pretender", während knackige Rockssongs wie "A Thousand Years" oder "Any Longer Any More" an dessen "Lifes In The Balance"-Zeiten anknüpft. Besonders schön sind die Songs, die von Bukka Allens distinguiertem Piano- und Orgelspiel eine weitere Dimension verpasst bekommen. Ein permanenter Keyboard-Spieler würde den Motorcars sicherlich gut zu Gesicht stehen!
Melodisch und 'cremig' einschmeichelnd fallen die Midtempo-Rocker, die überwiegende Mehrheit der Songs, aus: griffige Hooklines, kompakt-eingängige Arrangements, also Highway-Music im allerbesten Sinn. Vor allem aber ist ganz viel Rock im Country - lässig 'fluppt' der Kaugummi im Mund hin und her, während man sich den Stetson in der flirrenden Mittagshitze tiefer ins Gesicht zieht. »Hey, Baby! Lass' uns nach Las Vegas reiten, die Sonne putzen...«
Der Druck auf der CD - einem Glasuntersetzer aus Kork nachempfunden - beweist, dass Micky und seine Motorcars offenbar mit einem Glas Rotwein, das einen verdächtigen Rand hinterlassen hat, angestoßen haben. Männer, da hebe ich doch spontan mein Glas mit Pfälzer Spätburgunder. Auf eine Scheibe, die schnörkellos und aus einem Guss daherkommt, die von vorne bis hinten 'chillige' Stimmung verbreitet, die man sich nur zu gerne auf die Endlosschleife legt - à votre Santé!
Line-up:
Micky Braun (lead vocals, acoustic guitar) Gary Braun (guitars, lead vocals - #8) Kris Farrow (lead guitars, Mandoblaster) Mark McCoy (bass) Shane Vannerson (drums, percussion) Additional Musicians: Bukka Allen (piano, organ, accordion, harmony vocals) Brian Standefer (cello, harmony vocals) Sally Allen (harmony vocals) Marty Muse (pedal steel) Kevin Welch (lead guitar - #4)
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