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Mideando String Quintet / Tutti Le Direzioni
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Die erste Feststellung: Das ist gar nicht der Bluegrass, wie man ihn typischerweise seit Charlie Monroe und seinen Bluegrass Boys kennt. Es sind lediglich die Instrumente, die hier wie dort verwendet werden. Schon eher geht das Mideando String Quintet in Richtung eines der Vorläufer von Bluegrass, nämlich der keltischen Folklore und gleich beim ersten Titel folgt ein kurzer orientalischer Einwurf. Selbstredend wird dazu italienisch gesungen. Das ist Musik, die ich so nie gehört habe. Also erster Pluspunkt! Das ist so interessant, dass man zwangsläufig zuhören muss und unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht. "Tutto Le Direzioni": Also in alle Richtungen... werden diese auch abgedeckt?
Gleich beim zweiten Titel. "Sono Sogni", gesellt sich jazziges Ambiente hinzu. Hier könnte Stephane Grappelli durchaus unbemerkt dazugestoßen sein. Wenn dann noch das Gitarrensolo auf der Akustischen ertönt, vermag ich den Einfluss der Musik eines Django Reinhardt nicht zu verleugnen. Bereits das Mandolinensolo schafft die Fusion zwischen den Stilen: Jazzgrass?
Der Leadsänger Riccardo Targhetta macht seine Sache sehr gut. Er hat die Stimmung jedes Titels jeweils mit flexibler Ausgestaltung gut im Griff. Erstmalig wird auf "Wonderful Town" englisch gesungen. Dieser folkige Song, mit akustischer Gitarre begleitet, wird mit dezentem Akzent vorgetragen und verbreitet typischen Charme. Die Violine ist melodieführend eingesetzt und veredelt mit ihrem schwungvollen und emotionalen Einsatz diesen zart vorgetragenen Titel, der, wie alle anderen auch, von den versammelten Background-Vocals unterstützt wird. Hier kommt als weitere Variante noch ein Harmonikasolo hinzu. Die Vielfältigkeit wird durch diesen Titel noch einmal unterstrichen und wir kommen nun zu etwas anderem: Zu den überwiegend eigenen Stücken finden sich vier Fremdkompositionen, die aufhorchen lassen.
Dies passiert zum ersten Mal beim fünften Song. Das kenn' ich doch? Klar: "Die Wanne ist voll" ist das, oder besser, das Original aus dem Film "Grease", "You're The One That I Want". Hier in etwa so vorgetragen, wie man das auch von der deutschen Band Texas Lightning erwarten könnte: »Huh, Huh, huh«. Die traditionelle Weise "Turkey In The Straw" wird instrumental vorgetragen und weist viele fröhlich-harmonische Elemente auf, die an die ganz alte Musik der USA erinnert. Mit E-Bass, so modern ist man schließlich auch, wird "Will The Circle" eingeleitet. In sanft wiegendem lateinamerikanischen Rhythmus schwebt der Titel über die Zeit, sehr luftig und leicht... Was ich zunächst vermutete, nach gut drei Minuten wird der Songtitel dann doch noch 'vollendet', indem kurz das Stück "Will The Circle Be Unbroken" angestimmt wird, ein guter Gag. Zwei Fremdtitel noch - Track acht werden wohl alle irgendwie kennen - "Video Killed The Radio Star" von den Buggles - hier auf ganz besondere Weise dem Ursprung entrissen, sowie der Queen-Titel, "These Are The Days Of Our Lives". Letzterer wird als schmachtende Ballade, die - angesichts der atmosphärischen Stimmung - auch vom Elend der aus Schottland vertriebenen Highlander handeln könnte, vorgetragen - sehr, sehr schön! Zwei Titel noch und dann sind wir endlich - pardon, leider – durch!
"Mani" ist eine weitere, sanft schwebende Ballade mit feinen Geigenklängen. Die Spielzeit von nahezu sieben Minuten lässt viel Raum zur Gestaltung. So hebt der Song nach knapp der Hälfte an, mit feinen Arrangementeinfällen energisch voranzutreiben. Der Titel bezieht sich auf den 6. August 1945 - möglicherweise (ich spreche kein Italienisch) ist hier der Abwurf der Atombombe über Hiroshima an diesem Tag gemeint - und bildet den Abschluss einer Platte mit sehr ungewöhnlicher Musik, die unaufdringlich, fein arrangiert und feinfühlig vorgetragen wird. "Tutti Le Direzioni" wird nie langweilig, sondern wartet mit vielen Überraschungen auf.
Line-up:
Riccardo Targhetta (lead vocals, percussion) Fabiano Guidi Colombi (acoustic and nylon strings guitar, african djembe, harmony vocals) Mirko Zanzarin (electric bass, harmony vocals) Alessandro Chiarelli (violin, harmony vocals) Stefano Santangelo (mandolin, octave mandolin, mandocello, harmonica, harmony vocals)
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