Mike & The Mechanics waren für mich persönlich eigentlich eher eine typische Studio-Truppe, da ihr Sound ja oftmals von technischen Spielereien geprägt ist, was ja für eine Band, die aus dem Dunstkreis von Genesis entstanden ist, auch nicht großartig verwunderlich ist.
Um so interessierter war ich daher, als jetzt ihre Live-DVD zur Besprechung angeboten wurde. Und im Nachhinein kann ich guten Gewissens attestieren, dass die Herren Mike Rutherford und Paul Carrack mitsamt ihren hervorragenden Begleitmusikern auf der Bühne auch ohne großes Brimborium vorzügliche Arbeit abzuliefern wissen.

Das Konzert im 'Shepards Bush Empire' in London ist der Höhepunkt einer Europatour, die hauptsächlich im Vorprogramm von Phil Collins abgelaufen war. Collins war auch letztendlich die Person, der es gelang, Carrack und Rutherford zum Weitermachen zu motivieren. Hier konnten die 'Mechaniker' ihr erstes Album "Rewired" nach dem tragischen Tod des Gründungsmitgliedes Paul Young ohne großen Druck präsentieren, so Mike im auch auf der DVD enthaltenen Interview. Dieser Gig wurde allerdings natürlich als Headliner abgewickelt.

Kommen wir zum musikalischen Inhalt: Das Werk bietet insgesamt 14 Live-Stücke, und sieben Videoclips ihrer größten Hits, die zwar optisch toll produziert sind, aber auf dem gleichen Rohling bereits in der Live-Version dargestellt werden. Von daher ein wenig doppelt gemoppelt, mir hätten noch vier, fünf weitere Konzertnummern aus ihrem reichhaltigen Fundus stattdessen besser gefallen. Anders herum wird so auch dem Spirit von Paul Young Tribut gezollt, der damit verdienter Maßen integriert wurde, was bei vielen Bands heutzutage nicht unbedingt als selbstverständlich gilt.

Die Performance findet nach der ersten Abtastphase mit der wunderschönen Ballade "If I Where You" vom aktuellen Album ihr erstes Highlight, die Carrack natürlich auf den Leib geschnitten ist. Sein toller einfühlsamer Gesang, sein klasse Akustikgitarrenspiel und die von Abbie Osmon eingestreuten Backings, sowie ein irres E-Solo von Jamie Moses machen den relaxten Song zum Genuss.
"A Beggar On A Beach Of Gold" wird von Mike Rutherford in einer kurzen Ansprache Paul Young gewidmet, der dieses Lied ja auch vormals gesungen hatte. Hier bemerkt man sofort leichte Probleme von Carrack, wenn er in die hohen Tonlagen muss, für die Youngs Stimme nun mal prädestiniert war, meistert dies aber letztendlich mit seiner ganzen, über die Jahre gewonnenen Routine.

Ein weiteres starkes Lied von "Rewired" ist "One Left Standing", ein kantig rhythmischer Dance-Song in Richtung "Tusk" von Fleetwood Mac mit souligen Backgrounds und einem grandiosen Trommelwirbel vom starken Drummer Gary Wallis zum Abschluss. Dann reiht sich ein Hit an den nächsten: "Silent Running", "The Living Years" und das den Hauptset abschließende "Over My Shoulder" immer noch einer meiner Lieblings-Pop-Rock-Stücke überhaupt, und wegen dessen ich mir überhaupt meine erste CD der Band gekauft habe. Hier größtenteils als Akustiknummer gebracht, mit schönen Ooohs von der auch äußerlich attraktiv anzuschauenden Abbie Osmon, dem obligatorischen Pfeifsolo Carracks und einer Mitsingpassage für's Publikum.
Die Zugabe "Word Of Mouth", ein eher holpriger Mitgröler, der nicht so mein Ding ist, heizt die Stimmung aber nochmals an. Inbegriffen ein schönes E-Solo von Mike und Vorstellung der Band, die sich am Ende Arm in Arm verbeugt und verdienter Maßen mit stehenden Ovationen vom Auditorium gefeiert wird.

Das abschließende Interview mit Mike und Paul wirft noch mal einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der Band, die Verarbeitung des Todes von Paul Young (Mike Rutherford immer noch offensichtlich schwer betroffen), die Gründe zum Entschluss für die Fortführung, das neue Album, etc.. Bild- und Tonqualität sind hervorragend. Mit knapp 127 Minuten Spielzeit auch ein recht umfangreiches Gesamtwerk. Zu empfehlen für jeden der gerne niveauvolle melodische Songs von gestandenen Musikern hört.