Milagro Saints / Mighty Road Songs
A Handful Of Tunes By Woody Guthrie
Mighty Road Songs Spielzeit: 26:14
Medium: EP
Label: Moon Caravan Records, 2013
Stil: Folk

Review vom 09.01.2014


Ulli Heiser
Manchmal kommt es, wie es kommen muss. So trafen sich zwei Musiker - eher zufällig, aber dann fanden sie gemeinsame musikalische Vorlieben. Gut, das ist mir auch schon passiert, dass ich jemanden treffe, der z. B. Dylan,Young, The Band, The Dead oder Gene Clark liebt. Aber wir gründen dann keine Band. Gottlob entschieden sich S.D. Ineson und Lee Kirby anders ...
Im Jahre 2001 spielten Milagro Saints in Woody Guthries Heimatstadt Okemah, OK auf dem "Woody Guthrie Folk Festival". Das Flair der Stadt als auch des Festivals nahm die Band in Beschlag und im vergangenen Jahr war es wieder so weit. Erneut trat die Band auf dem Festival in Oklahoma auf und hatte dieses Mal auch einige Coverversionen des 1967 verstorbenen Musikers im Repertoire. Wenn ich Woody so lapidar als Musiker bezeichne, so ist das eigentlich ein Frevel, denn dieser Mann ist eine Legende. Ihn, mit seinen meist sehr politischen Texten, den Urvater des Folk (neben Pete Seeger) zu nennen, trifft es da schon eher. Die Musik des Singer und Songwriter Woody Guthrie ist eine der ganz alten und starken Wurzeln auch von Spielarten, die man heute Roots Rock, oder übergreifend Americana, nennt.
Man kann sich demütig dem Fundus dieses Mannes annehmen, oder es aber machen wie die Musiker von Milagros Saints und die Songs elektrisch und mit einem frischen, Jam-artigen Überzug bringen. Die Nähe zum Original ist teilweise gewahrt durch die benutzten Instrumente. Mundharmonika, Geige, Mandoline, Piano und Dobro sind die Brücke zum Original. Dieses Original wäre heute selbst mit historischen Instrumenten kaum glaubhaft zu erreichen. Man schaue sich bitte einmal alte Filme aus dieser Zeit an. Die Große Depression überzog Amerika. Keine Arbeit, Armut und Straßenkämpfe. Woody war da mitten drin und das hört man den alten Aufnahmen zu jeder Zeit an.
Die Milagro Saints haben die Stimmung der Songs in die Jetztzeit transportiert. Zumindest merkt man, dass sie sich vor den Nummern verbeugen. Äußerst gelungen auch der Einsatz der Posaune, die "I Ain't Got No Home" einen besonderen Stempel von Traurigkeit verpasst. Die Band schafft es aber auch, durch ihr prickelndes Musizieren den ansonsten nachdenklichen Texten eine Spur Fröhlichkeit mitzugeben. Ohne den Text zu verfolgen möchte man zu "Do Re Mi" gerne in einer mexikanischen Cantina feiern, bevor man den Weg nach Kalifornien beschreitet. Die Reise ins gelobte Land, vor der Woody warnt:

»They think they're goin' to a sugar bowl, but here's what they find
Now, the police at the port of entry say,
You're number fourteen thousand for today
[...]
Don't swap your old cow for a car, you better stay right where you are... «


Auch die Textpassage »I'm a-goin' where the water taste like wine...« lädt erstmal zum fröhlichen Mitnicken ein. Klar will man da mitgehen. Aber die Aussage von "Blowin' Down This Old Dusty Road" ist eine andere. Die Platte macht Lust, sich die alten Guthrie-Sachen mal wieder im Original anzuhören. Aus der sicheren und im Vergleich problemlosen Distanz muss man heutzutage der Musik Guthries höchsten Respekt zollen.
Wie auch den Milagro Saints, die sich der alten Tunes gekonnt und mit Achtung angenommen haben. Leider kam nur eine EP dabei heraus. Viel zu wenig, auch in Anbetracht des riesigen, zur Verfügung stehenden Fundus.
Kollege Markus wird das neue Album der Band besprechen. Ich bin gespannt auf seine Zeilen... darauf, ob auch er die Quirligkeit, mit der Milagro Saints hier zu Gange sind, entdeckt, bzw. ob dieses 'Leben' in den Aufnahmen der neuen Scheibe ebenfalls zu Tage tritt. Woody hätte seine Freude an den "Mighty Road Songs".
Line-up:
S.D. Ineson (lead vocals, guitar)
Lee Kirby (accordion, piano, organ, harmonica)
Roberto Morales (electric rhythm guitar)
Jick wins-Low (drums, electric guitar, backing vocals, trombone, mandolin, fiddle)
Smitty (Dobro)
Steve Samosky (bass)
Karen Delahunty (vocals - #5)
Tracklist
01:Vigilante Man (4:51)
02:I Ain't Got No Home (5:21)
03:Do Re Mi (4:30)
04:Pastures Of Plenty (5:59)
05:Old Dusty Road Campfire (0:32)
06:Blowin' Down This Old Dusty Road (5:12)
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