Entstand noch Mitte der 90er der Eindruck, die Metal-Szene im Rhein-Main-Gebiet wäre bis auf ein paar wackere überlebende Bierkrüge dem Sensenmann zum Opfer gefallen, hat sich glücklicherweise mittlerweile das Blatt gewendet und es gibt einige aktive (teilweise junge) Bands.
Die 2001 gegründeten Mindreaper aus dem Vogelsbergkreis gehören zu denen, die lieber selbst die Sense bzw. Axt schwingen und dem Schnitter zeigen, wie lebendig sie sind.
Und zwar mit Thrash Metal, der mit einem Schuss Death Metal versetzt ist. Das ist schon mal keine verkehrte Wahl der Waffe.
Die Zahl ihrer Attacken ist allerdings noch recht übersichtlich. 2006 war der erste Streich, das Demo "Fatal Melodies", gefolgt von der EP "Absolute Zero" in 2009. Erst jetzt, 2012, erscheint nach mehr als zehn Jahren Bestehen das eigentliche Debüt, das "Human Edge (…To The Abyss)" getauft wurde.
Darauf wird ordentlich gekloppt und gerifft, wie es sich für eine Thrash-Band gehört, die den Sensenmann aus der Region vertreiben will. Dabei gehen sie präzise und brutal vor. Dennoch werden die Melodien und eingestreute Breaks nicht vergessen, so dass für Auflockerung gesorgt ist und auch mal kleine 'Aha-Momente' vorhanden sind, z. B. wenn ich mich in "Steer On Demise" an die abgefahrenen Australier Alchemist erinnert fühle.
Natürlich geht es meistens voll auf die Glocke, allerdings eher im gemäßigten Tempo, Geschwindigkeitsrekorde wollen die Hessen nicht brechen. Müssen sie ja auch nicht, intensive bretternde Riffs und stellenweise harmonische Leads reichen ja völlig, um so manches Thrasherherz zu erfreuen.
Kombiniert wird das Ganze mit Sebastian Rehbeins Stimme, die erfreulich variantenreich ist: Vom Keifen bis zum Growlen hat er so einiges drauf und damit etlichen Kollegen etwas voraus, die die Abwechslung vermissen lassen.
Manche Parts verleiten durchaus zum Mitbrüllen, "High Water Mark" hat gar eine Zeile (»the day when I die, the day when I die«), die man eventuell nicht mehr aus dem Kopf bekommt und ist für mich somit das zweite Highlight der Scheibe (neben dem bereits erwähnten "Steer On Demise").
Für ein Debüt ist "Human Edge (…To The Abyss)" recht ordentlich und beweist, dass da ein paar Jahre üben dahinter stecken. So betrachtet war die Wartezeit (Reifezeit?) nichts Verkehrtes und die Scheibe ist kein Schnellschuss.
Mindreaper haben zudem Wert auf eine differenzierte und authentische Produktion gelegt, die mir persönlich allerdings ein wenig zu hell ausgefallen ist. Für den Sound war Michael Schlor im Studio 13 verantwortlich, für das abschließende Mastering Andy Classen im Stage One Studio, womit man eine gewisse Professionalität erreicht hat.
Line-up:
Sebastian Rehbein (vocals)
Gunter Weppler (guitars)
Manuel Roth (bass)
Manuel Nozulak (drums)
Tracklist |
01:Black Head
02:Cryophobia
03:Little Round Top
04:Power Commandment
05:Cataclysmic Fire
06:Seven Days
07:Absolute Zero
08:Steer On Demise
09:High Water Mark
10:Erased Apocalypse
11:Trust And Betrayal |
|
Externe Links:
|