Mind's Eye / Walking On H2O
Walking On H2O
Nun hat es 4 Jahre gedauert, bis die Schweden Mind's Eye wieder ein Album vorlegen. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Gitarrist Frederik Grünberger ist ausgestiegen, dessen Parts werden nun gleich von Bassist Johan Niemann mit übernommen. Und Sänger Andreas Novak hatte im letzten Jahr mit "Forever Endeaver" ein Solo-Album aufgenommen.
Erstes Problem: Die Messlatte hängt nach dem Vorgänger "A Work Of Art" sehr hoch und ich nehme es gleich vorweg: Es ist nicht ganz gelungen, ein ähnlich brillantes Werk vorzulegen. Bei "Walking On H2O" handelt es sich ohne Zweifel um ein tolles Album und während es definitiv keinen Ausfall gibt, suche ich aber den richtigen Hammersong. Der Sound ist gut, allerdings auch nicht klasse. Mats Lindfors (Europe, Glenn Hughes) hat das Album gemastered, das Artwork für das Cover stammt von Mattias Norén.
Worum geht es thematisch? Es dreht sich um die Menschen, die Wissenschaft, Umwelt und um tödliche Viren. Also inhaltlich bietet das Album schon eine eher düstere Ansicht. Das macht aber nichts. Man merkt schon, wie detailversessen die Musiker sind und bemüht waren, diese Stimmung wirklich musikalisch an den Mann zu bringen. Ich denke, das ist ihnen weitestgehend gelungen.
Die Prog.-Anteile sind inzwischen geringer geworden, die Platte ist symphonisch und ziemlich glatt. Das wird einem schon beim Opener "Earth - The Movie" und dem folgenden "A Rabbit In The Hat" klar, denn die Band rockt mit wenig progressiven Einflüssen nach vorne weg.
Aber es gibt auch richtig düstere und harte Gitarren, obwohl die Scheibe im Ganzen eher soft gehalten ist ("Mrs. Clair Voyance"). Mein persönlicher Anspieltipp ist "Sacred Rules", denn es glänzt durch einen richtig schönen Gitarrenriff und gibt im Songinneren ein nettes Wechselspiel zwischen Gitarren und Keyboards wieder. Eine sehr beklemmende, jedoch beeindruckende Stimmung vermittelt "Flight Of The An.Unna.Ki.", ein sehr verspielter Song und ohne Zweifel progressiv. Insgesamt nimmt der Prog.-Anteil zum Ende des Albums zu.
So ein richtiger Höhepunkt ist das über 11 Minuten andauernde "Poseidon Says". Dieser Song ist auch thematisch bezeichnend für das Album. Ein Krebspatient ruft den griechischen Gott Poseidon an, weil er unsterblich werden möchte. In diesem Lied gibt's Dramatik, einfühlsame Gitarren, harte Riffs, Orgeltöne, Synthies etc. Das Tempo ändert sich mehrfach, so dass das Stück angemessen lang ist.
Fazit:
Mind's Eye haben in meinen Augen erneut ein sehr schönes Album vorgelegt, man hat zu jeder Zeit den Eindruck, dass die Band genau weiß, wohin sie will. Die Message der Scheibe kommt an, es ist gelungen, die doch düsteren Themen in angemessener Stimmung rüber zu bringen. Es handelt sich nicht um ein progressives, anstrengendes Teil, obwohl die Platte auch so nicht allzu schnell langweilig wird. Vor allen Dingen im ersten Teil der Scheibe dominiert der Melodic Rock, was sich später ändert. "Walking On H2O" ist kein Überflieger, aber dennoch ein sehr sauber produziertes Album, wo man schon jetzt gespannt ist, wie es mit der Band weiter geht. Hoffentlich dauert es nicht wieder 4 Jahre.
Line Up:
Vocals: Andreas Novak
Bassguitar & Guitars: Johan Niemann
Drums & Keyboards: Daniel Flores
7,5 von 10 RockTimes-Uhren


Spielzeit: 75:01, Medium: CD, Lion Music, 2006
1:Earth - The Movie (1:33) 2:A Rabbit In The Hat (6:12) 3:Equally Immortal (5:27) 4:Mrs. Clair Voyance (5:55) 5:Sahara In An Hourglass (5:32) 6:Out Of My System (6:15) 7:Umbrellas Under The Sun (6:00) 8:Sacred Rules (5:04) 9.The Nazca Lines (6:30) 10:Flight Of The An.Unna.Ki (3:20) 11:Heal My Karma (8:06) 12:When I Whisper (4:00) 13:Poseidon Says (11:02)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 04.02.2006