Misery Index / Traitors
Traitors Spielzeit: 37:28
Medium: CD
Label: Relapse Records, 2008
Stil: Grindcore/Death Metal


Review vom 30.09.2008


Dion Kass
Es gab sie ja, die Zweifler, die dachten, dass nach der etwas schwächeren Split-EP mit Mumakill nichts allzu Großes mehr von Misery Index zu erwarten wäre. Doch die Zeit der Ungewissheit ist nun zu Ende. Ihr neuestes Album "Traitors" beweist eindeutig, dass man noch immer mit den vier Jungs aus Baltimore rechnen muss. Die neue Scheibe ist ein ganz heißer Anwärter auf den Titel 'Album des Jahres' in der Sektion Extreme Metal.
Doch für all die, die sich bei dem Namen Misery Index nur nachdenklich am Kopf kratzen, noch einmal eine kleine Zusammenfassung: Misery Index spielen äußerst technischen Grindcore, welcher, vor allem auf den letzten beiden Alben mit Elementen des Death Metal und Hardcore angereichert wurde. Ihren Durchbruch erreichte die Band mit dem 2004er-Album "Retaliate" (Nuclear Blast Records). Die darauf folgende Tour machte sie vor allem außerhalb Amerikas bekannt. Es folgten mehrere EPs und Split-Veröffentlichungen, sowie das 2006er-Album "Discordia" (Relapse Records), welches nahtlos an seinen Vorgänger anknüpfte. Nun steht die neue Scheibe in den Startlöchern.
Und was hat sich geändert? Nicht viel, aber doch einiges. "Traitors" ist ungewöhnlich abwechslungsreich geworden. Los geht es mit dem stampfenden Intro "We Never Come In Peace", welches in das Grind-Massaker "Theocracy" mündet. Hier fällt vor allem die ungewöhnliche, sehr furiose Gitarren-Melodik in der Mitte des Songs und der sehr große Ohrwurm-Faktor des Refrains auf. Gegen Ende wird erstmal der Fuß ein wenig vom Double Bass-Pedal gelassen und das Tempo um einiges gedrosselt, was den Song noch brutaler werden lässt.
"Partisans Of Grief" funktioniert ähnlich, bietet auch einiges an absolut herausragenden Melodien und weiß auch dank seiner vielen Tempi-Wechsel zu überzeugen. Nun kündigt sich mit dem Titellied schon ein weiteres kleines Highlight an. "Traitors" beginnt sehr ungewöhnlich mit einem ordentlichen Breakdown im Refrain, bevor das Stück für kurze Zeit einmal die Schallmauer durchbricht, um dann wieder im Refrain zu enden. Flotte Nummer, die sofort in den Gehirnwindungen fest sitzen bleibt.
Track fünf, "Ghost Of Catalonia", fängt dafür wesentlich Death Metal-lastiger an, landet aber auch zwischendurch wieder teilweise im Grind-Sektor. Ganz großartig ist auf jeden Fall das geniale Gitarren-Solo gegen Ende des Tracks. Das folgende Stück "Occupation" ist wohl eines der längsten, was je den Federn von Misery Index entsprungen ist. Trotzdem ist es gelungen, die Spannung über die gesamte Spieldauer zu halten und nicht in Langeweile zu versinken. Dafür einen weiteren Daumen nach oben.
Auf eine lange Nummer folgt eine kurze. Das fixe "Ruling Class Cancelled" bollert sich einmal angepisst durch den Gehörgang, um dann schnell im melodischen, aber sehr schroffen "The Arbiter" zu münden. Das Stück erinnert sehr an "Retaliate", was nur von Vorteil sein kann. Die Eröffnungs-Melodie ist einprägsam wie nie zuvor.
Auch "American Idolatry" ist weit davon entfernt als Schmuse-Song klassifiziert zu werden, fällt bei der Klasse der anderen Songs aber leider ein wenig unter den Tisch. Das kann "Thrown Into The Sun" sicher nicht passieren. Der annähernd doomige Song fällt nun einmal im Kontext des Albums besonders auf. Es folgt der letzte Kraftschlag im Form von "Black Sites", der noch einmal alles vereint, was "Traitors" so großartig macht. Death Metal, Grindcore, Groove, Melodik und ein gewisser Grad an Sperrigkeit werden noch einmal auf ein Letztes so miteinander vermengt, wie es nur Misery Index können. Und sobald die letzten Töne des Albums verklungen sind, will man glatt erneut auf den knapp 40-minütigen Trip gehen.
Es ist einfach das Komplett-Paket, was so überzeugt. Die abwechslungsreiche Musik, die wütenden, teils höchst politischen Texte, das durchgehend hohe Niveau, die maßgeschneiderte Produktion und das untermauernde Artwork führen nur zu einem Schluss: Das Album gehört in jede halbwegs an extremeren Sachen orientierte Musik-Sammlung. Klar, wer noch nie mit so etwas was anfangen konnte, wird auch sicher nicht mit diesem Album ein Grind-Jünger. Alle anderen werden dafür auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen und das sogar Genre-überschreitend: Versprochen!
Line-up:
Jason Netherton (bass, vocals)
Sparky Voyles (guitars)
Adam Jarvis (drums)
Mark Kloeppel (guitar, vocals)
Tracklist
01.We Never Come In Peace
02.Theocracy
03.Partisans Of Grief
04.Traitors
05.Ghosts Of Catalonia
06.Occupation
07.Ruling Class Cancelled
08.The Arbiter
09.American Idolatry
10.Thrown Into The Sun
11.Black Sites
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